Das Coronavirus ist am 25. Februar 2020 in die Schweiz gekommen und am 17. März 2020 ging die Schweiz in den Lockdown – ein Ereignis, das es so noch nie in der Geschichte gegeben hatte. Der Bundesrat sprach die Ausserordentliche Lage und damit die rigorosen Massnahmen aus: Schulen, Restaurants und andere Betriebe wurden geschlossen, Versammlungen bis 5 Personen untersagt und die Social Distancing Regeln verschärft. Die Universität Bern hat unter dem Epidemiologen Christian Althaus eine neue Studie veröffentlicht.
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Untersucht wurde der Einfluss, den der Lockdown auf die Ausbreitung des Coronavirus hatte. Was wäre passiert, hätte der Bundesrat mit den strikten Massnahmen zugewartet? Wie hätten sich die Zahlen entwickelt, hätte er bereits früher die Ausserordentliche Lage ausgerufen?
Das Fazit der Studie: Wäre der Lockdown eine Woche später gekommen, hätte dies rund 8700 Opfer gefordert. Rund 6700 mehr, als die Wissenschaftler bis zum Ende der ersten Welle erwarten.
Die Verbreitung eines Virus wächst exponentiell – deshalb haben sogar nur wenige Stunden eine grosse Auswirkung auf die Ansteckungsrate. Hätte die Regierung die Schweiz eine Woche früher stillgelegt, so wären gemäss der Studie «nur» 399 Menschen dem Coronavirus zum Opfer gefallen. Die Studie geht von circa 2000 Opfer bis zum Ende der ersten Welle aus – es wären also etwa 1600 Menschenleben gerettet worden.
Dramatischer hätte es ausgesehen, wenn der Bundesrat eine Woche später reagiert hätte: Wie die Modellrechnungen ergeben, hätten nur eine Woche später rund 8700 Menschen das Zeitliche segnen müssen. Das ist mehr als das Vierfache der fast 2000 Opfer, die laut Studie bis zum Schluss der ersten Welle zu erwarten sind.
Auch die Situation in den Spitäler wurde beleuchtet. Die maximale Auslastung der Schweizer Intensivstationen mit 1275 kurzfristig verfügbaren Betten wurde nicht erreicht. Wenn jedoch zu spät reagiert worden wäre, wären zu Spitzenzeiten 1908 Betten gebraucht worden. Wenn das eingetreten wäre, wäre das Gesundheitssystem auch bei uns überlastet gewesen.
Was in Österreich oder in Grossbritannien vonstatten ging, unterstreicht die Ergebnisse der Studie. Österreich hat früher reagiert als die Schweiz und so konnte die Zahl der Opfer entsprechend gering gehalten werden. Grossbritannien hingegen reagierte später – diese Verzögerung hatte somit auch mehr Todesopfer gefordert.
Althaus zeigt aber auch auf, dass einige Faktoren in der Studie nicht berücksichtigt wurden. So etwa die Alters- und Gesundheitszustandunterschiede der Bevölkerung. Ebenfalls unterscheidet die Studie auch nicht zwischen den verschiedenen Lockdown-Massnahmen. Wie viele Todesfälle also speziell das Versammlungsverbot oder Schulschliessungen verhindert haben, wird nicht klar.
Ebenfalls geht die Studie nicht auf die Unterschiede zwischen den Auswirkungen in den einzelnen Kantonen ein. «Im Tessin und in Genf wären die Auswirkungen eines längeren Zögerns zweifellos stärker ausgefallen als in der Deutschschweiz», sagt Althaus gegenüber dem «Tagesanzeiger». «Im Tessin wäre die Lage schon Tage später eskaliert.»
Eine wichtige Erkenntnis der Studie: Eine Woche Verzögerung bei der Einführung der Gegenmassnahmen braucht einen drei Wochen längeren Lockdown, um auf das ursprüngliche Niveau der Zahlen zu gelangen. Konkret bedeutet das laut Althaus: «Wenn man eine Woche früher harte Massnahmen ergreift, kann man dafür auch bis zu drei Wochen früher wieder öffnen. Damit könnten auch die sozialen und wirtschaftlichen Kosten entsprechend begrenzt werden.»
Die Wissenschaftler fassen in der Studie zusammen: Wenn eine Situation ausser Kontrolle gerät und die Infektionsketten nicht mehr verfolgt werden können, dann lohnt sich ein sofortiges und regionales Eingreifen mit starken Massnahmen. Zwar gibt es dann abrupt Einschränkungen – dafür kann man erheblich früher wieder eine Lockerung in Betracht ziehen. (cki)
eigentlich völlig wertlos der Artikel :-)
„....doch die Studie berücksichtigt nicht ganz alle Faktoren“
🙄🙄🙄
erst eine knallige Schlagzeile, um sie gleich wieder zu relativieren
Journalismus 2.0