Eigentlich sollten wir diese Frage mit einem «Ja» beantworten. Neuer Trainer, neuer Sportchef und hochkarätige neue Spieler machen einen neuen Anlauf auf den ersten Titel seit 1998 möglich. Zumal die Liga so ausgeglichen ist, dass es theoretisch mindestens vier Titelkandidaten gibt.
Zudem hat Zug jetzt wahrscheinlich den besten Torhüter seiner NLA-Geschichte. Tobias Stephan ist besser als Patrick Schöpf, Ronnie Rüeger und Rolf Simmen, besser auch als die vielen ausländischen Schlussmänner. Aber Zug hat trotzdem keinen Meistergoalie.
Ein Meistergoalie ist ein Torhüter, der seine Mannschaft im Alleingang zum Titel zu hexen vermag. So wie beispielsweise Renato Tosio im Frühjahr 1989 den krassen Aussenseiter SC Bern im Finale gegen den himmelhohen Favoriten Lugano.
Wenn wir diese Definition zur Beurteilung heranziehen, dann ist Tobias Stephan kein Meistergoalie. Im Frühjahr 2010 verlor er mit Servette das 7. Finalspiel in Bern. In den Playoff-Viertelfinals von 2013 hätte er Servette in der 7. Partie zum Triumph über den späteren Meister SCB hexen und damit die Tore für den ersten Titel der Genfer weit, weit aufstossen können.
Er kam nur auf eine Abwehrquote von 84 Prozent. Im letzten Frühjahr hielt er im 7. Halbfinalspiel gegen die ZSC Lions gerade noch 80,95 Prozent der Schüsse und Servette schied aus. Aber genau solche Partien gewinnen Meistergoalies.
Wer will, kann boshafterweise auch noch gegen Tobias Stephan ins Feld führen, dass Servette den Spengler Cup im Finale gegen ZSKA Moskau mit Robert Mayer im Tor holte. Nach wie vor hat Tobias Stephan keinen Titel geholt. Er ist zwar zum besten Torhüter der U-18-WM 2001 gewählt worden – aber die Schweizer verloren das Finale gegen Russland.
Die Zuger haben also keinen Torhüter für grosse Spiele und damit keinen Meistergoalie. Wird Zug deshalb nicht Meister? Nein, diese ja eigentlich logische Schlussfolgerung ist falsch. Tobias Stephan mag zwar noch kein Meistergoalie sein. Aber er ist ein sehr, sehr guter Schlussmann, wahrscheinlich der beste Schweizer Torhüter ausserhalb der NHL.
Der Transfer von Tobias Stephan macht auf jeden Fall Sinn. Es ist nämlich jetzt möglich, Veränderungen vorzunehmen, die zur ersten Meisterschaft seit 1998 führen können: Die Zuger müssen erstmals seit der Saison 2008/09 keine Ausländerlizenz für den Torhüter opfern.
Somit wird zur alles entscheidenden Frage: Haben die Zuger die richtigen vier ausländischen Feldspieler verpflichtet, um Meister werden zu können? Die Antwort: Nein. Die Zeichen stehen auf Spektakel, Rückkehr in die Spitzengruppe und Scheitern im Titelkampf. Aber die Zuger werden nicht wegen Tobias Stephan scheitern. Sondern wegen der ausländischen Feldspieler.