Schweiz
Zürich

Zürcher Drogensüchtige weichen auf den Strichplatz aus

Zürcher Drogensüchtige weichen auf den Strichplatz aus

Da viele Anlaufstellen für Drogensüchtige infolge der Pandemie geschlossen wurden, hat die Stadt Zürich kurzerhand Altstetter Sexboxen in Drogenkonsumräume umfunktioniert.
30.04.2020, 13:55
Mehr «Schweiz»

Drogensüchtige fixen jetzt auf dem Zürcher Strichplatz

Video: srf/SDA SRF

Die Corona-Pandemie trifft auch die Zürcher Drogenszene. Die gewohnten Kontakt- und Anlaufstellen (K&A) mussten geschlossen werden. Die Stadt hat jedoch für eine Notlösung gesorgt - auf dem Strichplatz. Diese Lösung soll auch verhindern, dass sich eine offene Szene bildet.

In den bestehenden K&A in der Innenstadt und in Oerlikon konnte der Schutz der Mitarbeitenden und der Klientinnen und Klienten nicht gewährleistet werden. Genügend Platz für den Aufenthalt und den überwachten Konsum bietet seit dem 19. März die temporäre K&A auf dem Strichplatz, der wegen der Coronakrise ohnehin geschlossen ist.

Hier können Drogen konsumierende Menschen in Injektions- und Inhalationsräumen ihre mitgebrachten Drogen konsumieren. Wegen des Coronavirus gelten zurzeit besondere Regeln, nicht nur beim nötigen Abstand. So müssen die Hände gewaschen und desinfiziert werden und bei allen Süchtigen wird Fieber gemessen.

Wichtiger sozialer Treffpunkt

Auch wenn sie sich erst an den weiteren Weg raus nach Altstetten gewöhnen mussten, die Klientinnen und Klienten waren froh, dass die K&A nicht einfach zugemacht wurden, wie K&A-Leiter Florian Meyer gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Die Drogenkonsumraeume, umfunktionierte Sexboxen, bei der Drogenanlaufstelle Strichplatz Depotweg, aufgenommen am Mittwoch, 29. April 2020, in Zuerich. Die Stadt Zuerich sorgte fuer eine Notloesung in ...
Notlösung in Altstetten: Zu Drogenkonsumräumen umfunktionierte Sexboxen in Zürich.Bild: KEYSTONE

Denn die K&A sind nicht nur ein Platz für den Konsum, sondern vor allem auch für den sozialen Austausch. Hier fühle sie sich wohl und treffe Freunde und Bekannte, sagt Brigitte, eine langjährige Drogenkonsumentin, die zwei bis dreimal pro Woche kommt. Sie bleibe oft fünf bis sechs Stunden. «Vor allem bei schönem Wetter.»

Angst vor offener Drogenszene

Und genau dies macht dem Leiter der Einrichtung Sorgen. Als Notlösung sei die K&A auf dem Strichplatz eine gute Sache, aber sie sei nicht für längere Zeit geeignet und auch nicht winterfest. Es brauche daher eine wetterunabhängige Lösung, sagte Meyer. Sonst kann nicht nachhaltig sichergestellt werden, dass sich nicht wieder eine offene Drogenszene bildet.

Ausserdem ist auch das Angebot in Altstetten stark eingeschränkt. So sind die Öffnungszeiten reduziert und es finden weniger Beratungen statt. Jetzt müsse man schauen, dass die regulären K&A ihren Betrieb unter Auflagen wieder aufnehmen könnten, sagte der Meyer weiter. (adi/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Highweh – der Leidensweg eines Junkies
1 / 13
Highweh – der Leidensweg eines Junkies
«Ich erinnere mich wirklich ungern an die Zeit der Heroinsucht. Warum es dazu kam, scheint mir in vielen Punkten heute noch ein Rätsel zu sein ...»
quelle: marlo limacher
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Aufgewachsen mit suchtkranken Eltern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
rescue me
30.04.2020 15:55registriert März 2018
Finde ich super, dass da eine Notlösung gefunden wurde. Diese Menschen in dieser Zeit einfach alleine zu lassen wäre für viele sicherlich sehr schlimm gewesen. Chapeau Stadt Zürich
8212
Melden
Zum Kommentar
avatar
Me, my shelf and I
30.04.2020 16:49registriert Februar 2017
Wichtig und richtig!
4012
Melden
Zum Kommentar
avatar
You will not be able to use your remote control.
30.04.2020 17:04registriert April 2016
Dealer können sich nicht an die Corona Regeln halten. Einmal mehr sind die Verbote eine zusätzliche Gefahr für die Konsumenten und die Gesellschaft.
3316
Melden
Zum Kommentar
8
Axpo prüft Betrieb des Kernkraftwerks Beznau über 2030 hinaus

Der Stromkonzern Axpo prüft einen Betrieb der beiden ältesten Schweizer Atomreaktoren Beznau im Kanton Aargau über das Jahr 2030 hinaus. Laut Axpo geht es den Abklärungen um die technische Machbarkeit. Die Sicherheit stehe an oberster Stelle und sei nicht verhandelbar.

Zur Story