Schweiz
Schule - Bildung

Schulen und Lehrer fordern von den SBB billigere Tickets für Klassenlager.

Eine Schulklasse nimmt auf ihrer Schulreise einen Wagen der SBB auf dem Hauptbahnhof Zuerich in Beschlag, aufgenommen am 20. August 1987. (KEYSTONE/Str)
Klassenlager sollen dank den SBB wieder beliebt werden wie einst: Eine Schulklasse am HB Zürich im Jahr 1987.Bild: KEYSTONE

Lehrer fordern verbilligte Tickets – SBB sollen Klassenlager retten

Schulen und Lehrer wollen billigere Tickets für Reisen und Exkursionen – sonst drohe eine Zweiklassengesellschaft
26.05.2018, 07:0126.05.2018, 08:17
yannick nock / schweiz am wochenende
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Ein Artikel von Schweiz am Wochenende
Schweiz am Wochenende

Damit auch künftig jedes Kind an einem Ski- oder Klassenlager teilnehmen kann, hoffen Schulen auf Hilfe der SBB. In einem kürzlich verfassten Positionspapier nimmt der Schweizer Schulleiterverband nicht nur die Kantone und Gemeinden in die Pflicht, sondern auchden öffentlichen Verkehr. Das Ziel: Die Tickets für Klassenfahrten sollen billiger werden, damit Schulen Exkursionen und Lager weiter bezahlen können. Der gewöhnliche Gruppenrabatt reiche nicht.

Hintergrund der Forderung ist ein Urteil vom Dezember. Das Bundesgericht kam zum Schluss, dass obligatorische Angebote von Schulen kostenlos sein müssen. Neu dürften von Eltern maximal 16 Franken pro Tag für Verpflegung verlangt werden. Je nach Schule zahlten Eltern bisher zwischen 150 und 300 Franken für eine Lagerwoche. Manchmal auch mehr.

Nun geht es um die Frage, wer für das Defizit aufkommt, denn das Klassenlager ersatzlos streichen, wollen die Schulen nicht. «Für das soziale Lernen sind solche Lager extrem wichtig», sagt Bernard Gertsch, Präsident des Schweizer Schulleiterverbandes (VSLCH). Die Reisen seien aus der Schule nicht wegzudenken. Die Verunsicherung nach dem Gerichtsentscheid sei spürbar. In einigen Gemeinden würden über Ersatzangebote im Klassenzimmer diskutiert – allerdings nur für Kinder, deren Eltern nicht zahlen können. Das sei ein Fehler, sagt Gertsch. Schüler sollten ein Lager zusammen erleben dürfen.

Sonderangebote gibt es bereits

Ausserdem fürchtet Gertsch, dass sich eine Zweiklassengesellschaft auftue. Reiche Gemeinden könnten für die Lager aufkommen, ärmere nicht. Dann würde der Wohnort der Kinder entscheiden,ob sie in ein Klassenlager gehen oder nicht. «Das darf nicht sein.»

Gertsch verweist auf bereits bestehende Sonderangebote. So ist es beispielsweise für Teilnehmer der Berufsmeisterschaften «Swiss Skills» dank den SBB möglich, für lediglich 20Franken zum Veranstaltungsort nach Bern zu fahren – egal woher die Jugendlichen aus der Schweiz anreisen.

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Mit ihrem Anliegen sind die Schulleiter nicht alleine. Auch beim Schweizer Lehrerverband sind die Ticketpreise ein Thema. An der vergangenen Präsidialkonferenz des Verbandes im April wurden die SBB kritisiert. Wie das Magazin «Bildung Schweiz» schreibt, ärgerten sich die Lehrkräfte über die hohen Kosten: «Heute sind einige Fahrten mit dem Car günstiger», wird der Lehrerpräsident aus Appenzell-Ausserrhoden zitiert. Die Präsidentin aus Graubünden sah im Bundesgerichtsurteil «ein starkes Argument für günstigere SBB-Preise».

Lehrer planen Vorstoss

Auf Anfrage gibt Lehrerpräsident Beat Zemp bekannt: «Wir arbeiten an einem Vorstoss.» Für Details sei es allerdings zu früh. Es mache wenig Sinn, Nachhaltigkeit zu unterrichten, gleichzeitig aber mit einem Car durch die Schweiz reisen zu müssen, weil Zugtickets zu teuer geworden sind.

Allerdings müssten auch Gemeinde und Kantone einspringen, wie der Verband in einem Positionspapier vorrechnet. In einer Gemeinde mit einem Schulbudget von 24 Millionen Franken würde sich der Betrag durch die Lagerkosten lediglich um 40'000Franken erhöhen. «Da muss eine Lösung möglich sein», sagt Zemp.

Die SBB verweisen auf Anfrage an den Verband öffentlicher Verkehr, den nationalen Dachverband der Transportunternehmen. Direktor Ueli Stückelberger ist skeptisch: «Ich sehe das Problem, aber es ist nicht primär Aufgabe des öffentlichen Verkehrs, Schüler besonders billig oder gar gratis zu transportieren.» Essei an den Kantonen die Finanzierung der Schulen zu sichern. Weitere anlassbezogene Aktionen wie bei den Swiss Skills zu günstigen Konditionen seien aber denkbar.

Noch ist allerdings keine Lösung in Sicht, die Zeit drängt. In vielen Schulen wird derzeit über das Budget fürs kommende Jahr diskutiert. Bis zu den Sommerferien sollte es stehen – mit oder ohne Lager.

Sind in jedem Klassenlager dabei: Diese 10 Lehrer-Typen

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62 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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N. Y. P. D.
26.05.2018 07:19registriert Oktober 2015
Nennen wir doch das Kind beim Namen.

Weil die Firmen immer weniger Steuern bezahlen müssen (SVP/FDP), hat es halt kein Geld mehr für Klassenlager. Und LU musste deswegen den Pausenapfel streichen und Schülern Zwangsferien geben.

Schiebt jetzt ja nicht den SBB den Schwarzen Peter zu !
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bebby
26.05.2018 08:29registriert Februar 2014
Das mit den Cars ist mir auch aufgefallen. Aber ehrlich gesagt ist ein Car nicht nur günstiger, sondern viel bequemer und praktischer, weil man direkt zum Lagerhaus fahren kann, und somit die Umsteigerei entfällt.
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Likos
26.05.2018 11:39registriert Januar 2014
Meine Lehrerin war da immer pragmatisch. Lager kostet XXX.- und hat dann neutral darum gebeten, Eltern wo es möglich wär, 50.- mehr zu Zahlen um die Eltern zu entlasten wo es nicht so drin lag. Hat einwandfrei geklappt.
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