Ach, wie viel Kummer und Sorgen hat es den HCD-Generälen bereitet, die Spengler Cup-Pause zu bewahren. Den Unterbruch der nationalen Meisterschaft zwischen Weihnachten und Neujahr. Damit der Spengler Cup die helvetische Bühne des Hockeys für sich allein hat.
Unter der Federführung von ZSC-Manager Peter Zahner haben die Klubs im Unterland eine sogenannte «Pausen-Steuer» durchgesetzt: Inzwischen überweist der HCD im Rahmen eines zehnjährigen «Friedensvertrages» mit der Liga noch bis 2021 im Schnitt gut und gerne 800'000 Franken an die Klubs im Unterland. Und zwar jedes Jahr. Dieser finanzielle Aderlass ist einer von vielen Gründe für den sportlichen Zerfall des HC Davos.
Braucht es denn die Spengler Cup-Pause überhaupt? Präsident Gaudenz Domenig ist zum Schluss gekommen, dass es die Spengler Cup-Pause nicht mehr braucht. Er sagt im Interview mit dem Fachmagazin «Slapshot» unter anderem. «Es kann sein, dass wir nicht mehr an einer Meisterschaftspause während des Spengler Cups und an einem neuen Abkommen interessiert sind.» Es seien mehr als Gedankenspiele. Er bestätigt, dass es ihm in der Sache ernst ist. Wir können also davon ausgehen, dass es nach 2021 keine Spengler Cup-Pause mehr gibt.
Tatsächlich braucht der HCD die Spengler Cup Pause nicht mehr. Das staatstragende Fernsehen SRF kann während der Qualifikation sowieso keine Live-Spiele übertragen und ist noch so froh, das Programm über die Festtage mit dem Spengler Cup «möblieren» zu können. Die Einschaltquoten sind nach wie vor gut. Auf die Live-Präsenz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen kann der HCD in keinem Fall verzichten.
Mehr als drei Meisterschaftsspiele können während der Spengler Cup-Pause nicht angesetzt werden und es gibt nicht für jeden Klub zwei Heimspiele. Das Argument des Einnahmeausfalls durch die Pause während der Festtage ist so billig, dass es erstaunlich ist, dass es den Klubs gelungen ist, den HCD damit zu «erpressen». Die Klubs behaupten, es gebe mehr Zuschauer während der Festtage.
Wenn künftig während des Spengler Cups Meisterschaftspartien ausgetragen werden, kann unser staatstragendes Fernsehen den netten Hockey-Abend aus Davos noch mit allen Toren der Meisterschaftspartien garnieren.
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— spenglercup (@spenglercup) March 23, 2019
Selbst die Teilnahme eines zweiten Schweizer Teams ist möglich: Die zwei Qualifikationsspiele, die eine Turnierteilnehmer während des Spengler Cups halt nicht bestreiten kann, können problemlos vor- oder nachgeholt werden.
Die Kanadier sind dazu in der Lage, ihr Nationalteam (Team Canada gilt als Nationalmannschaft) auch ohne Spieler aus der Schweiz zusammenstellen – und wenn ein Kanadier aus einem Team in der Schweiz am Spengler Cup teilnehmen will, dann darf er das auch dann, wenn sein Arbeitgeber Meisterschaftsspiele austrägt: Die ausländischen Spieler werden nur unter der Bedingung lizenziert, dass sie für Länderspiele freigegeben werden. Spengler Cup-Einsätze für Team Canada gelten hockeyjuristisch als Länderspiele.
Heute ist schon fast vergessen, dass der Spengler Cup einst ein IIHF-Turnier war. Der Termin wurde vom internationalen Eishockeyverband geschützt. Während der Spengler Cup ausgetragen wurde, ruhte in ganz Europa der Meisterschaftsbetrieb.
Ende der 1980er Jahre entzog IIHF-Präsident Günther Sabetzki (der Vorgänger von René Fasel) dem Spengler Cup diesen Terminschutz. Es fehlte damals nicht an Stimmen, die das Ende des Turniers prophezeiten. Weil es nun nicht mehr möglich sein werde, ausländische Mannschaften nach Davos zu holen, wenn überall die Landesmeisterschaften laufen.
Die Aufhebung des Terminschutzes durch den internationalen Verband hatte keinen Einfluss auf das Wohlergehen des Spengler Cups.
Die Aufhebung der Spengler Cup-Pause wird ebenfalls keinen Einfluss auf das Wohlergehen des Turniers haben. Aber der HCD kann ab 2021 Jahr für Jahr 800 000 Franken sparen. Geld, das er für die sportliche Wiederaufrüstung dringend braucht.
