Schweiz
Wirtschaft

CS-Chef Gottstein angeblich vor Rücktritt

CS-Chef Gottstein laut «Wall Street Journal» angeblich vor Rücktritt

26.07.2022, 20:58
Mehr «Schweiz»

Die Credit Suisse steht laut dem «Wall Street Journal» unmittelbar vor der Bekanntgabe des Rücktritts ihres Konzernchefs Thomas Gottstein. Die Bank, die am (morgigen) Mittwoch ihre Zahlen zum Halbjahr publiziert, wollte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP zum Sachverhalt jedoch nicht äussern.

«Wir kommentieren Spekulationen nicht», sagte eine Sprecherin der CS. Zuvor hatte die amerikanische Wirtschaftszeitung berichtet, dass der Rücktritt von Gottstein ein Teil der Bemühungen sei, den Turnaround bei der kriselnden Schweizer Bank zu schaffen. Wer für die Nachfolge von Gottstein im Gespräch sei, habe man jedoch nicht klären können.

Der Zeitpunkt des Ausscheidens stehe auch noch nicht fest, so die US-Zeitung weiter. Eine Ankündigung des Rücktritts könnte aber bereits am (morgigen) Mittwoch erfolgen, wurden mit der Sache vertraute Personen zitiert.

Der CS-Konzernchef Thomas Gottstein erwartet nur geringe Kreditausf
Thomas GottsteinBild: sda

Die Credit Suisse hatte im Juni angekündigt, dass sie ihren dritten Quartalsverlust in Folge ausweisen werde. Ins Minus gezogen wird das Gesamtergebnis laut den Angaben von einem Verlust der Investment Bank. Die Division dürfte in den vergangenen Monaten stark unter dem schwierigen Finanzmarkt-Umfeld gelitten haben.

Von Archegos bis Greensill

CEO Gottstein leitet die Bank seit Mitte Februar 2020. Vorgänger Tidjane Thiam hatte wegen einer Beschattungsaffäre zurücktreten müssen.

epa08199745 (FILE) Tidjane Thiam, CEO Credit Suisse, during an extraordinary general assembly in Bern, Switzerland, 19 November 2015 (reissued 07 February 2020). Credit Suisse's chief executive T ...
Stolperte über eine Beschattungsaffäre: Tidjane Thiam.Bild: EPA

Unter Gottsteins Ägide hat die Bank jedoch erneut eine Reihe von kostspieligen Debakeln erlitten, darunter die Zusammenbrüche von Greensill Capital und Archegos Capital Management Anfang 2021. Gottstein soll nun eigentlich die Sanierung der Bank leiten.

Doch riss die Welle der negativen Berichterstattung nie ab, auch am (heutigen) Mittwoch nicht. So wurde bekannt, dass die CS laut einem Gericht in den Bermudas 607 Millionen Dollar in einem Streitfall mit dem früheren georgischen Regierungschef Bidzina Ivanishvili bezahlen muss.

Das Gericht auf der karibischen Inselgruppe hatte die Credit Suisse Ende März zu einer Zahlung an Ivanishvili verurteilt. Allerdings hatte es zunächst die genaue Urteilssumme noch offen gelassen. Die Schweizer Grossbank hatte umgehend angekündigt, das Urteil anzufechten.

Rückendeckung von VRP für Gottstein

Ende April hatte CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann dem unter Beschuss geratenen Gottstein allerdings noch den Rücken gestärkt. Die Rückkehr der krisengeschüttelten Grossbank in die richtige Spur solle gemeinsam mit Gottstein geschafft werden, hatte Lehmann in einem Interview gesagt.

In this photo provided by Credit Suisse, Axel Lehmann poses for a portrait taken in Zurich in Jan. 2022. Lehmann will replace Antonio Horta-Osorio as the chairman of Credit Suisse after he resigned fo ...
Axel Lehmann deckte Gottstein bislang den Rücken.Bild: keystone

Er habe Gottstein nicht ersetzt, weil dieser gut sei, betonte Lehmann. «Er kennt die Investmentbank, die Vermögensverwaltung und das Schweizer Geschäft. Bei so vielen Neubesetzungen braucht es an der Spitze auch jemanden, der weiss, wie die ganze Organisation tickt und wer die Schlüsselkunden sind.» Die CS habe in der Führung im Moment eine gute Mischung aus Kontinuität und Veränderung.

Angesprochen auf die Turbulenzen der vergangenen Monate hielt Lehmann fest: «Wir sind in einem Formtief. Aber die Credit Suisse ist nach wie vor eine gute Bank mit viel Substanz.» Die CS habe eine Governance-Krise, ein Vertrauensproblem und müsse konsequent Altlasten abarbeiten. «Es darf keine solche Häufung von unerfreulichen Überraschungen mehr geben.»

Aktie im Sinkflug

Die Aktie der Credit Suisse leidet derweil stark unter dem Formtief der Bank. Kostete sie an der Schweizer Börse noch im Februar 2021 rund 13 Franken, so ist das Papier inzwischen für etwas mehr als einen Fünfliber zu haben. Und diesen Monat fiel die Aktie erstmals gar kurzzeitig unter die Schwelle von 5 Franken. (awp/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Job kündigen: 15 lustige Beispiele, wie du es tun könntest
1 / 16
Job kündigen: 15 lustige Beispiele, wie du es tun könntest
«Mein Chef kann sein verdammtes Schild selber wechseln. Ich kündige.» bild: imgur

Auf Facebook teilenAuf X teilen
Warum dich die Inflation betrifft & was der Leitzins damit zu tun hat – kurz erklärt
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
SBB-Chef Vincent Ducrot: «Es muss nicht unbedingt alles mit der Bahn erreichbar sein»
Die SBB wollen bis 2040 klimaneutral werden. Konzernchef Vincent Ducrot erklärt im Interview, wie sie das erreichen möchten und weshalb Züge oft nicht mit dem Individualverkehr mithalten können.

Herr Ducrot, die SBB möchten das klimafreundliche Reisen mit über 200 Massnahmen fördern. Welche fällt ins Gewicht?
Vincent Ducrot:
Wir wollen bis 2040 klimaneutral werden. Ohne Kompensation. Das geht nur durch ein Zusammenspiel verschiedener Massnahmen wie neuere und effizientere Züge und die komplette Umstellung auf erneuerbare Energie. Aktuell fahren Züge der SBB zu 90 Prozent mit Strom aus Wasserkraft und zu 10 Prozent aus Kernkraft. Das wird sich bereits 2025 ändern.

Zur Story