Eine «Comedia dell'arte» («Volkskomödie») spielt sich derzeit in der Opernstadt Mailand ab. In den Hauptrollen: Inter-Captain Mauro Icardi und Giuseppe Marotta, der neue Vorstandsvorsitzende der «Nerazzurri». Regie führt allerdings Icardis Ehefrau und Beraterin Wanda Nara – und genau da liegt das Problem.
Ursprünglich ging es um die Vertragsverlängerung von Icardi. Der Kontrakt des argentinischen Star-Stürmers läuft zwar erst Ende Juni 2021 aus, doch Nara wollte für ihren Gatten und Klienten eine Gehaltserhöhung herausschlagen. Statt 4,5 Millionen Euro verlangte das ehemalige Fotomodell 9 Millionen pro Jahr. Ihr Mann wäre damit nach Cristiano Ronaldo zum zweitbestverdienenden Fussballer der Serie A geworden.
Sportlich hatte Icardi die Argumente zuletzt auf seiner Seite: Im Vorjahr wurde der 1,82 Meter grosse Mittelstürmer mit 29 Treffern Torschützenkönig der Serie A und führte Inter so fast im Alleingang in die Champions League. Und auch in dieser Saison lief es lange gut: Bis Weihnachten erzielte Icardi in 20 Spielen 13 Tore, dann begann das Theater um seine Vertragsverlängerung.
Als Ehefrau Wanda Nara merkte, dass Inter nicht sofort auf ihre Forderungen einging, versuchte die 32-Jährige in der Öffentlichkeit Druck auf den Klub auszuüben. Sie sprach offen über das vermeintliche Interesse anderer Klubs und drohte, dass Icardi Inter verlassen würde. Dank einer Ausstiegsklausel über 110 Millionen Euro könnte der 26-jährige Argentinier, der wie Lionel Messi aus Rosario stammt und mit 15 in die Jugendabteilung des FC Barcelona wechselte, im Sommer die «Nerazzurri» verlassen – allerdings nur in Richtung Ausland.
Doch Marotta, der im Sommer nach acht Jahren als Geschäftsführer bei Juventus Turin bei Inter übernahm, blieb unbeeindruckt und liess sich nicht auf die Forderungen ein. Nara legte die Verhandlungen daraufhin auf Eis – publikumswirksam im italienischen Fernsehen. Ausserdem kritisierte sie bei fast jeder Gelegenheit die Transferpolitik des Klubs und den Spielstil von Trainer Luciano Spalletti.
Marotta missfiel unterdessen eine Werbung mit Nara für ein Kosmetikprodukt, in der hinter der spärlich bekleideten Nara auch ein Inter-Trikot ihres Mannes zu sehen war. Vor zwei Wochen kam es schliesslich zum grossen Eklat: Vor dem Sechzehntelfinal-Hinspiel in der Europa League bei Rapid Wien wurde Icardi als Inter-Captain abgesetzt – «aus schwerwiegenden Gründen», wie Inter mitteilte.
Der Superstar weigerte sich daraufhin, mit der Mannschaft nach Österreich zu reisen und reagierte nicht mehr auf Anrufe der Klub-Leitung. «Besser schweigen und als Narr scheinen als sprechen und jeden Zweifel beseitigen», zitierte Icardi stattdessen Mark Twain auf Instagram.
Seine Ehefrau legte zuvor einen tränenreichen TV-Auftritt hin: «Für Mauro ist es, als ob Inter Mailand ihm einen Arm oder ein Bein weggenommen hätte. Er ist stolz, das Inter-Trikot zu tragen und hat nie über Geld nachgedacht», erklärte sie in der Sendung «Tiki Taka». Die Reaktion der Inter-Fans: Ein Anhänger bewarf Naras Auto mit einem Stein, als diese mit ihren Kindern unterwegs war.
Icardi und Nara lernten sich 2013 in Genua kennen und lieben. Damals spielte der aufstrebende Stürmer noch bei Sampdoria und das TV-Sternchen war die Ehefrau von Icardis Teamkollege Maxi Lopez. Im Sommer wechselte Icardi schliesslich von Sampdoria zu Inter und Nara wenig später von Lopez zum neun Jahre jüngeren Icardi. Schon kurz nach der Scheidung folgte die Hochzeit.
.. Sobre todo BUENAS NOCHES a vos @wanditanara !! TA! Te extraño ♥️👌
— MauroIcardi (@MauroIcardi) 3. Dezember 2013
Im April 2014 gab es das erste sportliche Aufeinandertreffen zwischen Lopez und Icardi auf dem Fussball-Platz. Beim ersten «Wanda Derby», wie der italienische Boulevard das Duell zwischen Sampdoria und Inter seither nennt, weigerte sich Lopez, seinem grossen Rivalen die Hand zu schütteln. Die Fronten zwischen den beiden Spielern verhärteten sich weiter, als sich Icardi die Namen der drei Kinder von Lopez auf den Oberarm tätowieren liess und ein Bild mit dem schwangeren Bauch seiner Frau auf Instagram postete.
Noch heute sind sich die beiden Ex-Teamkollegen spinnefeind und natürlich mischte sich Lopez auch ins Vertragstheater um Icardi ein. «Gute Berater trennen Privates und Geschäftliches», sagte Naras Ex bei «Radio La 990». «Sie wissen, wann man an die Presse gehen, wann man schweigt und wann man sich äussern muss. Ich glaube, dass ein Spieler dieser Qualität von einer Person beraten werden sollte, die ihn weiterbringt. Mauro aber hat die gleiche Einstellung wie Wanda. Manchmal ist sie sogar noch schlechter.»
Icardi hat seit seiner Absetzung als Captain keine einzige Partie mehr für Inter bestritten. Offiziell fehlt der Stürmerstar nun wegen eines entzündetes Knies. Ob er jemals wieder für Inter auflaufen wird, scheint derzeit aber fraglich. Wie «La Repubblica» berichtet, hat Inter diese Woche die Ablösesumme für den in Ungnade gefallenen Argentinier von 110 auf 80 Millionen Euro gesenkt. Real Madrid, Napoli und Juventus Turin sollen bereits ihr Interesse angemeldet haben.
Erst einmal warten aber beide Parteien ab. Nara hat jedoch schon klar gestellt, dass nur ein Wechsel innerhalb Italiens in Frage kommt. Ein Umzug ins Ausland stehe für die Familie nicht zur Diskussion. Der Einfluss, den Nara auf ihren Mauro ausübt, sorgt aber auch im eigenen Lager für Kopfschütteln. «Mein armer Bruder, warum lässt er das weiterhin zu?», fragte Icardis Schwester Ivana bei «CN24» rhetorisch. «Wenn Mauro eine ernsthafte Person hinter sich hätte, wäre die Situation nie so eskaliert.»
Doch Stürmerstar Icardi steht bedingungslos hinter seiner Ehefrau und Beraterin in Personalunion. Deshalb scheint momentan nur eines klar: Eine Fortsetzung der «Commedia dell'arte» folgt bestimmt ...