Gottérons Sportchef und Trainer Christian Dubé sagt, was Sache bei Matthias Rossi ist: «Er wird bei uns keinen neuen Vertrag bekommen.» Der kräftige Flügel (185 cm/101 kg) muss also Gottéron im nächsten Frühjahr nach sechs Jahren verlassen.
Am Montag wird er 32 Jahre alt. Er ist im Herbst seiner Karriere angekommen. Bei Gottéron ist er nur noch ein Hinterbänkler. Seine Eiszeit hat sich seit letzter Saison von 15:19 auf 7:10 Minuten halbiert. Weniger Eiszeit hatte bisher diese Saison bei Gottéron kein Stürmer. Und so ist auch die Torproduktion rückläufig. 10 Treffer waren es letzte Saison. Jetzt ist er nach mehr als der Hälfte der Qualifikation erst bei 3 Toren angelangt.
Kann Matthias Rossi noch etwas bewegen? Ja, durchaus. Wenn er wieder eine wichtigere Rolle übernehmen kann. Er ist kein Filigrantechniker und sein Spiel steht nicht für spielerische Leichtigkeit und Eleganz. Er personifiziert die rauen, die urigen Elemente: Wucht, Kraft, Härte, Mut, Dynamik. Kombiniert mit einer unterschätzten Spielintelligenz. Er tauchte zwar noch nie auf den Spitzenplätze der Skorerliste auf. Seine Rekordmarke in der Qualifikation steht bei 14 Treffern. Das ist allerdings fünf Jahre her.
Aber Statistiken sagen eben nie die ganze Wahrheit. Der Aargauer gehörte lange Zeit zu Gottérons Leitwölfen. Mit seiner NHL-Postur kann er Platz für sich und seine Mitspieler («Wasserverdrängung») schaffen, sein Hoheitsgebiet entlang der Banden und vor dem gegnerischen Tor beherrschen, 90 Prozent der Zweikämpfe gewinnen, Scheiben ausgraben und Druck auf die gegnerischen Verteidiger machen, die bei seinem Herannahen nicht selten in Panik geraten und den Puck verlieren.
Matthias Rossi, der unermüdliche, unerbittliche Arbeiter. Und oft ändert er mit einem Check die DNA eines Spiels noch stärker als andere mit einem Tor. Er behauptet sich auch vor dem gegnerischen Tor und von allen helvetischen «Rumpelstürmern» der Liga hat er die feinsten Hände: Seine Schusskraft ist legendär, seine Stocktechnik exzellent. Deshalb ist er auch im Powerplay nützlich. Der unsanfte Riese kann den Puck nicht nur schlagen. Er kann ihn auch streicheln. Dazu kommt eine hohe Disziplin (keine unnötigen Kracher-Checks) und gemessen an der Spielweise wenig Strafen (in der National League erst einmal mehr als 50 Minuten pro Saison).
Das Hockey-ABC hat Matthias Rossi im Kanton Aargau auf der Kunsteisbahn Oberwynental in Reinach erlernt, er wechselt 2005 im Juniorenalter nach Zug. Dort erkämpft er sich zwar seinen ersten Profivertrag, bleibt aber ein Hinterbänkler (72 Spiele/3 Assists). Er entscheidet sich für einen Umweg über die zweithöchste Liga. Im Laufe der Saison 2013/14 fällt er zum ersten Mal auf. Bei Basel walzt er durch die gegnerischen Abwehrreihen und netzt in 45 Partien 20 Tore ein. Am Ende der Saison holen ihn die Lakers als Verstärkung für den Abstiegskampf und bleiben oben. Im Sommer 2014 rutscht Basel in den Konkurs und er steht ohne Klub, ohne Vertrag und ohne Einkommen da. Aber nicht ohne Perspektiven.
Biels Trainer Kevin Schläpfer und Sportchef Martin Steinegger holen Matthias Rossi 2014 nach Biel. Dort reift die Nummer 46 in drei Jahren zum Assistenzcaptain und Nationalspieler. Im Sommer 2017 wechselt er zu Gottéron. Dort braucht Christian Dubé noch etwas spielerisches Schleifpapier für die Politur der Banden und Rumpelqualitäten. Inzwischen hat sich gezeigt: Es war ein wichtiger Transfer. Matthias Rossi brachte in die eher zu welschem Champagnerhockey neigenden Mannschaft die nötige Prise Härte. Zusammen mit Samuel Walser und Mauro Jörg bildete er zeitweise eine der besten Defensivlinien der Liga.
Nun ist seine Zeit bei Gottéron abgelaufen und sein Agent Sven Helfenstein sucht einen neuen Arbeitgeber. Dabei sollte es Helfenstein entgegen seiner Gewohnheit mit den Gehaltsforderungen nicht übertreiben. Langnaus Sportchef Pascal Müller bestätigt das Interesse an Matthias Rossi und Gewährsleute melden, es sein sogar ein starkes Interesse. Aber jeden Preis zahlt er nicht.
Danke ihm für seinen Einsatz bei uns :)
Er würde gut zu Langnau passen, ich wünsch ihm alles Gute.