«Ich will gar nicht zu viel überlegen und den Kopf frei behalten. Einfach Spass haben am Eishockeyspielen. Und dann schauen wir weiter.» Janis Moser wiederholt diesen Satz fast mantramässig immer wieder. Der 18-jährige Verteidiger des EHC Biel scheint selber nicht ganz zu glauben, dass er sich jetzt, etwas mehr als eine Woche vor dem WM-Auftakt der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft in Bratislava, immer noch Hoffnungen auf einen Platz im WM-Kader von Nationaltrainer Patrick Fischer machen darf.
Aber die Chancen stehen ziemlich gut, dass der Shooting Star der Bieler am nächsten Mittwoch tatsächlich zur Schweizer Delegation in der slowakischen Hauptstadt gehört. «Er ist einer dieser Spieler, die fast immer am richtigen Ort stehen. Er hat diese Spielintelligenz. Und wenn er mal einen Fehler macht, dann erklärt man es ihm und er macht ihn nicht mehr.»
Dieses Lob über den Teenie-Verteidiger kommt von einem Mann, der es wissen muss. Tommy Albelin, der schwedische Assistenztrainer von Fischer, der über 1000 NHL-Schlachten auf dem Buckel hat, weiss, was es braucht, um als Defensivmann auf Weltniveau bestehen zu können. Janis Moser,der im Herbst in Biel überhaupt erst den Sprung vom Elite-Junior zum NLA-Stammspieler schaffte, hat die Verantwortlichen der Nationalmannschaft bisher überzeugt. «Er kommt ganz selten in Schwierigkeiten, weil er das Spiel sehr gut liest. Er hat in dieser Saison enorme Fortschritte gemacht», hält sich Patrick Fischer mit Lob nicht zurück.
Full House in Weinfelden! Thank you, Fans 😍 pic.twitter.com/xsf1mZrQm7
— Swiss Ice Hockey (@SwissIceHockey) 1. Mai 2019
Diese Fortschritte sind auch der Eishockey-Welt nicht verborgen geblieben. Ein Scout der Montreal Canadiens, der Moser bereits in der vergangenen Woche in den beiden Länderspielen gegen Frankreich beobachtet hatte, reiste auch in Weinfelden wieder an und nahm ihn sogar im Training unter die Lupe. An der U20-WM über den Jahreswechsel gehörte Moser zu den Stützen der helvetischen Junioren, die das Turnier auf dem sehr guten vierten Rang abschlossen.
Im Februar machte er mit guten Auftritten in einer mit Perspektivspielern gespickten Schweizer Auswahl weitere Werbung in eigener Sache. Jetzt stehen noch zwei Testspiele und ein finaler Kaderschnitt zwischen ihm und dem WM-Ticket. Moser hat in den beiden letzten Testspielen gegen Lettland die grosse Chance, es sich zu sichern.
Auch der zweite Schweizer WM-Kandidat, der sein 20. Lebensjahr noch nicht abgeschlossen hat, saugt die Atmosphäre in der Nationalmannschaft in vollen Zügen auf. Philipp Kuraschew hatte sich gedanklich eigentlich schon auf die Sommerpause eingestellt, als er kurz vor den Länderspielen vergangener Woche doch noch ein Aufgebot erhielt.
Der 19-jährige schweizerisch-russische Doppelbürger, der bei den Junioren des SC Bern gross wurde und in den letzten drei Saisons in der kanadischen Juniorenliga bei den Quebec Remparts spielte, stiess also erst im letzten Moment zur Mannschaft. Und siehe da: Kuraschew, der an der U20-WM mit sechs Toren in sieben Spielen zu den markantesten Figuren des Turniers gehörte, entpuppte sich in den beiden Partien gegen Frankreich als eine valable Alternative auf der wichtigen Mittelstürmer-Position. Auch er sagt im Hinblick auf eine mögliche WM-Selektion: «Ich will gar nicht zu sehr darüber nachdenken. Ich gehe raus und gebe mein Bestes. Ich tue alles dafür, dass ich diese Chance packen kann.»
Im Gegensatz zu Janis Moser, der erst im Juni von einem NHL-Team gedraftet werden dürfte, ist Kuraschew einen Schritt weiter. Er unterschrieb im März einen Dreijahresvertrag bei den Chicago Blackhawks, die ihn im vergangenen Jahr in der 4. Runde des NHL-Drafts ausgewählt hatten. «Es war ein riesiger Moment in meinem Leben», sagt Kuraschew. «Aber jetzt geht es erst los.» Sein «wichtiger Sommer» könnte mit Auftritten an einer WM beginnen. Und Janis Moser könnte auf höchstem Niveau weitere Werbung in eigener Sache betreiben. Vorerst gilt aber für beide das Motto: «Nicht zu viel nachdenken.»