Den ersten Kampf dieser Olympischen Spiele gewinnen die Schweizer schon einmal durch ein klares K.o. Das Haus mit den vielen roten Flaggen überragt das benachbarte österreichische deutlich. Vom Dach hat man einen fantastischen Ausblick, auf der einen Seite fast in Griffnähe das Stade de France, auf der anderen in der Ferne der Eiffelturm.
Rein kommt hier ohne Einladung kein Fremder, darüber wachen gleich zwei Plüsch-Bernhardiner im Eingang. Barry ist seit den so erfolgreichen Spielen vor drei Jahren in Tokio das Maskottchen. Er wird gerne von den Sportlern zu ihren Trainings mitgenommen, damit der Glücksbringer an verschiedenen Orten auf Social Media inszeniert werden kann.
Im olympischen Dorf fehlt es den Sportlern an nichts. Die riesige Dining Hall ist mit einer Kapazität von 3200 Plätzen das aktuell grösste Restaurant der Welt, die Auswahl riesig, der Andrang ebenso, die Warteschlangen teilweise lang. «Kinderkrankheiten», nennt dies der Schweizer Delegationsleiter Ralph Stöckli. Wer trainieren will, hat verschiedene Fitnesszentren, eine Fechthalle hat es ebenfalls, einen Supermarkt, einen grossen Schönheitssalon, ein Café – der einzige Ort, an dem die Kurzzeit-Gäste ohne Akkreditierung für das Village etwas trinken können.
Ausserhalb der beiden Besuchstage von dieser Woche sind die Sportler und ihre Coaches und Betreuer unter sich. Wenn Rafael Nadal oder Carlos Alcaraz vorbei gehen, werden aber selbst die Sportstars zu Fans, die ihre Handys zücken. Eine Strandbar direkt an der Seine, die hier im nördlichen Pariser Vorort Saint-Denis durch das olympische Dorf fliesst, lädt zum Verweilen ein. Baden ist allerdings untersagt.
Ein Boot der «Police Nationale» patrouilliert, ansonsten sind die Sicherheitskräfte vor allem an den Eingängen sehr präsent. Wer zum erlauchten Kreis gehört und im Dorf drin ist, kann sich ziemlich sorgenfrei bewegen.
In ihrem eigenen Refugium haben sich die Schweizer auf zehn Stockwerken gemütlich eingerichtet. Die Wohneinheiten sind eher spartanisch, Luxus sieht anders aus. Aber trotz Sommerwärme draussen und fehlender Klimaanlage ist es angenehm kühl. 22 Grad zeigt das Thermometer im Zimmer des Badmintonspielers Tobias Künzi. «Die Kühlung funktioniert irgendwie mit Flüssigkeiten», weiss der Aargauer.
Drei bis vier Schlafzimmer gruppieren sich jeweils um eine kleine Lounge. Auch vom Balkon bietet sich eine wunderbare Aussicht auf das riesige Haus des US-Teams, die Plaza mit den 206 Flaggen der teilnehmenden Nationen oder die gemeinsame Unterkunft vieler pazifischer Länder.
Eindrücklich und bedrückend zugleich ist das ukrainische Haus. Im Erdgeschoss hängen im Fenster Kinderzeichnungen und Botschaften aus der Heimat. «United We Stand For Ukraine» (vereint stehen wir für die Ukraine ein), lautet der Slogan.
Ruhiger als die Vertreter aus dem kriegsgebeutelten Land werden die Schweizer Vertreter schlafen. «Rêvez vos exploits de demain» steht am Kopf jedes Betts (aus Karton und fast beliebig verlängerbar). Träumt von euren Exploits von morgen. Die Betten seien sehr bequem, versichert Tobias Künzi. Und einen Exploit wird er am Sonntag auch tatsächlich brauchen. Er startet gegen die Weltnummer 6 aus China in seine ersten Olympischen Spiele. (abu/sda)