Wüste Szenen haben sich nach dem Fussballspiel zwischen Lausanne und GC am Samstagabend im Extrazug nach Zürich abgespielt: Die Zugbegleiter wurden von gewalttätigen Fans dermassen bedroht, dass sie selber die Notbremse zogen und den Zug verliessen.
Eigentlich wäre das Schlussresultat in Lausanne für den Zürcher Fusballclub GC positiv ausgefallen. Doch das hinderte ein rundes Dutzend gewaltbereiter Fans anscheinend nicht daran, im Spezialzug jegliche Hemmungen fallen zu lassen.
Bereits vor der Abfahrt in Lausanne warfen sie Flaschen, Bierdosen und sogar Zugsitze auf das Perron, wie Alexandre Bisenz von der Kantonspolizei Waadt am Montag auf Anfrage sagte. Er bestätigte einen Bericht in den Tamedia-Medien vom Mittwoch.
Auf der Fahrt betätigten die Hooligans dann zuerst über ein Dutzend Mal die Notbremse. Danach bedrohten sie die zwei Zugbegleiter und zwei Bahnpolizisten verbal wie auch physisch, sodass sich diese in den hintersten Wagen zurückziehen mussten. Dabei wurden sie von den gewaltbereiten Fans verfolgt.
Auch zu Sachbeschädigungen sei es gekommen, hiess es. Gemäss dem Bericht der Zeitung «Tages-Anzeiger» versuchten die Hooligans unter anderem, die verriegelte Durchgangstür einzuschlagen, und sie versprühten einen Feuerlöscher.
Die Gefährdung sei derart massiv gewesen, dass sich das Personal entschieden habe, selber die Notbremse zu ziehen und bei Chavorney VD den Zug bei zu verlassen, sagte SBB-Sprecher Stephan Wehrli auf Anfrage. Der Lokführer brachte den Zug dann noch bis nach Biel, wo er wegen der zahlreichen Verzögerungen erst um 2 Uhr morgens ankam.
Eine Weiterfahrt sei aufgrund der Streckensperrungen bis 4.30 Uhr nicht möglich gewesen, sagte der Sprecher. Ausserdem habe das Personal ausgewechselt werden müssen. Für die Weiterfahrt nach Zürich wurden rund 30 Polizisten aufgeboten – entsprechend kam es zu keinen weiteren Ausschreitungen.
Im Zug befanden sich laut Wehrli mehrere hundert Fans. Aber nur zwischen 10 und 15 Personen seien wirklich gewalttätig gewesen. Verletzt wurde niemand, doch die betroffenen Zugbegleiter mussten von einem Careteam psychologisch betreut werden. Die SBB reichte Strafanzeige ein. Bei Übergriffen auf das Personal gebe es keine Toleranz, sagte Wehrli.
Die SBB, der Grasshopper Club Zürich und die Swiss Football League verurteilen die gewalttätigen Übergriffe gegen Personen und die Sachbeschädigungen in aller Deutlichkeit. Für Manuel Huber, CEO der Grasshopper Fussball AG, sind die Vorfälle der vergangenen Wochen «absolut nicht tolerierbar». «Einmal mehr haben einige wenige gewaltbereite Personen den Sport missbraucht und mit ihren verwerflichen Taten die 99 Prozent gewaltlosen und am Sport interessierten Fans in Mitleidenschaft gezogen», so Huber.
Für die SBB sind jegliche Tätlichkeiten gegen Mitarbeitende absolut inakzeptabel und werden in jedem Fall geahndet. Die SBB hat in Absprache mit den Fankontaktpersonen beschlossen, dass an den kommenden Wochenenden kein Fanextrazug für Fahrten zu Raiffeisen Super League Spielen des Grasshopper Club Zürich zur Verfügung gestellt wird. (whr/sda)