14 hammercoole Fotos aus der Musikgeschichte, die du gesehen haben MUSST
Drei Bands, ein Tourbus, eine legendäre Tour
Brighton, England, Oktober 1979
Two-tone sagte man jenem damals neuen Musikstil, der alten jamaikanischen Ska und Reggae mit Punk-Energie und Songtexten zum Alltag in England der späten Siebzigerjahre verband. 2 Tone Records war auch der Name des Indie-Labels, das sich diesem Sound verschrieben hatte, und das 1979 seine drei erfolgreichsten Bands gemeinsam auf UK-Tournee schickte – The Selecter, Madness und The Specials. Während 40 aufeinanderfolgenden Nächten wurde dem Publikum drei der besten Live-Acts des Landes geboten, die Nacht für Nacht das Publikum in absolute Ekstase brachten. Im Foto posieren Pauline Black (The Selecter), Suggs (Madness) und Neville Staple (The Specials) zum Tourneeauftakt vor dem 2-Tone-Tourbus in Brighton.
Und jetzt alle: «Jööö!»
Los Angeles, 1988
Wir schreiben das Jahr 1988: Will Smith hatte gerade sein zweites Rap-Album mit DJ Jazzy Jeff veröffentlicht. Es sollte noch zwei Jahre dauern, bis er zum «Fresh Prince of Bel-Air» und damit zum TV-Star wurde. Mariah Carey war noch auf der Suche nach einem Plattenvertrag und hatte noch nicht bei Columbia unterschrieben. Beide waren 19 Jahre alt. Und, falls ihr euch wundert: Nein, sie waren kein Paar, sondern wurden hier an jenem «KIIS FM 1988 Endless Summer Jam» (ach, irgendein Radio-Promo-Event, halt) husch vom Pressefotografen zum gemeinsamen Posieren aufgefordert. Was wohl die herzige Akwardness erklärt.
Dreifaltigkeit: Debbie Harry, Suzi Quatro und Joan Jett
Los Angeles, 1977
Suzi, die für Plattenaufnahmen in der Stadt weilte, war zu diesem Zeitpunkt bereits ein etablierter Star, der mit rockigen Hits wie «Can the Can» oder «The Wild One» schon seit Anfang der Siebzigerjahre Charterfolge feiern konnte. Auch war sie ein grosses Vorbild – sowohl künstlerisch als auch persönlich – für Debbie und Joan, deren Bands Blondie und The Runaways zu diesem Zeitpunkt noch stark im Punk-Milieu heimisch waren und gewissermassen bereits die nächste Generation darstellten.
Los – zähle mal die Finger an Hound Dog Taylors Hand!
Chicago, 1972
Mehr als jeder andere war es der legendäre Hound Dog Taylor, der den Juke Joint Blues verkörperte – jene rabaukige, hemmungslos laute Version des Musikstils. Zu grob, zu minimal instrumentiert, zu verzerrt war sein Sound, um sie je kommerziell vermarkten zu können, weshalb er zeitlebens ausserhalb seiner Heimatstadt Chicago weitgehend unbekannt blieb. Ursprünglich aus Mississippi war Taylor mit Polydaktylie geboren worden – er hatte an beiden Händen sechs Finger. Eines Nachts, als er betrunken war, schnitt er sich mit einem Rasiermesser den sechsten Finger seiner rechten Hand ab. Seine linke Hand liess er unberührt.
P. P. Arnold, «First Lady des Unmittelbaren»
London, 1968
Ursprünglich aus Watts, Los Angeles, begann Patricia «P. P.» Arnold ihre Karriere als Backgroundsängerin für die Ike and Tina Turner Revue. In dieser Funktion landete sie 1966 in London, wo es ihr gelang, dem berüchtigten missbräuchlichen Bandregime von Ike Turner zu entkommen und sich fortan in der britischen Hauptstadt niederzulassen. Dort machte sie sich bald einen Namen als Sängerin und zählte Musikerkollegen wie Mick Jagger zu ihren treuen Fans. Dieses Foto von Gered Mankowitz stammt von der Fotosession für ihr Debütalbum «The First Lady of Immediate» mit der ersten Hitversion von Cat Stevens «The First Cut Is the Deepest».
