Während alles vom mobilen Zahlen spricht, von Apple Pay, Twint oder Paymit: Das Einzahlen von Geld in der Schweiz läuft oft noch nach alter Väter Sitte. So sind heute sieben verschiedene Einzahlungsscheine gültig. Wer Zahlungen in ein Land der Europäischen Union tätigt, muss im E-Banking ein neues Fenster öffnen. Kunden, die ihre Ware im Internet bestellen, weichen deshalb auf alternative Zahlungssysteme wie Paypal aus, oder sie nutzen ihre Kreditkarte. Ausserdem haben die Post und die Schweizer Banken unterschiedliche Systeme beim Lastschriftverfahren. Der jahrelange Zwist um die Vorherrschaft im Zahlungsverkehr hinterlässt hier seine Spuren.
Doch nun soll auch hier vereinheitlicht werden. 2016 wird zunächst das Lastschriftverfahren angepasst. 2018 wird es nur noch einen Einzahlungsschein geben. Ab 2019 wird dann die Lastschrift mit der E-Rechnung kombiniert. Es gibt jedoch längere Übergangsfristen, die die Umstellung vereinfachen. Spätestens 2020 soll der Umbau beendet sein.
Dies alles hängt jedoch mit dem sanften Druck der EU zusammen. Einer der zentralen EU-Grundsätze ist es, einen Binnenmarkt zu schaffen mit freiem Waren-, Personen-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr. Dazu gehört auch eine Vereinheitlichung des Zahlungsverkehrs. Die EU-Länder stellten in einer konzertierten Aktion am 1. August 2014 auf einen gemeinsamen Standard um. Dieser neue Standard soll im einheitlichen Eurozahlungsraum (Single Euro Payments Area, SEPA) gelten.
Die Schweiz als einer der wichtigsten Finanzplätze der Welt war von Anfang an vorne dabei bei dieser Neukonzeptionierung. Und so gehören nicht nur die 28 EU-Länder, sondern auch die vier Efta-Staaten Island, Norwegen, Liechtenstein und die Schweiz sowie Monaco und San Marino zur SEPA. Ab 2016 beginnt nun also auch die Schweiz mit der Mammut-Umstellung.
Bis Oktober wird das Lastschriftverfahren vereinheitlicht. Ein erster Schritt, von dem noch nicht viele betroffen sind. Im Vergleich zu Deutschland ist das Lastschriftverfahren hierzulande nicht so stark verbreitet. Die meisten Schweizer werden daher mit der Umstellung des Systems erst 2018 konfrontiert.
Ab dann gibt es einen neuen vereinheitlichten Einzahlungsschein, der für alle Institute gültig ist. Dieser löst die bisher gültigen roten und orangen Einzahlungsscheine ab. Der neue Schein arbeitet mit den 21-stelligen IBAN-Codes für die Identifizierung der Bankkonten und Referenznummern. Auf dem neuen Dokument wird auch ein QR-Code aufgedruckt sein. Dieser soll alle wichtigen Informationen zur Zahlung enthalten. Das Einscannen soll so vereinfacht werden. Lustiges Detail: Ausserdem können die Firmen auf dem neuen Einzahlungsschein ihr eigenes Logo in Farbe aufdrucken lassen. Spätestens an Weihnachten 2018, wenn wohltätige Organisationen und NGOs ihre Spendenbriefe verschicken, wird also sichtbar, wie diese neuen Werbemöglichkeiten genutzt werden können.
Federführend bei der Einführung der neuen Einzahlungsscheine ist die Post-Tochter Postfinance. Sie wickelt rund 60 Prozent des inländischen Zahlungsverkehrs ab. Postfinance hat nach eigenen Angaben das Angebot für die Überweisungsverfahren als erstes Finanzinstitut in der Schweiz bereitgestellt. Der Einzahlungsschein wird als letzte Etappe umgesetzt, da die neuen Meldungen für Überweisungen und Avisierungen dafür eine Voraussetzung sind, wie es weiter heisst. (aargauerzeitung.ch)