Schweiz
Zürich

Männer sexuell bedrängt? Inhaber einer Zürcher Model-Agentur vor Gericht

Junge Männer sexuell bedrängt? Inhaber einer Zürcher Model-Agentur vor Gericht

22.09.2021, 10:19
Mehr «Schweiz»

Ein 34-Jähriger soll seine Stellung als Inhaber einer Model-Agentur ausgenutzt und junge Männer sexuell bedrängt haben. Es seien viele Falschaussagen gemacht worden, sagte der Beschuldigte am Mittwoch vor dem Zürcher Bezirksgericht. Ansonsten schwieg er zu den Vorwürfen.

Wie ein Anwalt eines Opfers vor Gericht ausführte, stellt sich der Beschuldigte auf den Standpunkt, dass die sexuellen Handlungen einvernehmlich erfolgt seien - es sei aber ganz anders gewesen. Es habe ein grosses Abhängigkeitsverhältnis bestanden.

Der Inhaber der Model-Agentur sei «ein Blender erster Güte», sagte der Anwalt. Er habe sich gut verkaufen können, er sei so eloquent, dass er seine Opfer von seinen Macherfähigkeiten überzeugt habe. Dann habe er sich «zu einem Sexmonster» gewandelt.

Der Richter fragt und fragt

«Warum sagen so viele Personen aus, dass Sie sie auf unterschiedliche Arten im beruflichen Kontext belästigt haben?», fragte der vorsitzende Richter den Beschuldigten.

Ob er den jungen Männern wirklich gesagt habe, dass dies dazugehöre, wenn sie eine Modelkarriere machen wollten. Auf diese - und viele weiteren Fragen - antwortete der Beschuldigte mit «keine Auskunft».

Auch der Hinweis des Richters, dass er sich doch erklären könnte und dabei auch Entlastendes vorbringen könnte, änderte die Haltung des 34-Jährigen nicht.

Traum der Modelkarriere ausgenutzt

Die Aussagen der verschiedenen Opfer seien klar, hielt der Staatsanwalt in seinem kurzen Plädoyer fest. Der Beschuldigte habe sein Abhängigkeitsverhältnis ausgenutzt - er habe jungen, naiven Männern vorgegaukelt, dass er der Einzige sei, der ihnen den Traum der Modelkarriere ermöglichen könne.

Der Staatsanwalt fordert, dass der Beschuldigte mit einer teilbedingten Freiheitsstrafe von drei Jahren zu verurteilen sei, wovon ein Jahr zu vollziehen wäre. Zudem beantragt er ein Berufsverbot, das mindestens für die Modebranche gelten soll.

Der Verteidiger des früheren Chefs der auch international erfolgreichen Model-Agentur pochte demgegenüber auf vollumfängliche Freisprüche, wie er zu Beginn seines Plädoyers festhielt. Dieses dauert noch an. Das Urteil dürfte noch am späten Mittwochnachmittag gefällt und eröffnet werden. (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
Russischer Geheimdienst nahm Schweizer Firmenchef fest – die Hintergründe
Die Zürcher Firma Galika belieferte die russische Rüstungsindustrie mit Werkzeugmaschinen. Jetzt steht sie im Fokus zweier Strafverfahren: in Moskau und in Bern. Das ist ihr Ende.

Im Gewerbegebiet von Volketswil ZH befinden sich eine Autowaschanlage, eine Carrosserie und zwei Erotiklokale. Dazwischen steht ein graues Geschäftshaus. Man würde nicht denken, dass hier eine Zuliefererfirma der russischen Rüstungsindustrie ihren Hauptsitz hat: die Galika AG.

Zur Story