Der Mann, dem wir vielleicht den Rock'n'Roll verdanken (nein, Elvis ist nicht gemeint)
Memphis, Tennessee, 1956
Hast du dich schon mal gefragt, wie es überhaupt möglich war, dass weisse Teenager zu Fans schwarzer Musik wurden (und damit den Keim für Rock'n'Roll legten) ... damals in den grauenhaft konservativen frühen Fünfzigerjahren? Und das ausgerechnet im streng segregierten Deep South der USA? Nun, wohl hat ein Herr namens Dewey Phillips einiges damit zu tun. Dieser trinkfeste, Speed sniefende DJ aus Memphis, Tennessee, war der Erste, der in seiner Radiosendung «Red, Hot and Blue» vorbehaltlos Musik für ein gemischtes schwarz-weisses Publikum spielte. Nacht für Nacht schalteten sich unzählige Fans ein, um seinen kompromisslosen Mix aus Rhythm'n'Blues, Country, Boogie-Woogie und Gospelmusik zu hören. Und, ach ja: Im Juli 1954 war er der erste DJ, der die Debütsingle eines jungen lokalen Sängers namens Elvis Presley spielte – mehr als eine Stunde lang nonstop, weil es ihm angeblich derart gefiel (oder vielleicht: weil er betrunken war). Im Foto sehen wir Elvis mit Dewey Phillips (Mitte) und einem lokalen Plattenladenbesitzer in Memphis im Jahr 1956 (mitsamt der prominent ausgestellten damals aktuellen Hit-LP: Harry Belafonte neuestes Album).
Françoise Hardy: Style for Miles
Brands Hatch, Grossbritannien, 1966
Mesdames et messieurs, je vous présente: Françoise Madeleine Hardy – Sängerin, Songwriterin, Schauspielerin, Style-Ikone, Legende. Niemand verkörperte die jene spezifisch französische Version der Swinging Sixties mehr als Françoise – beispielhaft dafür die obige Momentaufnahme hinter den Kulissen während der Dreharbeiten zum Film «Grand Prix» (1966). Ihr Status als selbstständige Songwriterin war hart erkämpft worden: Mit 17 Jahren wurde sie mit der Begründung unter Vertrag genommen, ihr Aussehen sei «gut für ein hübsches Plattencover». Doch gleich von Anfang an schlug sie unverfroren zurück, indem sie ihre eigenen Songs schrieb und auch aufführte – und dabei zu einem der grössten Musikstars Frankreichs wurde.
Cher Flintsone und die Jackson-Kids
Hollywood, 1972
Jap, das ist tatsächlich Cher. Herausgeputzt in schönster Wilma-Flintstone-Tracht – wie es auch die ebenfalls anwesenden Jackson 5 sind, in ihrer erweiterten Ausführung mitsamt den Jackson-Nachzüglern Janet und Randy. Genau hinsehen! Von links nach rechts sind: Tito Jackson (sitzend), Jackie Jackson (hinter Tito sitzend), Marlon Jackson (stehend), Cher (Mitte), die süsse kleine Janet Jackson (auf dem Boden), Jermaine Jackson (mit Stein in der Hand), Michael Jackson (mit diesem Horn-Dingsda) und der kleine Randy Jackson. Und wenn ihr euch nun fragt, «WTF»: Es war für einen Sketch der TV-Show «The Sonny & Cher Comedy Hour».
Pub-Wirt Ringo hinter der Bar des Flying Cow
Sunny Heights, Webridge, England, 1965
Im Sommer 1965 kauften Beatles-Drummer Ringo Starr und seine Frau Maureen Starkey ihr erstes Haus, Sunny Heights genannt, im beschaulichen Städtchen Weybridge in der südenglischen Grafschaft Surrey. Sofort liess Ringo ein eigenes Pub auf dem Grundstück einrichten, das er The Flying Cow taufte. Hier sehen wir den Wirt Richard «Ringo» Starkey, wie er mit einem seiner Gäste ein Pint geniesst.
Alles, was die Ramones wollen und nicht wollen – eine Liste
London, 2021
Zusammengestellt von der Rock-Fotografin Pauline di Silvestro anhand der Liedtexte der Ramones, erfährt man hier die tiefsten Sehnsüchte und Wünsche der Punk-Ikonen – und deren Abneigungen und Ängste. Unter anderem wollen sie «sediert werden», «dein Boyfriend sein», «aus dieser Welt hinausspazieren können» oder, schlicht, «etwas zu tun haben». Nicht erwünscht dagegen: «Mein Leben nochmals leben zu müssen».