Vorerst muss der HCD natürlich den Klassenerhalt in Operetten-Playouts oder allenfalls in einer Operetten-Ligaqualifikation sichern. In Tat und Wahrheit sind diese Partien gegen die Miserablen aus Rapperswil-Jona bzw. gegen den Meister aus der «Swiss League» reine «Show-Spiele».
Sozusagen Meisterschaftsspiele mit Spengler Cup-Charakter.
Sie eignen sich bestens zur Unterhaltung des Publikums, ja sogar für ein bisschen billige Polemik durch Operetten-Polemiker. Aber sie haben diese Saison keinerlei sportliche Bedeutung mehr. Der HCD-Präsident darf sich also durchaus mit Gedankenspielen für die Zukunft befassen. Und schliesslich ist es ja die Aufgabe des Vorsitzenden, über den Tag und die Saison hinaus zu planen.
Langenthal und La Chaux-de-Fonds, die jetzt um den Titel in der zweithöchsten Liga spielen – Langenthal hat soeben die erste Partie auswärts gewonnen (3:2 n.V) – sind weder aufstiegswillig noch wirtschaftlich aufstiegsfähig.
Natürlich sagt das klugerweise so niemand. Es wäre dem Spektakel abträglich. Vortrefflich lässt sich während der Liga-Qualifikation in den Wirtshäusern und sonstwo debattieren, ob man wohl aufsteigen solle oder nicht. Und natürlich haben beide Klubs das Gesuch um einen Aufstieg bei der Liga eingereicht und die Bewilligung bekommen, die Liga-Qualifikation bestreiten zu dürfen. Schliesslich bringt eine Liga-Qualifikation schöne Einnahmen.
Sollte dann wider Erwarten der sportliche Aufstieg gelingen – salopp gesagt wie eine unerwünschte Schwangerschaft – wird auf eine Heirat bzw. einen Aufstieg verzichtet. Die Klubgeneräle müssten nicht einmal mit einem Aufstiegs-Verzicht den Zorn der Fans provozieren. Vielmehr wird es so sein, dass die Liga Auflagen fürs Stadion und die wirtschaftlichen Voraussetzungen machen würde, die nicht erfüllt werden können.
Im Falle von Langenthal ist bereits klar, dass es wegen des Stadions keine Aufstiegsbewilligung geben würde. Diesen Bescheid haben die Langenthaler inoffiziell und diskret schon bekommen und akzeptiert.
➡️Die Frage der Ligaqualifikation und eines möglichen Aufstiegs beschäftigt heute auch unsere #SwissLeague -Crew 🤨: @_larsnay diskutiert mit den #MySportsCH -Experten @19urban81 & Thomas Walser die Rahmenbedingungen für den @OfficielHCC 🧐! #HomeofSports #MySportsCH #MyHockey pic.twitter.com/jJQJRImruL
— MySportsCH (@MySports_CH) March 27, 2019
Bei La Chaux-de-Fonds wäre es möglich, die Arena auf die Bedürfnisse der höchsten Liga nachzurüsten. Aber es fehlt ganz einfach am Geld, um das Budget von aktuell rund sechs Millionen auf das für die höchste Liga notwendige Volumen zu erhöhen. Noch hallt das Debakel der letzten NLA-Saison (2000/01) nach: 4 Siege in 44 Qualifikationspartien und 82:206 Tore.
Promotion? Non, merci.
Seit Olten das Halbfinale gegen Langenthal verloren hat, sind der HC Davos und die Rapperswil-Jona Lakers also gerettet. Nur wenn Olten, Visp (mit einer neuen Arena) und Kloten die «Swiss League» gewinnen, droht dem Verlierer der Playouts die Relegation.
Vieles spricht dafür, dass Olten schon im nächsten Frühjahr den Playout-Verlierer auf Augenhöhe herausfordern kann. Bei Kloten unter der aktuellen Führung und bei Visp dürfte es hingegen noch eine Weile dauern.
Ob's der Stimmung am SC/dem SC als solches aber gut tut, werden wir sehen. Es ist ja schon heute nicht mehr so, dass es für den HCD einfach ist, attraktive Gastteams an den SC zu holen und schweizweit war auch schon mehr Remmidemmi wegen dem SC. Mittlerweile sind aber auch ausländische Teams auf Schweizer Eis nicht mehr ganz so exotisch wie noch vor 10 Jahren.