«Manchmal musst du einfach die Stadt verlassen. Eine neue Perspektive bekommen. Aber dir ist nicht immer klar, dass du eine neue Perspektive brauchst, denn du ... Nun, du brauchst eine neue Perspektive, um das zu sehen. Es ist kompliziert ...», erzählt «Grey's Anatomy»-Protagonistin Dr. Cristina Yang zum Auftakt der neuesten Episode. Und die TV-Ärztin reist nicht irgendwo hin: Sie fliegt nach Zürich.
Yang (Sandra Oh) soll in dieser Folge, die am 1. Mai Premiere in den USA feierte, einen Vortrag in der Limmatstadt halten. «Eine Stunde reden für fünf Tage in den Schweizer Alpen», wie es Kollegin Dr. Meredith Grey (Ellen Pompeo) ausdrückt. Eher widerwillig sagt Yang Seattle ade, wir hören die Triebwerke rauschen, der Vorspann startet, Schnitt.
Und dann liegt es vor uns – Zurich, Switzerland. Ein Limmat-Panorama mit Blick auf Gross- und Fraumünster in Richtung Zürisee und Uetliberg. Und die Alpen dahinter, doch nicht in der Ferne, wie sie bei Föhn zu bestaunen sind, sondern grad hinter der Stadtgrenze, wo eigentlich Kilchberg liegt. Wie viele Klagen es wohl gegen die Umsiedlung der braven Bürger gegeben hat?
Yang gönnt sich einen Zmorge auf dem Hotel-Balkon. «I LOVE Zurich», röhrt sie begeistert ins Telefon. Gut, sie kennt bis dato nur das Hotelzimmer, das derart auf altmodisch (europäisch) getrimmt ist, dass spätestens jetzt klar ist, dass der Ausblick aus dem Zimmerfenster aus der Konserve und das Zimmer aus der Requisite kommt. Egal: Dr. Grey am anderen Ende der Leitung erinnert Yang, ihr Schokolade mitzunehmen.
Als die Ärztin schliesslich ihren Vortrag hält, gibt es ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Dr. Preston Burke (Isaiah Washington), der die Serie nach drei Staffeln verlassen hat, feiert ein Comeback im «Hospital-Hörsaal». Nun ist klar: Er hat als Leiter des Zürcher «Klausmann Institute» Yangs Besuch initiiert – sie war einst sein von ganzem Herzen geschätzter Protegé.
Und wie sieht die Stadt ausserhalb von Gebäuden aus? Gut, aber nicht gut genug. Also wird der Ort aufgepeppt: Das rechte Limmatufer mit den Kirchen ist okay, die Alpen wieder auf Kilchberg rauf und links die komplette Altstadt am Limmatufer abgerissen und einen Bau hineingephotoshoppt, in dem in der Vorstellung des amerikanischen Zuschauers eine Schweizer Privatklinik (oder eine Versicherung) residieren könnte.
Die gute Nachricht: In Schweizer OP-Sälen hat die Zukunft begonnen. Burke und Yang projizieren während ihrer Arbeit das Herz des Patienten als (schlagendes) Hologramm auf das Krankenbett. Wow! Apropos Herz: Burke will Yang in die Schweiz holen, er ist aber mittlerweile verheiratet und alles ist rein beruflich, sagt er. «Alles, was ich will, ist hier», telefoniert Yang in die USA. «Aber er auch.»
Zum Schluss der Episode stellt sich sogar heraus, dass Burke Yang nicht bloss einen Job anbieten will, sondern gar die Leitung des Hospitals. Allein: Was wäre «Grey's Anatomy» ohne Schauspielerin Sandra Oh? Nicht genug, weshalb Zürich nur einen Gastauftritt hat und sie die Schweiz am Ende verlassen wird.
Eigentlich geht es in der Folge «We Are Never Getting Back Together» (Staffel 10, Epidsode 22) aber um siamesische Zwillinge, die am Kopf zusammengewachsen sind. Und um ganz viele Gefühle zwischen Ärzten, Patienten, eben Menschen. Dass das US-Studio ABC bei Emotionen wie auch fremden Städten nachhilft und so quasi an der offenen Limmatstadt herumdoktort und Züri transplantiert, kann da keinen wundern. Für den Zuschauer ist es ohnehin «nur» eine gelungene Kurz-Operation im Ausland.