Der Glaube an die Magie eines Trainers ist in Lugano fast so tief verankert wie der Katholizismus im Kanton Tessin. Der mit aller Macht ausgestattete John Slettvoll baute das «Grande Lugano», das 1986, 1987, 1988 und 1990 die ersten Titel holte, und die letzte Meisterschaft gelingt 2006 nach einem der spektakulärsten Trainerwechsel unserer Hockeygeschichte: Larry Huras wird nach einem 0:2-Rückstand im Viertelfinal gegen Ambri gefeuert und durch Harold Kreis (heute Deutscher Nationaltrainer) ersetzt.
Seither haben schier unzählige Trainer- und Richtungswechsel kein Glück und keine Titel, aber neun Jahre ohne eine einzige gewonnene Playoffserie gebracht. Zuletzt ist Chris McSorley beim Versuch gescheitert, ein neues «Grande Lugano» zu erschaffen. Als der charismatische, aber seltsam milde gewordene Kanadier im Oktober 2022 gefeuert wird, verlangt der Verwaltungsrat um die kluge Präsidentin Vicky Mantegazza einen mutigen Entscheid und den grössten Richtungswechsel der Klubgeschichte (seit 1941). Und so wird ein zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal 30 Jahre alter Junioren-Trainer namens Luca Gianinazzi zum Nachfolger des Titanen Chris McSorley ernannt.
Er ist als Spieler und Trainer in Lugano ausgebildet worden und so kopiert Lugano seinen Kantonsrivalen: Erst mit der Berufung eines Trainers aus den eigenen Reihen (Luca Cereda) hat Ambri nach jahrzehntelangen Wirren seine wahre Identität und auch seine wirtschaftliche Stabilität gefunden. Luca Gianinazzi wie Luca Cereda? Es wäre eine wunderbare Geschichte.
In der letzten Frühjahrssaison hat Luca Gianinazzi nach einem 10. Platz mit tapferen Playoffs (Gottéron in den Pre-Playoffs eliminiert, den späteren Meister Servette im Viertelfinal hart gefordert) die Saison im Stil von … Ambri beendet. Trotz realistischen Erwartungen und einer neuen Bescheidenheit: Es ist – um ein Gleichnis aus dem Buch der Bücher zu bemühen – einfacher für ein Kamel, durch ein Nadelöhr zu schlüpfen, als für einen reichen Klub wie Lugano bescheiden wie Ambri zu werden.
Immerhin bekräftigt das Management den Willen zum Richtungswechsel mit der grössten Verjüngungskur seiner Geschichte: Früher hat Lugano jeweils die Erneuerung mit grossen Namen angestrebt. Nun zelebriert es die neue Bescheidenheit auch in der Personalpolitik. Wie Ambri setzt Lugano bei der Erneuerung auf talentierte, junge Spieler und hat gleich neun Flaumbärte im Kader, die 23 oder jünger sind und das Potenzial haben, das Lugano von morgen zu prägen (Peltonen, Snellman, Hausheer, Canonica, Cjunskis, Cormier, Patry, Verboon, Zanetti). Die alles entscheidende Frage wird allerdings sein, wie lange die Fans und die Medien Geduld haben, wenn sie noch nicht dazu in der Lage sind, das Lugano von heute besser zu machen. Manchmal genügen im Tessin zwei oder drei Derby-Niederlagen, um alle guten Vorsätze zu vergessen.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Luca Gianinazzi (30) ist der jüngste Trainer der Liga und wird seit der Amtsübernahme im letzten Oktober von seiner Präsidentin, seinem Sportchef demonstrativ gelobt, durch «Treueschwüre» gestützt und von den Medien wohlwollend behandelt wie kein Trainer mehr seit dem grossen John Slettvoll (Meister 1986, 1987 1988 und 1990).
Luganos junger Coach ist ein freundlicher, ruhiger, sprachgewandter Typ mit frischen Ideen und Verständnis für die Mentalität der neuen Spielergeneration. Seine Philosophie, jedem Spieler eine Rolle nach seinen Fähigkeiten und Vorlieben zu geben («Rudolf-Steiner-Coaching»), erhöht die Akzeptanz in einer Kabine, die als eine der schwierigsten in Europa gilt. Er profitiert vom Lokalkolorit (in Lugano gross geworden) und ist im Wesen und Wirken ein wenig mit Patrick Fischer vergleichbar: zwar bei weitem nicht so charismatisch, aber auch mit einem Horizont weit über die Bande und den San Salvatore hinaus.
Die Entlassungsgefahr ist gering, weil seine Entlassung einem Verrat der neuen Philosophie der Vernunft, Bescheidenheit und Romantik gleichkäme. Aber Lugano ist tief in seiner DNA ein wenig das Bayern München der Tessiner Sportkultur geblieben.
Es muss sich erst noch weisen, ob Luganos neue Bescheidenheit und Romantik von den Fans und den Medien mitgetragen wird, sollte Ambri auf einmal besser sein. Sicher ist: Bevor diesmal der Trainer gehen muss, werden einige Stars transferiert. Mark Arcobello sollte vorsichtshalber die Reisekoffer vom Dachboden herunterholen.
Eine gewagte Prognose? Wird sich diese Zuversicht im nächsten Frühjahr als Irrtum erweisen? Das wissen nur die Hockeygötter. Aber es gibt gute Argumente für eine Rückkehr Luganos in die Spitzengruppe der Liga. Die Ausländer sind so gut wie seit der letzten Finalsaison (2017/18) nie mehr. Die Dynamik der Jugend ist stärker als die Behäbigkeit der arrivierten Stars und auf allen wichtigen Positionen ist die Mannschaft gut genug besetzt, um die Titanen aus der Deutsch- und Westschweiz erfolgreich herausfordern zu können. Trainer Luca Gianinazzi trägt Luganos DNA in seiner Hockey-Seele und wird von der Führung durch alle Böden hindurch gestützt.
Wenn er in der Kabine nicht die richtigen Worte findet, wenn er von den Spielern nicht respektiert wird – wer soll dann Lugano eigentlich noch coachen? Bedingung für eine Spitzenklassierung ist allerdings, dass die kluge Präsidentin Vicky Mantegazza jeden Spieler, der sich bei ihr über irgendetwas beschweren möchte, sofort aus dem Büro werfen lässt und beim Trainer Anzeige erstattet.
Beim Manager-Game «Topscorers» erhält jeder Spieler ein Zufallskader à 16 Spieler im Wert von CHF 3 Mio. sowie ein Transferbudget von CHF 1 Mio. Innerhalb einer Fantasy-Liga gibt es jeden Spieler nur einmal und Punkte sammelt man durch die Performance der Akteure in der Realität (Eiszeit, Tore, Assists, +/-, Blocked Shots,etc.).
Marktwert-Spitzenreiter beim HC Lugano
Name
Punkteschnitt
Marktwert
Markus Granlund
84.41
518'004
Arttu Ruotsalainen
77.25
512'997
Michael Joly
-
500'000
Weitere Infos und Download der App: www.topscorers.ch
Idee, Konzept und Inhalt: Klaus Zaugg. | Redaktionelle Betreuung: Adrian Bürgler, Ralf Meile. | Technische Umsetzung: Nicole Christen, Carlo Natter, Philipp Reich, Raphael Strebel. | Spielerportraits: nationalleague.ch.