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Der Eismeister-Check

HC Lugano in der Saison 2023/24: Alles zu Kader, Stärken und Schwächen

Luganos Spieler Lorenzo Canonica und Matthew Verboon (v.l.) bei der Mannschaftspraesentation und dem ersten offiziellen Eistraining des HC Lugano in der Saison 2023/24, am Samstag, 12. August 2023 in  ...
Lugano setzt auf Schweizer Nachwuchsgrössen wie Lorenzo Canonica und Matthew Verboon.Bild: keystone
Der Eismeister-Check

Die fast schon verbotene Frage: Kann Lugano sein wie Ambri?

Die Frage, ob Lugano sein kann wie Ambri, ist auf den ersten Blick absurd. Anders zu sein als der Kantonsrivale, gehört zu Luganos DNA. Und doch sucht Lugano nun über die Trainerfrage eine neue Identität nach dem Vorbild von Ambri.
07.09.2023, 10:2807.09.2023, 15:51
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Der Glaube an die Magie eines Trainers ist in Lugano fast so tief verankert wie der Katholizismus im Kanton Tessin. Der mit aller Macht ausgestattete John Slettvoll baute das «Grande Lugano», das 1986, 1987, 1988 und 1990 die ersten Titel holte, und die letzte Meisterschaft gelingt 2006 nach einem der spektakulärsten Trainerwechsel unserer Hockeygeschichte: Larry Huras wird nach einem 0:2-Rückstand im Viertelfinal gegen Ambri gefeuert und durch Harold Kreis (heute Deutscher Nationaltrainer) ersetzt.

Über diese Serie
Klaus Zaugg ist seit Jahrzehnten einer der profiliertesten Eishockey-Journalisten der Schweiz. Sein während vielen Jahren publizierter Guide galt vielen als «Hockey-Bibel». Nun erscheint die Einschätzung des watson-Eismeisters über jeden Spieler der National League erstmals online.

Seither haben schier unzählige Trainer- und Richtungswechsel kein Glück und keine Titel, aber neun Jahre ohne eine einzige gewonnene Playoffserie gebracht. Zuletzt ist Chris McSorley beim Versuch gescheitert, ein neues «Grande Lugano» zu erschaffen. Als der charismatische, aber seltsam milde gewordene Kanadier im Oktober 2022 gefeuert wird, verlangt der Verwaltungsrat um die kluge Präsidentin Vicky Mantegazza einen mutigen Entscheid und den grössten Richtungswechsel der Klubgeschichte (seit 1941). Und so wird ein zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal 30 Jahre alter Junioren-Trainer namens Luca Gianinazzi zum Nachfolger des Titanen Chris McSorley ernannt.

Die Praesidentin des HC Lugano Vicky Mantegazza an der offiziellen Team-Praesentation des HC Lugano, am Samstag, 10. August 2019 in Lugano. (KEYSTONE/Ti-Press/Pablo Gianinazzi)
Wie geduldig ist Vicky Mantegazza mit dem neuen Lugano?Bild: KEYSTONE

Er ist als Spieler und Trainer in Lugano ausgebildet worden und so kopiert Lugano seinen Kantonsrivalen: Erst mit der Berufung eines Trainers aus den eigenen Reihen (Luca Cereda) hat Ambri nach jahrzehntelangen Wirren seine wahre Identität und auch seine wirtschaftliche Stabilität gefunden. Luca Gianinazzi wie Luca Cereda? Es wäre eine wunderbare Geschichte.

In der letzten Frühjahrssaison hat Luca Gianinazzi nach einem 10. Platz mit tapferen Playoffs (Gottéron in den Pre-Playoffs eliminiert, den späteren Meister Servette im Viertelfinal hart gefordert) die Saison im Stil von … Ambri beendet. Trotz realistischen Erwartungen und einer neuen Bescheidenheit: Es ist – um ein Gleichnis aus dem Buch der Bücher zu bemühen – einfacher für ein Kamel, durch ein Nadelöhr zu schlüpfen, als für einen reichen Klub wie Lugano bescheiden wie Ambri zu werden.

