«Milch gehört zu einem gesunden Znüni», schreibt die Organisation der Schweizer Milchproduzenten Swissmilk auf ihrer Webseite. Deshalb verteilten sie vergangene Woche in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Bäuerinnen- und Landfrauen-Verband an rund 3000 Schulen über 300'000 Kindern in der Pause einen Becher Milch. Der Becher ist mit dem Logo von Swissmilk bedruckt, zudem legte die Organisation eine Informationsbroschüre bei, welche die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern darüber informiert, dass das in der «Milch enthaltene Kalzium für gesunde und starke Knochen» sorge.
Doch nicht überall war die Verteilaktion willkommen. An den Walliseller Schulen im Zürcher Unterland wurde die Pausenmilch verboten. Nachdem 20 Jahre lang an dem einen Tag Milch ausgeschenkt wurde, ist damit nun Schluss. Man halte die Milch als Pausenverpflegung für fragwürdig, heisst es von der Schulleitung. Ausserdem kritisieren sie das Sponsoring durch Swissmilk, wie der Zürcher Unterländer berichtete.
Bei der Organisation der Schweizer Milchproduzenten (SMP) bedauert man den Entscheid. Aber: «Das ist ein Einzelfall. Mehr als ein Drittel der Schulen machen beim Tag der Pausenmilch mit», sagt Swissmilk-Sprecher Reto Burkhardt. Dass es sich um Produktwerbung handelt, werde falsch verstanden. «Wir vertreten keine Marke, sondern einheimische Milch- und Milchprodukte.»
Zwar stelle Swissmilk die Becher, Flyer und Plakate zur Verfügung und entschädige den Verband der Bäuerinnen und Landfrauen für die Milch, aber das sei kein Sponsoring, so Burkhardt. Das Ziel des Milchausschankes sei, den Kinder aufzuzeigen, dass Milch zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung gehöre. Dies entspreche den offiziellen Ernährungsempfehlungen des Bundes.
Das findet die Vegane Gesellschaft Schweiz stossend. «Es ist völlig absurd, dass Swissmilk Marketing an Schweizer Schulen betreiben darf», sagt Laura Lombardini, Geschäftsführerin von Vegane Gesellschaft Schweiz. Swissmilk würde suggerieren, dass es Milchprodukte für eine gesunde Ernährung brauche. «Das stimmt überhaupt nicht. Kinder brauchen keine Milchprodukte.» Vielmehr brauche es eine Aufklärung zur Milchproduktion. «Es wird immer vermittelt, dass alle Kühe glücklich auf der Wiese weiden. Das ist eine Utopie und ist falsch», hält Lombardini fest. Sie erzählt von entzündeten Eutern, Überarbeitung und psychischem Stress bei den Kühen bei der Trennung von ihren Kälbern.
In der Vergangenheit hätten sich immer wieder Lehrpersonen gemeldet, die nicht damit einverstanden sind, dass Swissmilk die Aktion an ihrer Schule durchführen darf. «Gerade in ländlichen Gebieten ist es schwierig, es zu verbieten, ohne negative Reaktionen von Landwirten zu erhalten.»
Die Interessensvertretung der Vegetarier und Veganer Swissveg stellt auf ihrer Webseite gar einen Musterbrief zur Verfügung, mit welchem Lehrpersonen die Schulleitung über ihre Besorgnis aufmerksam machen können.
Auch beim Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz ist der Tag der Pausenmilch ein Thema. Er ist sogar Teil des Leitfadens zur externen Bildungsfinanzierung. In diesem schreiben sie:
«Die Aktion ist kritisch. Es steckt ein Verband mit Interessen dahinter», sagt Franziska Peterhans, Zentralsekretärin des Dachverbandes der Lehrerinnen und Lehrer. Die Ernährung müsse primär Sache der Eltern sein.
«Für uns ist klar: Es darf in den Broschüren nichts Falsches stehen», sagt Peterhans. Die Kinder müssten richtig und vielseitig über die Milch informiert werden und die Swissmilk-Broschüre sollte nicht als Lehrmittel verwendet werden. «Wenn da stehen würde, dass ohne Milch dem Kind wichtige Nährstoffe fehlen, ist das nicht zulässig. Auch ohne Milch kann sich ein Kind gesund ernähren.»
Die Vegane Gesellschaft Schweiz plant keine Gegenaktion für nächstes Jahr. Sie empfiehlt den Lehrpersonen jedoch weiterhin, die Schuldirektion darauf aufmerksam zu machen, dass Werbebotschaften an Schulen nichts zu suchen hätten.
drjayvargas
Interessiert in beiden Fällen keine Sau.
Chrigu91
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