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Coronavirus: So brachte Italien Covid-19 unter Kontrolle

epa08433287 People at Porta Palazzo market during the Phase 2 of the COVID-19 emergency, Turin, Italy, 20 May 2020. Italy is gradually easing lockdown measures implemented to stem the spread of the SA ...
Masken dominieren auch am Porta-Palazzo-Markt in Turin.Bild: EPA

In Italien bleiben die Corona-Fallzahlen tief: Das sind die Gründe dafür

Italien war das erste Land Europas, das vom Coronavirus betroffen war. Lange Zeit blieb – insbesondere im Norden des Landes – die Lage sehr ernst. Doch jetzt scheint Italien das Virus im Griff zu haben. Trotz Touristen.
25.07.2020, 10:2126.07.2020, 13:43
Reto Fehr
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Italien scheint den Tanz mit dem Coronavirus zu beherrschen. Während in Spanien, Frankreich und anderen europäischen Ländern die täglichen Fallzahlen wieder anziehen oder die Regelungen verschärft werden, bleiben die Zahlen in Italien seit über einem Monat bei rund 200 und strenge Auflagen gab es auch praktisch nirgends.

Täglich neue Fälle in Italien seit dem 1. März

Italien neue tägliche Fälle seit März, Corona
bild: watson

Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza erklärte am vor einigen Tagen in einem Interview mit der Zeitung «Il Mattino» gar: «Das waren wohl die härtesten Monate seit dem 2. Weltkrieg. Aber wir sind aus dem Sturm.» Tatsächlich war dieser Sturm heftig. Als eines der ersten Länder nach China wurde insbesondere der Norden Italiens mit grosser Wucht vom Coronavirus getroffen. Spitäler waren hilflos überfordert, es kamen über 35'000 Menschen ums Leben. Mit rund 60 Toten pro 100'000 Einwohnern rangiert Italien auch weltweit im oberen Bereich.

Doch wie gesagt: Italien hat das Virus im Moment im Griff. Speranza ergänzte zwar in besagtem Interview: «Im sicheren Hafen sind wir noch nicht.» Aber aktuell kann sich das Land erholen. Wie hat das unser südlicher Nachbar geschafft?

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epa08541593 A view of the Milanese nightlife along the Corso Sempione and Arco della Pace, in Milan, northern Italy, early 12 July 2020. Nightlife has returned to Milan amid restrictions due to the co ...
Auch das Nachtleben kehrt wieder in die Strassen Mailands zurück.Bild: keystone

Land geöffnet, aber strikte Regeln

Italien öffnete seine Grenzen am 3. Juni früh und überraschend für diverse europäische Staatsangehörige. Die Ferienzeit stand an und mit ihr eine wichtige Einnahmequelle für das gebeutelte Land.

Die Regeln im täglichen Umgang haben sich seither nur wenig geändert: Maskenpflicht praktisch überall im öffentlichen Raum. Im Restaurant darf diese beispielsweise nur zum Essen abgezogen werden.

epa08430218 People walking in the Vittorio Emanuele II gallery during phase 2 of the COVID-2 Coronavirus emergency in Milan, Italy, 18 May 2020. Several countries around the globe have started to ease ...
In Italien prägen Masken das öffentliche Bild.Bild: EPA

Dazu werden vielerorts Einweghandschuhe vorgeschrieben, an diversen Punkten wird Fieber gemessen, bevor man beispielsweise ein Museum betreten darf.

Veranstaltungen mit mehreren Personen sind zwar wieder erlaubt, es braucht aber natürlich ein Schutzkonzept und die Obergrenze steht bei 1000 Personen draussen und 200 in geschlossenen Räumen.

Wer Strände besuchen will, muss natürlich den Abstand von einem Meter einhalten und teilweise seine Kontaktangaben hinterlassen.

epa08439017 A general view of the beach in Cesenatico, Italy, 23 May 2020. Italy's most popular beaches, in Sardinia, at Rimini and on the Ligurian Riviera, reopened as Italy is gradually easing  ...
So viel Platz gab es an italienischen Stränden lange nicht mehr zwischen den Liegestühlen.Bild: EPA

Was sind die wichtigsten Punkte?

Gesundheitsminister Speranza wird nicht müde, die drei wichtigsten Regeln zu repetieren: «Abstand halten, Masken und regelmässiges Händewaschen.» Auch auf Facebook meldet er sich mit dieser Botschaft an seine Follower:

Wer gegen die Regeln verstösst, wird mit teilweise hohen Bussen bestraft. Das scheint alles zu wirken. Touristen können so beispielsweise das Kolosseum in Rom, die Kathedralen in Mailand und Florenz oder den schiefen Turm von Pisa besichtigen.