Immerhin bekräftigt das Management den Willen zum Richtungswechsel mit der grössten Verjüngungskur seiner Geschichte: Früher hat Lugano jeweils die Erneuerung mit grossen Namen angestrebt. Nun zelebriert es die neue Bescheidenheit auch in der Personalpolitik. Wie Ambri setzt Lugano bei der Erneuerung auf talentierte, junge Spieler und hat gleich neun Flaumbärte im Kader, die 23 oder jünger sind und das Potenzial haben, das Lugano von morgen zu prägen (Peltonen, Snellman, Hausheer, Canonica, Cjunskis, Cormier, Patry, Verboon, Zanetti). Die alles entscheidende Frage wird allerdings sein, wie lange die Fans und die Medien Geduld haben, wenn sie noch nicht dazu in der Lage sind, das Lugano von heute besser zu machen. Manchmal genügen im Tessin zwei oder drei Derby-Niederlagen, um alle guten Vorsätze zu vergessen.

Die Spieler

  • Stürmer
  • Verteidiger
  • Torhüter
player_image

Nation Flag

Aktuelle
Note

  • 7

    Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.

  • 6-7

    Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.

  • 5-6

    Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.

  • 4-5

    Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.

  • 3-4

    Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.

  • Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.

5,2

09.22

5,2

09.23

5,2

01.24

Punkte

Goals/Assists

Spiele

Strafminuten

  • Er ist

  • Er kann

  • Erwarte

Der Trainer

Luca Gianinazzi (30) ist der jüngste Trainer der Liga und wird seit der Amtsübernahme im letzten Oktober von seiner Präsidentin, seinem Sportchef demonstrativ gelobt, durch «Treueschwüre» gestützt und von den Medien wohlwollend behandelt wie kein Trainer mehr seit dem grossen John Slettvoll (Meister 1986, 1987 1988 und 1990).

Lugano's Head Coach Luca Gianinazzi, during the second game of the pre playoffs of National League A Swiss Championship 2022/23 between, HC Lugano against Fribourg Gott�ron at the Corn�r Arena in ...
Luca Gianinazzi hat den HC Lugano von Chris McSorley übernommen.Bild: keystone

Luganos junger Coach ist ein freundlicher, ruhiger, sprachgewandter Typ mit frischen Ideen und Verständnis für die Mentalität der neuen Spielergeneration. Seine Philosophie, jedem Spieler eine Rolle nach seinen Fähigkeiten und Vorlieben zu geben («Rudolf-Steiner-Coaching»), erhöht die Akzeptanz in einer Kabine, die als eine der schwierigsten in Europa gilt. Er profitiert vom Lokalkolorit (in Lugano gross geworden) und ist im Wesen und Wirken ein wenig mit Patrick Fischer vergleichbar: zwar bei weitem nicht so charismatisch, aber auch mit einem Horizont weit über die Bande und den San Salvatore hinaus.

Die Entlassungsgefahr ist gering, weil seine Entlassung einem Verrat der neuen Philosophie der Vernunft, Bescheidenheit und Romantik gleichkäme. Aber Lugano ist tief in seiner DNA ein wenig das Bayern München der Tessiner Sportkultur geblieben.

Es muss sich erst noch weisen, ob Luganos neue Bescheidenheit und Romantik von den Fans und den Medien mitgetragen wird, sollte Ambri auf einmal besser sein. Sicher ist: Bevor diesmal der Trainer gehen muss, werden einige Stars transferiert. Mark Arcobello sollte vorsichtshalber die Reisekoffer vom Dachboden herunterholen.

