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Gallup-Studie zeigt: Schweizer Beschäftige werden immer unzufriedener

Journalisten und Journalistinnen des Tages-Anzeigers arbeiten im Newsroom der Hauptredaktion, fotografiert am Montag, 5. Juni 2023 in Zuerich. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Knapp die Hälfte Prozent der Schweizer Beschäftigten sind unzufrieden.Bild: KEYSTONE

Schweizer Beschäftige werden unzufriedener – 80 Prozent leisten «Dienst nach Vorschrift»

Die Beschäftigten in der Schweiz sind zunehmend unzufrieden. Auch die emotionale Bindung zum Arbeitgeber fehlt oft. Den Job wechseln wollen aber nur Wenige.
12.06.2024, 09:4012.06.2024, 09:48
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Derzeit fühlt sich mit 54 Prozent nur noch rund die Hälfte der Beschäftigten zufrieden und zuversichtlich – 5 Prozentpunkte weniger als bei der letzten Befragung. Das geht aus einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Gallup vom Mittwoch hervor. Befragt wurden für den globalen Gallup-Report weltweit fast 130'000 Arbeitnehmende in 145 Ländern, in der Schweiz waren es rund 1000 Personen.

Zudem sei hierzulande nicht einmal jeder Zehnte emotional an seinen Arbeitgeber gebunden. Damit liege die Schweiz auf einem der letzten Plätze in Europa und verschenke Potenzial. Mit 81 Prozent mache der der überwiegende Teil «Dienst nach Vorschrift», 10 Prozent hätten sogar innerlich bereits gekündigt.

Gleichzeit ist die Wechselbereitschaft der Schweizer gering. Denn nur jeder Fünfte sei auf der Suche nach einem neuen Job, obwohl 48 Prozent der Meinung sind, dass aktuell eine gute Zeit dafür sei, eine neue Stelle zu finden.

«Die weit überwiegende Mehrheit der Beschäftigten in der Schweiz ist mit ihrem Lebensstandard zufrieden, nimmt aber anders als Arbeitnehmende in Deutschland oder Österreich keinen Boom am Arbeitsmarkt wahr», versucht Marco Nink, Director of Research & Analytics EMEA bei Gallup die relativ tiefe Wechselbereitschaft zu erklärten.

Der Vergleich zu Europa

Im europäischen Vergleich sind die Schweizer immerhin noch etwas zufriedener mit ihrer Situation als der europäische Durchschnitt (47 Prozent) oder speziell die DACH-Region (44 Prozent). Ganz vorne sind aber wie im Vorjahr die skandinavischen Länder zu finden – beispielsweise Finnland auf dem ersten Platz, wo 73 Prozent der Beschäftigten zufrieden sind. Es folgen Dänemark (77 Prozent), Island (76 Prozent), die Niederlande (71 Prozent) und Schweden (70 Prozent).

Bei den direkten Nachbarländern sieht es allerdings noch etwas trüber aus als in der Schweiz. Denn besonders in Deutschland hat die Zufriedenheit deutlich um 8 Prozentpunkte auf 45 Prozent abgenommen und auch die Beschäftigten in Österreich (-6 Prozentpunkte auf 48 Prozent) sind unzufriedener.

Und zumindest der Stresslevel liegt in der Schweiz sowohl im europäischen Vergleich als auch im Duell mit den direkten Nachbarn deutlich tiefer. Denn mit nur 30 Prozent gaben klar weniger Beschäftigte an, gestresst zu sein als vergleichsweise in Europa (37 Prozent) oder Deutschland (41 Prozent) und Österreich (35 Prozent). «Die Daten deuten darauf hin, dass hohe Belastungen in Unternehmen gut ausbalanciert werden», so Nink. Weniger Stress bedeute auch weniger Gereiztheit und Konflikte am Arbeitsplatz. (pre/sda)

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99 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Macca_the_Alpacca
12.06.2024 10:10registriert Oktober 2021
Ich strengen mich nur noch 70% vom "Dienst nach Vorschrift Level an". Bei mir sind schon mal 600 Überstunden spurlos verschwunden, es wurde gefordert, dass ich in 2 von 4 Wochen Ferien gefälligst zu arbeiten habe und jüngst hatte ich mein Budget satt übertroffen und durfte einen guten Bonus erwarten. Jedoch Fehlanzeige weil die GL katastrophale Fehler gemacht hatte und der Konzern einen Umsatzeinbruch hatte. Dafür hat sich der CEO seine Gehalt auf CHF 700'000 pro Monat erhöht. Warum also sollte ich da nur noch eine Sekunde anstrengen?
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future--?
12.06.2024 09:13registriert November 2023
Mich interessiert es zu wissen was in Finnland anders als bei uns läuft, dass so ein hoher Zufriedenheitswert herausschaut.
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Madison Pierce
12.06.2024 09:45registriert September 2015
Italien auf dem vierten Platz bezüglich Stress: das muss sehr subjektiv sein. Die Ersteller der Umfrage hätten mal in eine Bankfiliale in Sizilien gehen sollen, oder gleich den Endboss in Angriff nehmen: die Beamten vom Grundbuchamt. 😉
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