Wenn Basel dank Bernhard Heusler und Georg Heitz seit Jahren regelmässig kluge Transfers macht, dann muss beim FC Porto insgeheim ein unehelicher Nachkomme von Albert Einstein und Stephen Hawking das Sagen haben. Unfassbare 340 Kicker hat der portugiesische Transfer-Riese in den vergangenen zehn Jahren verschachert oder ausgeliehen und damit 591 Millionen Euro umgesetzt. Der Gewinn aus diesem florierenden Spieler-Basar beträgt 287 Millionen Euro.
Allein die dicksten verkauften Fische der vergangenen vier Saisons lesen sich wie der feuchte Traum eines jeden Klub-Kassiers: James Rodriguez für 45 Millionen Euro zur AS Monaco. Hulk für 40 Millionen zu Zenit St.Petersburg. Falcao für 40 Millionen zu Atlético Madrid. Eliaquim Mangala für 40 Millionen zu Manchester City. Sie alle hat der FC Porto zuvor für einen Bruchteil des späteren Erlöses an die Atlantikküste gelockt. Basels Transferrekord von 20 Millionen Franken für Mohammed Salah würde da wohl nur mit der Portokasse abgerechnet.
Uns ist leider nicht bekannt, auf welchen Namen Portos fleissige Putzfee hört. Doch eines ist sicher, sie hat einen knochenharten Job. Denn der Klub hat seit seiner Gründung im Jahr 1893 bereits 70 Titel gehamstert – und die dazugehörige Silberware ist wohl nicht gerade pflegeleicht. Basel bringt es im gleichen Zeitraum gerade mal auf 28 Erfolge.
Neben den 27 Meisterschaften und den zwei Europa-League-Triumphen von 2003 und 2011 stechen zwei Kübel besonders hervor: 1987 gewinnt Porto den Europapokal der Landesmeister und 2004 unter José Mourinho die Champions League. 2015 erleben die Portugiesen bereits ihre 19. Kampagne in der Königsklasse – und sind neben Real Madrid und Chelsea als drittes Team im laufenden Wettbewerb noch ungeschlagen.
Ein Nebeneffekt der Transferfabrik-Strategie von Porto ist die zunehmende Überfremdung. Knapp 80 Prozent des aktuellen Kaders besteht aus Legionären. Beim letzten Ligaspiel gegen Guimares stehen gerade noch zwei Spieler mit einem portugiesischen Pass in der Startformation.
Die Hauptfraktionen bilden Söldner aus Brasilien und Spanien. Auch Kolumbianer und Mexikaner sind mehrfach vertreten. Trotz des Mangels an Landsleuten beim Gegner gesteht Basels portugiesischer Trainer Paulo Sousa an der Pressekonferenz, dass mit dem Duell ein Traum in Erfüllung geht: «Ich habe mir keinen anderen Gegner mehr als Porto gewünscht.»
Sturmtank Jackson Martinez ist der aktuelle Superstar. Zum Schnäppchenpreis von fünf Millionen Euro hat Porto den Goalgetter 2012 in Mexiko gekauft. Ein WM-Viertelfinal mit Kolumbien und jede Menge Tore später wird sein Marktwert derzeit auf 32 Millionen geschätzt. Da Fabian Schär im Hinspiel gesperrt ist, liegt es wohl an Oldie Walter Samuel und Marek Suchy, die Naturgewalt zu stoppen. Zumindest Suchy ist optimistisch: «Er ist ein sehr starker Stürmer und es wird eine Herausforderung. Aber wir haben uns intensiv auf ihn vorbereitet.»
Weil sich Martinez auf dem Platz oft wie ein Tänzer bewegt, wird er «Cha Cha Cha» gerufen. Ein Spitzname, der nicht gerade furchteinflössend ist. Dafür sind es seine Werte: Fünf Tore in der Gruppenphase – und auch in den vergangenen sieben Liga-Spielen hat er sechsmal eingenetzt.
Portos DNA ist auf eine 4-3-3-Formation programmiert. Neben dem zentralen 1,85-Meter-Leuchtturm Martinez machen zwei Flügelstürmer dem Gegner das Leben schwer. Es wartet viel Arbeit auf die FCB-Aussenverteidiger.
Eine der scharfen Scheren dieser Flügelzange ist Cristian Tello. Der 23-jährige Spanier ist seit vergangenem Sommer mit einer Kaufoption von Barcelona an Porto ausgeliehen und sorgt seither als Flügelstürmer für mächtig Wirbel. Mit drei Toren und neun Assists hat er bereits unterstrichen, dass er die nächste Zukunftshoffnung ist.
Auch aus dem Mittelfeld droht bei Porto Torgefahr. Der Hauptgrund ist ein 25-jähriger Wüstenfuchs und heisst Yacine Brahimi. Der schussgewaltige Algerier hat in der Gruppenphase vier Tore gebucht und bringt es auch in der Liga schon auf zehn Skorerpunkte.
Ohne ein mächtiges Abwehrbollwerk wäre die ganze offensive Schlagkraft des FC Porto nichts wert. Hier kommt ein Mann ins Spiel, der im vergangenen Sommer Weltruhm erlangt hat.
Beim WM-Gruppenspiel gegen Spanien platzt dem holländischen Innenverteidiger Bruno Martins Indi fast der Kragen. Weil Schlitzohr Diego Costa immer wieder unsauber in den Zweikampf geht, würde Indi ihm am liebsten an die Gurgel springen. Das Internet kocht sofort über und verwandelt seinen legendären Todesblick via Photoshop in eines der beliebtesten WM-Memes. Anschliessend verpflichtet Porto den 23-Jährigen für 7,7 Millionen Euro von Feyenoord Rotterdam.
Wer ist Julen Lopetegui? Mit dieser Frage lässt sich wohl so mancher Fussball-Experte gehörig ins Schwitzen bringen. Der 48-jährige Ex-Goalie hat als Spieler keine grosse Karriere gemacht. In drei Jahren bei Real Madrid kommt der Baske nur einmal zum Einsatz. Und auch beim FC Barcelona läuft es später nicht wirklich cremig. Zwischen 1994 und 1997 steht er während einer starken Ära ganze neun Mal im Kasten und geht dabei erst noch nur einmal als Sieger vom Platz. Stammspieler wird er erst mit 31 Jahren an der letzten Station seiner Spielerlaufbahn bei Rayo Vallecano.
Als Trainer macht er bisher eine ähnliche Karriere wie Pierluigi Tami. Nach mehreren Jahren bei spanischen Junioren-Natis und einem Europameistertitel auf U19-Stufe ist er seit 2014 wieder im Klubgeschäft.
Jorge Nuno Pinto da Costa ist seit über 60 Jahren Vereinsmitglied und ab 1982 Präsident des FC Porto. Er gilt als Mastermind hinter Portos Aufstieg und hat als genialer Strippenzieher im Hintergrund viel dazu beigetragen, dass der Klub dem Rivalen Benfica den Rang abgelaufen hat.
Auch die Grenzen der Legalität hat da Costa dabei gründlich ausgelotet. Mehrfach wird er während seiner Amtszeit aufgrund von Korruptionsvorwürfen in den juristischen Nahkampf verwickelt.
Gerüchte von schwarzen Transferkassen und Schiedsrichterbestechung mittels Prostituierten flammen immer wieder auf. Bloss beweisen lassen sich die Vorwürfe nie. Im Gegenteil. Für drei Stunden und fünf Minuten Untersuchungshaft werden da Costa 2008 sogar 20'000 Euro Entschädigung zugesprochen.