Der Wechsel in der Sprachregelung ist SVP-Vertretern sofort aufgefallen. Seit kurzem ist in der Korrespondenz der SVP nicht mehr nur von der Wahl des Parteipräsidenten die Rede. Sondern von der Wahl einer Präsidentin oder eines Präsidenten.
Erhält die SVP ihre erste Präsidentin der Geschichte? Die Chancen sind intakt. Die Aargauer Nationalrätin Martina Bircher (36) ist auf der Liste von vier Kandidierenden zu finden, welche die Findungskommission erstellt hat. Mit den Nationalräten Roland Rino Büchel (SG, 54), Andreas Glarner (AG, 57) und Alfred Heer (ZH, 58).
Obwohl erst 2019 neu ins Parlament gewählt, scheint Bircher gegenüber den drei Männern einen kleinen Bonus zu haben, die über 50 Jahre alt sind. Sie scheue sich nicht vor «Knochenarbeit», schreibt sie auf ihrer Homepage. So etwa, als sie sich von der kaufmännischen Lehre in der Maschinenindustrie über ein Betriebswirtschaftsstudium an der Fachhochschule zur Nationalrätin hocharbeitete.
Bircher gilt als sehr ehrgeizige Politikerin mit unbändigem Willen, die ihre Ellbogen einsetzt, um Ziele zu erreichen. Seit 2014 ist sie als Gemeinderätin in Aarburg für das Ressort Soziales, Gesundheit und Jugend zuständig. Ihr politisches Gesellenstück lieferte sie ab, als sie die Spitex-Kosten in der Gemeinde halbierte. Sie schrieb die Leistungen öffentlich aus.
In der Findungskommission macht sich vor allem Ernst Hasler stark für Bircher, wie mehrere Quellen bestätigen. Fehlende Erfahrung auf nationaler Ebene und die mangelhaften Französisch-Kenntnisse sind ein Handicap für sie. Viele glauben zudem, sie hätte es in öffentlichen Diskussionen mit anderen Präsidenten schwer. Mit Nationalrat Franz Grüter würde ihr aber ein erfahrener Stabschef zur Seite stehen. Das Amt war vor kurzem neu geschaffen worden.
Die Findungskommission tagt am Montag zu Martina Bircher und zu Roland Büchel. Diese Kandidaturen kamen in den letzten Wochen zustande. Bircher wie Büchel wollen sie nicht bestätigen. Beide verweisen auf die Findungskommission.
Büchel gilt als intelligenter, leiser Politiker, der fünf Sprachen spricht. Es könnte Sinn machen, dass ein «älterer Herr» jetzt für drei, vier Jahre Präsident werde, sagt er. «Dann könnte die junge Generation um Diana Gutjahr, Lars Guggisberg, Esther Friedli, Marcel Dettling und Co. übernehmen.»
Er macht dezidierte Aussagen zur Wahl und zur SVP. «Im Gegensatz zur Glättli-Diktatur bei den Grünen und zum Sololauf von Wermuth/Meyer bei der SP sollte die SVP die Konkurrenz spielen lassen», sagt er. Sie belebe das Geschäft. «Wer sich so durchsetzt, wird ein breit akzeptierter Präsident. Wir haben ja keinen Richtungsstreit.» Er propagiert «eine Art Roadshow für die Kandidaten». Roland Büchel: «Das wäre polittaktisch eine gute Alternative. Wir könnten die Begrenzungsinitiative im Sommer besser befeuern, die Kandidaten gewännen an Format.»
Für ihn ist die SVP «kein Sanierungsfall». Zwar gebe es «grosse Baustellen und sehr viel Arbeit», sagt er. «Doch die Themenkonjunktur spielt für uns.» Die SVP stehe als einzige Partei für eine selbstständige Schweiz, die den Bürger mit dem CO2-Gesetz nicht zusätzlich belasten wolle und beim Corona-Geld auf die Bremse stehe.
Schon länger bekannt sind die Kandidaturen von Alfred Heer und Andreas Glarner. Sie wurden von der Findungskommission bereits durchleuchtet.
Nach der Sitzung vom Montag soll der Parteileitungsausschuss informiert werden – und entscheiden, ob die Findungskommission noch weitere Abklärungen treffen soll. Diese will keine Empfehlung für Kandidaten abgeben. Für sie scheint es denkbar, der Delegiertenversammlung vom 22. August mehrere Kandidaten vorzuschlagen.
Diese Frau Bircher ist eine Schaumschlägerin allererster Güte! Eigentlich passt sie aber damit extrem gut zu den Sünnelis.