Der italienische Gorilla und 16 weitere Eurovision-2017-Acts, die du kennen solltest
Es ist wieder einmal so weit: Grotesk gekleidete Performer brüllen in Windmaschinen hinein und steppen übereifrig auf hyperaktiv leuchtenden Tanzböden umher: Der Eurovision Song Contest steht wieder an. Kiew ist dieses Mal Gastgeber, was freilich zu politischen Komplikationen führen kann (mehr davon später). Wie immer gilt: Nein, wir erwarten hier keine musikhistorische Game Changers, sehr wohl aber grossartige TV-Unterhaltung!
Hier eine Auswahl an Songs, auf die man beim diesjährigen ESC ein Auge behalten sollte, angefangen mit dem Wichtigsten:
OMG! Moldawien schickt den EPIC SAX GUY nach Kiew
Background-Sängerinnen-Bräute mit Blumenstrauss-Mikrophonen, die wohl dämlichsten Dance-Moves des Jahres und ... und DAS HIER:

Jap, es ist Epic Sax Guy himself!
Sun Stroke Project (so heisst dieser grossartige Act) trat bereits 2010 für Moldawien an. Und in der ESC-Performance ihres Songs «Run Away» entstand obiges Meme. Diesjährige Favoriten? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Die Griechen – die könnten es schaffen
Auch wenn der Song sich wie der Soundtrack zu einer Tampon-Werbung anhört. Oder vielleicht gerade deswegen.
Armenien dürfte ein Geheimfavorit sein
Artsvik heisst die Dame. Die hat was.
Russland ... nicht
Wie schon oben angedeutet, hat Eurovision auch 2017 einen handfesten politischen Skandal. Erwartungsgemäss ist Russland involviert – beziehungsweise jetzt nicht mehr, denn der russischen Kandidatin Julia Samoylova wurde die Einreise in die Ukraine verweigert.
Der Grund: Samoylova war im Jahr 2015 auf der Krim aufgetreten. Reisen auf die Halbinsel über Russland sind seit der Annexion aber von ukrainischer Seite verboten und werden mit einer mehrjährigen Einreisesperre geahndet. Und das gilt laut Kiew auch für im Rollstuhl sitzende ESC-Kandidaten.
Schade, denn der Song ist ganz hübsch, auch wenn die Lyrics unter anderem folgende Perle beinhalten: «I wanna feel the power, I wanna go to places I don't know» ... nur so wegen Krim-Annexion und so.
Und NUN: Die Roma-Version von «Gangsta's Paradise»
Danke, Ungarn!
Etwas, das sich «Neo-Rave» nennt, ist heuer beim ESC sehr angesagt
Exempli gratia: Israel, das sich nicht entscheiden konnte, ob es einen Rexona-Werbeclip oder einen Coachella-Trailer machen sollte.
Sponsoren dürften die Tourismusbehörde von Tel Aviv und die Automarke Jeep gewesen sein. Und ankommen dürfte der Track – nicht zuletzt beim traditionellen Zielpublikum des Song Contests, den drei grossen G's: Girlies, Grosis und Gays.
Womit wir bei Schweden wären, das voll auf den Gay Vote setzt
Der Song ist eher kläglich – und damit voll im Trend. Dürfte ein Favorit sein.
Und Montenegro so: Wenn schon Gay Vote, dann richtig! Slavko schwingt seinen Zopf!
Derweil lässt Mazedonien die 80s krachen mit dem wohl belanglosesten Popsong der Welt:
Da macht es die Schweiz für einmal besser
Okay, ein bisschen zu sehr «ESC-Bausatz-Song nach Schema F», vielleicht, aber die Dame – Timebelle heiss der Act – beherrscht das Power-Ballad-Handwerk ganz ordentlich. Vermutlich bleibt Timebelle aber letztendlich leider chancenlos. Weil Schweiz.
Aber nicht alles ist kalkulierter Eurovisions-Pomp:
Portugal schickt eine Jazzballade ins Rennen, die so alt ist, dass sie die 50er Jahre zurückwollen
Diesen jungen Bulgaren muss man erwähnen. Denn er wird gut abschneiden
Ob es uns passt oder nicht. Wartet nur.
BREAKING NEWS: England ist dieses Jahr nicht komplett scheisse ...
... aber auch nicht besonders gut. Nichts zu sehen hier – weitergehen!
Aserbaidschan, hingegen, dürfte gute Chancen haben. «Classic Eurovision» nennt man so was
Wobei «classic» hier weniger «Sandie Shaw, France Gall und Co.» und mehr «Ostblock-Eurovision des vergangenen Jahrzehnts» bedeutet. Und auch die Bühnen-Show der Azeris ist grossartig. Es beinhaltet unter anderem einen Mann mit einer Pferdemaske.
Polen will ich nur erwähnen, weil es den ESC-Kabinettstück vollbracht hat, «fire» mit «desire» und «higher» und «wire» zu reimen
Beim Trinkspiel bedeutet das mindestens vier Mal trinken.
Rumänien! RUMÄNIEN IST DER BRÜLLER!
Yodel meets Rap! Mit Glitter-Kanonen!
Caída de Alex Florea de Rumania en el ensayo con realización #eurovision #esc2017 pic.twitter.com/QnTJ8RroPZ
— Adrián (@adrltw) May 2, 2017
Mit Glitter-Kanonen, von denen man aber gehörig auf den Allerwertesten fallen kann, wenn man nicht aufpasst.
Und nun:
Der italienische Beitrag is komplett hanebüchen – und vielleicht deshalb der Favorit des Contests
Falls ihr euch wundert, was es mit dem «Oooohm» am Schluss auf sich hat: Der Song nimmt die westliche kulturelle Aneignung östlicher Mystik aufs Korn. Es ist grossartig.
Und wenn Italien am Schluss gewinnt, dürfen wir alle die Schlagzeile «Gorilla gewinnt Eurovision» schreiben!

Wir sehen uns heute Abend vor dem Fernseher!
