Nach den Rängen 25, 9, 17, 16 und 19 jetzt Platz 2 und nun zum fünften Mal
in Ihrer Karriere erste Startreihe. Wie ist diese Steigerung möglich?
Dominique Aegerter: Es stimmte alles. Das ist die Voraussetzung, um schnell
zu sein. Die Maschine machte das, was ich wollte.
Sie sind den Töff gefahren und der Töff hat nicht sie gefahren.
So können wir das sagen. Die Techniker im Team
konnten mir schon immer sagen, wo ich zu weit von der Ideallinie
abgekommen war oder wo ich zu spät gebremst hatte. Aber es gelang mir einfach nicht anders zu fahren, weil der Töff nicht so wollte, wie ich wollte.
Tom Lüthi hat Sie im Windschatten zur Superzeit gezogen, Sie haben gut und
gerne zehn Runden lang gemeinsam mit Ihrem Teamkollegen Jagd auf die
Bestzeit gemacht. War die Zusammenarbeit mit Tom Lüthi Absicht, eine
geniale Strategie oder Zufall?
Eher Zufall.
Teambesitzer Olivier Métraux ist hier erstmals in dieser Saison vor Ort. Es ist
also nicht so, dass er gesagt hat: So Jungs, jetzt arbeitet mal besser
zusammen.
Nein, überhaupt nicht. Es hat keine Absprache und keine
Aufforderung zur Zusammenarbeit gegeben. Es muss so viel zusammenpassen, wenn es so funktionieren soll, dass eine Absprache fast nicht möglich ist. Aber
es ist so, dass mir Tom sehr geholfen hat.
Waren Sie überrascht, dass Sie Tom so gut folgen konnten?
Ja schon. Ich hatte aber schon kurz zuvor hinter Rabat
(Weltmeister Tito Rabat, Anm. d. Red.) gemerkt, dass es sehr gut läuft. Aber ich
war schon verblüfft, wie schnell ich unterwegs war. Ja die Rundenzeiten sind
geradezu verrückt. Jetzt muss ich erst einmal dieses Resultat im Rennen
bestätigen. Das wird nicht einfach sein.
Aber die Voraussetzungen sind zumindest sehr gut.
Ja, ich habe das Gefühl für das Motorrad wieder
gefunden. Aber es kann auch schnell wieder weg sein. Ich hatte am
Freitagvormittag ein gutes Gefühl, aber am Nachmittag ging nicht mehr viel
und auch heute Vormittag lief es nicht. Dann haben wir einige Änderungen
gemacht und nun hat es funktioniert.
Mussten Sie weit übers Limit hinausgehen um diese Superzeiten zu fahren?
Ich war am Limit. Aber ich war dazu in der Lage,
mehrere Runden auf diesem Niveau zu fahren und das stimmt mich fürs
Rennen zuversichtlich.
Nun wissen Sie, dass Sie nicht nur auf der Suter, sondern auch auf der Kalex
sehr schnell sein können.
Ich war schon ein paar Mal in dieser Saison schnell. Nur
ist mir noch keine Bestätigung mit Resultaten gelungen. Es ist schon ein
Hinweis darauf, dass die Ursache für die enttäuschenden Resultate nicht
alleine beim Material zu suchen ist. Dass es auch an mir liegt.
Al Mugello non si dorme!!! 📯🔝🚦🎺🏁 #ItalianGP #Domi77 @ Mugello Circuit https://t.co/qtPuzEm5B3
— Dominique Aegerter (@DAegerter) 29. Mai 2015
Hat diese Steigerung auch etwas mit Ihrer mentalen Verfassung zu tun?
Wie meinen Sie das?
Die Erwartungen waren beim Saisonstart sehr hoch und damit auch der
Erfolgsdruck. Nach dem missglückten Saisonstart ist dieser Druck weg und sie
können ruhiger arbeiten.
Ich setze mir hohe Ziele. Da kann ich nicht sagen, der
Druck sei nun weg. Aber es ist schon so, dass ich meine Ziele zurückgestuft
habe. Am Anfang der Saison wollte ich einfach unbedingt immer in die ersten
fünf. Das ist mir nicht gelungen. Inzwischen habe ich mir vorgenommen, unter
die ersten zehn zu kommen und das ist mir jetzt zumindest im Training
gelungen.