Auch unser Nico bereiste Italien nach dem Lockdown:

Welche Regionen sind noch am meisten betroffen?

Im Norden ist das Virus weiterhin weiter verbreitet als im Süden. In den letzten sieben Tagen steckten sich in der Region Lombardei mit 399 Personen am meisten Menschen an. Danach folgt die Emilia Romagna mit 315 neuen Fällen.

Die Lombardei ist mit insgesamt fast 100'000 positiv Getesteten seit Anfang der Epidemie auch die deutlich meist betroffene Region.

Beide Regionen sind auch einwohnermässig stark, was mit den vielen Fällen zusammenhängt. Dagegen sind andere Feriendestinationen wie Sardinien (5 Fälle in den letzten 7 Tagen) oder Sizilien (26 Fälle in den letzten 7 Tagen) aktuell sehr gut unterwegs.

Wie sieht es mit einer möglichen Quarantäne bei der Rückkehr aus?

Wer aus einem vom BAG bestimmten Risikoland in die Schweiz einreist, muss hier 10 Tage in Quarantäne. Der Hauptgrund, um auf diese Liste zu kommen ist die Überschreitung von 60 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner in den letzten 14 Tagen.

People stand next to the 17th century Barcaccia fountain, in front of the Spanish Steps, in Rome, Thursday, July 23, 2020. Like most tourists sites in Rome, the Spanish steps would usually be crowded  ...
Der Barcaccia Brunnen und die spanische Treppe in Rom: In normalen Jahren tummeln sich hier Touristen.Bild: keystone

Italien steht da mit einem Wert von aktuell 4,8 weit weg von dieser Liste. 94 Länder haben eine höhere Quote. Natürlich: Es kann schnell gehen, aber derzeit liegen die Neuinfektionen pro 100'000 auch deutlich unter der Schweiz, die aktuell auf einen Wert von rund 16 kommt.

Wie geht es weiter?

Italien rief schon am 31. Januar den gesundheitlichen Notstand aus. Damals gab es zwei nachgewiesene Fälle im Land. Der Notstand gilt für sechs Monate, läuft also am 31. Juli ab. Es wird allerdings erwartet, dass Speranza diesen vorerst bis am 31. Oktober verlängern wird. Weil wie gesagt: Man ist aus dem Sturm, aber noch lange nicht im sicheren Hafen.

epa08503717 Roberto Speranza, minister of Health, during the visit of US Ambassador to Italy Lewis Eisenberg at the Spallanzani Hospital in Rome, Italy, 23 June 2020. EPA/RICCARDO ANTIMIANI
Gesundheitsminister Roberto Speranza darf aktuell eher positive Nachrichten verbreiten.Bild: keystone

Auch wenn es aktuell gut aussieht. Die Angst vor einer zweiten Welle geht auch Italien um. Speranza erklärte gegenüber dem italienischen «Radio24»: «Natürlich wissen wir nicht, was im September oder Oktober passieren wird. Einige Länder haben schon die zweite Welle. Das war auch bei früheren Epidemien so. Darum ist es auch bei uns wieder möglich.»

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Lauter schöne Italiener!
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Lauter schöne Italiener!
Am 24. Juni 1910 wurde in Milano die Società Anonima Lombarda Fabbrica Automobili (wörtlich «Aktiengesellschaft Lombardische Automobilfabrik») – kurz A.L.F.A. – gegründet. Grund genug, einige Modelle dieser 110-jährigen Geschichte Revue passieren zu lassen!

quelle: fca / fca
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Schamloses Rülpsen und 8 andere Gründe, eine Maske zu tragen
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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fairness
25.07.2020 12:28registriert Dezember 2018
Da erstaunt es nicht, dass sich so einige Schweizer Italienrückkehrer dort besser geschützt fühlten als hier. Kein anderes Nachbarland hat so viele Ignoranten wie wir. Bleibt nur zu hoffen, dass einige doch noch lernen oder merken, dass Rücksicht, Abstand und Solidarität ja nicht unbedingt vom Herzen kommen müssen, aber wenigstens vom Hirn kommen sollten. Das geht natürlich nur, wenn eines da ist.
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FrancoL
25.07.2020 10:37registriert November 2015
Eine gute Nachricht aus dem Süden und damit verbunden Die Hoffnung, dass das die Massnahmen trotz Tourismus weiterhin eingehalten werden.
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John Galt
25.07.2020 11:12registriert November 2014
Das schöne, Italien lässt viel gesunden Menschenverstand walten wenn es um die Einhaltung der Regeln geht. In Einkaufszentren sind Masken immer auf, aber in kleinen Geschäften wird auch mal ein Auge zugedrückt.

Touristen hat es zwar, aber viele sind es nicht. Umso entspannter ist der Urlaub hier dafür.
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