Die Stärken und Schwächen

Gute Mischung (Talente/Graubärte, Kraft/Technik), keine «Billig-Ausländer» und eine starke Mittelachse. Nominell zwar nicht die beste, aber wahrscheinlich die am besten ausbalancierte Mannschaft seit dem letzten Titelgewinn von 2006.
So viele talentierte und so viele junge Spieler führen zu einem hohen «Schillerfalter-Faktor»: Es ist für den Trainer schwierig, defensive Demut durchzusetzen – Lugano war schon letzte Saison defensiv nur die Nummer 10 der Liga.
Mikko Koskinen und Niklas Schlegel bilden eines der besseren Goalie-Duos der Liga und die Rollenverteilung wird akzeptiert.
Die Rebellion gegen den Trainer ist so tief in Luganos DNA verwurzelt wie die Revolution in der Seele Frankreichs und ein abgesetzter Captain im Team (wie Mark Arcobello) bleibt ein Unruheherd.
Realistische Selbsteinschätzung, eine neue Bescheidenheit und der ehrliche Wunsch und Wille, die Treueschwüre für Trainer Luca Gianinazzi nicht zu brechen.
Die buntscheckigen lokalen Medien neigen zu Polemik, der FC Lugano ist erstmals ein ernsthafter Konkurrent im Sportbusiness der Stadt: Es ist nicht einfach, in diesem Umfeld geduldig zu sein, die Mannschaft zu erneuern und den Trainer im Amt zu halten.

Die Prognose

Eine gewagte Prognose? Wird sich diese Zuversicht im nächsten Frühjahr als Irrtum erweisen? Das wissen nur die Hockeygötter. Aber es gibt gute Argumente für eine Rückkehr Luganos in die Spitzengruppe der Liga. Die Ausländer sind so gut wie seit der letzten Finalsaison (2017/18) nie mehr. Die Dynamik der Jugend ist stärker als die Behäbigkeit der arrivierten Stars und auf allen wichtigen Positionen ist die Mannschaft gut genug besetzt, um die Titanen aus der Deutsch- und Westschweiz erfolgreich herausfordern zu können. Trainer Luca Gianinazzi trägt Luganos DNA in seiner Hockey-Seele und wird von der Führung durch alle Böden hindurch gestützt.

Wenn er in der Kabine nicht die richtigen Worte findet, wenn er von den Spielern nicht respektiert wird – wer soll dann Lugano eigentlich noch coachen? Bedingung für eine Spitzenklassierung ist allerdings, dass die kluge Präsidentin Vicky Mantegazza jeden Spieler, der sich bei ihr über irgendetwas beschweren möchte, sofort aus dem Büro werfen lässt und beim Trainer Anzeige erstattet.

Prognose: Platz 4

Beim Manager-Game «Topscorers» erhält jeder Spieler ein Zufallskader à 16 Spieler im Wert von CHF 3 Mio. sowie ein Transferbudget von CHF 1 Mio. Innerhalb einer Fantasy-Liga gibt es jeden Spieler nur einmal und Punkte sammelt man durch die Performance der Akteure in der Realität (Eiszeit, Tore, Assists, +/-, Blocked Shots,etc.).

Marktwert-Spitzenreiter beim HC Lugano

Name

Punkteschnitt

Marktwert

Markus Granlund

84.41

518'004

Arttu Ruotsalainen

77.25

512'997

Michael Joly

-

500'000

Weitere Infos und Download der App: www.topscorers.ch

Der Spielplan

Idee, Konzept und Inhalt: Klaus Zaugg. | Redaktionelle Betreuung: Adrian Bürgler, Ralf Meile. | Technische Umsetzung: Nicole Christen, Carlo Natter, Philipp Reich, Raphael Strebel. | Spielerportraits: nationalleague.ch.

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quelle: keystone / ennio leanza
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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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hcap1937
07.09.2023 13:17registriert April 2022
Kann Lugano sein wie Ambri? Würde ich eher mit einem Nein beantworten. Warum? Wenn es sportlich in Lugano nicht läuft, wird ziemlich schnell Feuer unter dem Dach sein – in Ambri sieht das dann ganz anders aus. Das man Gianinazzi das Vertrauen schenkt und man (vorläufig) was nachhaltiges aufbauen will, ist aber clever und bestimmt der richtige Schritt.
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