Drew Barrymore und Billy Idol im Limelight, NYC
New York City, 1986
Drew Barrymore erlangte Weltruhm bereits mit 6 Jahren in ihrer Rolle als kleine Schwester Gertie in Steven Spielbergs «E.T. the Extra-Terrestrial». Fortan, obwohl noch ein Kind, bestand ihr Leben daraus, mit ihrer Mutter in Clubs wie dem Studio 54 zu gehen, und feierte sogar ihren 10. Geburtstag im New Yorker Nachtklub Limelight, einem damals angesagten Promi-Hotspot. Im hier gezeigten Foto ist Barrymore ... 11 Jahre alt. Doch, wie sie im April 2025 in ihrer «Drew Barrymore Show» erklärte, «Gott, ich vermisse das Tanzen so sehr! Ich vermisse die Clubs!»
Btw: Das Limelight wurde 1998 geschlossen und sein Besitzer vor Gericht gestellt. Der Staatsanwalt bezeichnete den Club als «Drogensupermarkt», in dem «riesige Mengen» Ecstasy sowie Kokain, Special K und Rohypnol als «Promoinstrument eingesetzt wurden, um Gäste in den Club zu locken».
So reagieren alle, die Dolly Parton kennenlernen dürfen. Auch Cyndi Lauper
Sony Music Recording Arts Complex, New York, 1993
Der Anlass war die Eröffnung irgendeines Recording Arts Complex in Manhattan, ... doch das ist unwichtig. Wichtig ist hier der Fakt, dass wohl niemand, wirklich niemand, derart kompromisslos positive Energie und Herzensgüte ausstrahlt wie Ihre Majestät, Königin der Countrymusik, Dolly Parton.
«Diese Maschine tötet Faschisten.»
McSorley's Old Ale House, East Village, New York City, 1943.
Nicht genug damit, dass Woody Guthrie der wohl einflussreichste Folksänger des 20. Jahrhunderts ist, der Bob Dylan und so ziemlich jeden Troubadour, der nach ihm kam, massiv prägte. Nein, er ist noch bis heute eine Ikone des Widerstands gegen Ungerechtigkeit – massgeblich wohl dank dieses Fotos. «THIS MACHINE KILLS FASCISTS» ist ein Slogan, der ursprünglich von Fabrikarbeitern stammt, die ihn während des Zweiten Weltkrieges auf ihre Werkzeuge schrieben. Wir alle stehen gemeinsam in diesem Kampf: die Fabrikarbeiter, welche die Flugzeuge, Panzer und Lastwagen bauen. Die Soldaten, die gegen Nazi-Deutschland kämpfen. Die Verwaltungsbürolisten, welche die Logistik organisieren. Die Künstler, welche die Kunst schaffen, die inspiriert, die Filme, die unterhalten, die Lieder schreiben, die wir mitsingen. Wir alle sind Waffen gegen den Faschismus.
Hendrix entfacht die Zürcher Jugendunruhen
Zürich, Mai, 1968
Es wurde als «Monsterkonzert» promotet: Am 30. und 31. Mai 1968 wurde das Hallenstadtion Zürich gerockt. Das Line-Up war imposant – John Mayall’s Bluesbreakers, Eric Burdon's New Animals, The Move, unter anderem. Und als Kracher The Jimi Hendrix Experience als Headliner an beiden Abenden. Nach dem Auftritt von Hendrix am Freitagabend – das Konzert vom Vorabend war friedlich verlaufen – gingen ein paar Holzstühle zu Bruch. Dies war für die Polizei Anlass, das Hallenstadion zu stürmen und die Besucher nach draussen zu treiben. Dort warteten Wasserwerfer und Gummischrot ... und wie es danach weiterging, kann man sich ausmalen. Letztendlich war nicht Jimi mit Gitarre der Grund für die Ausschreitungen, sondern eine schon lange schwelende Frustration der Jugend mit der bürgerlichen Autorität, die in den Folgewochen in den sogenannten Globus-Krawalle zum Ausbruch kommen sollte. Nein, Jimi war nicht die Ursache. Doch er zündete die Lunte.
