Der Tenor in der Gesellschaft zur Arbeitseinstellung der Generationen Y und Z lautet oft: faul, aber anspruchsvoll, wenig arbeiten, aber viel verdienen.
Eine neue Studie der AXA Versicherungen zum KMU-Arbeitsmarkt hat nun untersucht, inwiefern diese Vorurteile gegenüber der jüngeren Generationen tatsächlich zutreffen. Das Ergebnis dürfte einige überraschen.
Zunächst stellte die Studie fest: Der Fachkräftemangel bleibt auch 2024 ein grosses Problem für Schweizer KMU. Über 40 Prozent gaben an, dass dort die grösste Herausforderung liegt. Zudem spüren viele kleine und mittlere Unternehmen den andauernden Fachkräftemangel auch im Verhalten ihrer Angestellten. «Der anhaltende Fachkräftemangel verändert das Kräfteverhältnis am Arbeitsmarkt: Arbeitnehmende kennen ihren Wert und formulieren zusätzliche Erwartungen an künftige Arbeitgebende. Darauf müssen KMU zunehmend reagieren können, wollen sie ihre offenen Stellen besetzen», erklärt Michael Hermann, Geschäftsführer des Forschungsinstituts Sotomo.
Das tun die KMU auch, und zwar gemäss Studie mit Lösungen wie dem Angebot von grösserer Flexibilität beim Arbeitspensum und der Arbeitszeit: Rund die Hälfte aller befragten Unternehmen (48 Prozent) gab demnach an, 2024 mehr Teilzeitstellen anzubieten, um genügend Mitarbeitende rekrutieren zu können. 47 Prozent bieten mehr Flexibilität bei der Arbeitsgestaltung – wie Homeoffice oder Vertrauensarbeitszeit.
So weit, so erwartbar. Die Studie zeigt aber auch: Dass es in erster Linie die jüngere Generation ist, die Dinge wie Work-Life-Balance hoch gewichtet und ausschliesslich den «Foifer und s'Weggli» will, stimmt nur bedingt. Zwar deckt sich die Sicht der Unternehmen in vielen Aspekten mit der öffentlichen Wahrnehmung. Ein Vergleich der Generationen zeigt aber, dass junge Arbeitnehmerinnen und -nehmer (unter 30 Jahren) nicht höhere Ansprüche haben dürften als die ältere Generation (über 30 Jahre). Oftmals hat die jüngere Generation sogar tiefere – zumindest nehmen das ihre Arbeitgeber so wahr.
Ein Drittel der befragten Arbeitgeber gab an, dass der jüngeren Generation Selbstverwirklichung wichtiger sei als der älteren Generation. Umgekehrt waren es nur 22 Prozent.
Allerdings zeigt die Studie auch auf: Ältere Generationen haben gleichermassen Ansprüche. So sind eine gesunde Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeitmodelle und flache Hierarchien gemäss der Arbeitgeber für die zwei Altersgruppen praktisch gleich wichtig – also egal, ob über oder unter 30-jährig.
Den deutlichsten Unterschied gibt es laut den KMU beim Lohn als Entscheidungsfaktor. Die Ergebnisse zeigen, dass älteren Generationen die Entlöhnung wichtiger ist als der jüngeren Generation (50 Prozent versus 24 Prozent). Ältere Arbeitnehmerinnen erwarten also mehr materielle Anerkennung für ihre Arbeit als die Generationen Y und Z.
Ebenfalls häufiger von der älteren Generation gefordert sind gemäss den Angaben der KMU immaterielle Aspekte wie Wertschätzung (54 Prozent versus 15 Prozent), Teamgeist (46 Prozent versus 13 Prozent) und Umgangsformen (34 Prozent versus 12 Prozent).
Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung zeigen die Ergebnisse der befragten KMU also, dass junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger Gegenwert für ihr Engagement verlangen.
In einem Punkt bestätigt die Studie aber das Klischee der «faulen Jungen». Die befragten Unternehmen geben an, dass es eher die Jungen sind, die weniger leisten und nur «Dienst nach Vorschrift» machen. Die jüngere Generation zeigt demnach auch weniger Verantwortungs- und Leistungsbereitschaft als ihre älteren Kolleginnen und Kollegen.
Grosse Unterschiede gibt es auch bei der Bewertung der Loyalität gegenüber dem Unternehmen.
Zum Schluss wollte die Umfrage noch herausfinden, ob die jüngere Generation häufiger mit psychischen Erkrankungen auffällt. Eine Mehrheit der KMU (53 Prozent) stellt hinsichtlich dieser Frage keinen Unterschied zwischen den Altersgruppen fest. Psychische Krankheiten wirken sich demnach unabhängig der Generationen auf das Arbeitsleben aus.
Tja, Loyalität kriegt man halt nicht mehr geschenkt.
Viele vor allem grössere Unternehmen sind heute nur noch daran interessiert, Kosten zu optimieren, der Mitarbeiter eine Nummer welche jederzeit ausgewechselt werden kann. Warum also sollte der Mitarbeiter, wenn er die Möglichkeit hat, nicht auch optimieren, mehr Verdienst, neues Wissen usw.. Dies sind halt häufig die direkten ‚Folgen’ eines Stellenwechsels.
Das ist ein bisschen so, als ob man meinen Nachbarn fragen würde, was ich von meinem Gemüsegarten halte... Konnte Sotomo nicht die direkt Betroffenen befragen? Die Angestellten?