Erfolgreicher hätten die zwei Jahre in Leverkusen für Granit Xhaka kaum verlaufen können: ungeschlagen Meister, DFB-Pokalsieger, Finalist der Europa League und im Folgejahr immerhin Zweiter der Bundesliga sowie Champions-League-Achtelfinalist. Dennoch möchte der 32-Jährige den Bundesligisten gerne verlassen.
Xhakas Wechselwunsch hat wohl mit dem Umbruch zu tun, den Leverkusen gerade durchmacht. Trainer Xabi Alonso, der einer der Hauptgründe für Xhakas Entscheid zum Wechsel von Arsenal zum Pharma-Klub war, steht jetzt bei Real Madrid an der Seitenlinie. Supertalent Florian Wirtz sowie der schnelle und torgefährliche Aussenverteidiger Jeremie Frimpong spielen neu für den FC Liverpool, während Abwehrchef Jonathan Tah nun bei Bayern abräumen soll.
Mit Xhaka könnte ein weiterer Leistungsträger der letzten beiden Saisons den Verein verlassen. Leverkusens Sportchef Simon Rolfes sagte bei der «Bild», dass er mit einer «schnellen Entscheidung» rechne. Die heisseste Spur führt derzeit nach Saudi-Arabien. Nun solle sich aber auch ein Premier-League-Klub in das Tauziehen um den Nati-Captain eingemischt haben – das sind Granit Xhakas Optionen.
Kehrt Granit Xhaka in die Premier League zurück? Der 32-jährige Mittelfeldspieler solle ein Angebot vom AFC Sunderland auf dem Tisch haben, wie Transfer-Experte Sacha Tavolieri berichtet. Demnach habe der Aufsteiger Xhaka einen Dreijahresvertrag angeboten und befinde sich nun in Gesprächen mit Leverkusen.
Sunderland kehrte in diesem Sommer nach acht Jahren ins englische Oberhaus zurück und wappnet sich derzeit für die neue Saison. Gut 115 Millionen Euro haben die «Black Cats», die dem schweizerisch-französischen Unternehmer Kyril Louis-Dreyfus gehören, bereits ausgegeben. Xhaka wäre mit seiner Erfahrung eine hervorragende Ergänzung. Im Mittelfeld könnte er den Abgang von Jobe Bellingham zu Borussia Dortmund vergessen machen.
Ob Sunderland finanziell aber mit den anderen Interessenten mithalten kann, ist trotz der immensen Gelder in der Premier League unklar. Ausserdem wird der Klub wohl gegen den Abstieg spielen – ob Xhaka darauf Lust hat?
Am wahrscheinlichsten erscheint derzeit ein Wechsel zum Neom SC. Der Aufsteiger aus Saudi-Arabien gilt als «reichster Klub der Geschichte» und solle sich mit Xhaka bereits geeinigt haben. Aktuell würden die Verhandlungen zwischen den Klubs laufen, eine Ablösesumme von rund 6 Millionen Euro führte noch nicht zum Ziel. Der Neom SC gehört wie unter anderem Newcastle United dem saudischen Public Investment Fund (PIF) und soll in Zukunft in der Planstadt Neom spielen.
Mit einem Wechsel würde Xhaka wohl zum Gesicht dieses Projekts, das sinnbildlich für die «Vision 2030» des Wüstenstaats steht. Bis zum Fertigstellen der Stadt und des Stadions spielt der Klub in der Stadt Tabuk, die sich irgendwo im Nirgendwo befindet und eine gute Autostunde von der jordanischen Grenze entfernt ist. Die Motivation für eine Unterschrift beim Neom SC wäre wohl ausschliesslich finanzieller Natur – Xhaka winkt ein Jahresgehalt von 10 Millionen Euro netto. Gleichzeitig würde er sich aber der Kritik aussetzen, in einem Staat zu spielen, in dem es immer wieder Menschenrechtsverletzungen gibt, und Saudi-Arabien bei seiner Imagekampagne zu helfen.
Bisher spielte Granit Xhaka in der Bundesliga (Mönchengladbach und Leverkusen) und in der Premier League (Arsenal). Möglicherweise kommt bald eine dritte Topliga hinzu. Denn obwohl die AC Milan die Pläne für eine Verpflichtung des Basler wohl auf Eis gelegt hat, wäre ein Wechsel in die Serie A nach wie vor möglich. So habe Juventus Turin Xhaka auf der Liste und würde mit ihm gerne das Mittelfeld verstärken, wie die «Gazzetta dello Sport» in der vergangenen Woche berichtete.
Zwar befanden sich auf der Liste des italienischen Rekordmeisters auch noch andere Namen, doch erschien Xhaka Juventus aufgrund seines geringen Preises und seiner noch immer sehr starken Leistungen als hervorragende Option. Mit den Turinern könnte der Rekordnationalspieler der Schweiz weiterhin in der Champions League spielen. Ob es Kontakt zwischen Verein und Spieler gegeben hat, ist nicht bekannt.
Ebenfalls möglich wäre ein Transfer in die Türkei. Über Interesse von Galatasaray Istanbul wurde bereits kurz nach Saisonende berichtet, jedoch war davon zuletzt nicht mehr viel zu hören. Stadtrivale Fenerbahce hingegen zeigt sich nach wie vor interessiert an einer Verpflichtung Xhakas. Das Team von Trainer José Mourinho behalte die Situation im Auge und sei bereit, sollte der Transfer nach Saudi-Arabien nicht zustande kommen.
Da der Portugiese bei Fenerbahce mit einer Doppelsechs spielen lässt und teilweise wie Xabi Alonso in Leverkusen mit Dreierkette in der Defensive spielen lässt, würde Xhaka hervorragend ins System passen. Gleichzeitig ist der Klub aus Istanbul sicher im Europacup vertreten. Für die Champions League müsste Fenerbahce zwei Qualifikationsrunden überstehen.
Beim Abschied seines Bruders Taulant beim FC Basel sorgte Granit Xhaka für Jubel wie nach einem Tor, als er sagte: «Ein Xhaka geht, aber bald ist der andere auch wieder da!» Eine ernsthafte Option für diesen Sommer ist das aber nicht. Dies stellten kurz darauf auch Präsident David Degen und Sportchef Daniel Stucki klar. Bevor Xhaka, der den FCB 2012 in Richtung Mönchengladbach verliess, also wieder in die Heimat zurückkehrt, dürfte noch mindestens ein Jahr vergehen.
Obwohl Xhaka wohl wechselwillig ist, ist ein Verbleib in Leverkusen zumindest aus Sicht des Klubs nicht ausgeschlossen. «Granit spielt in unserem Kader eine wichtige Rolle», bekräftigte Sportchef Simon Rolfes zu Beginn des Trainingslagers in Rio de Janeiro erneut. Xhaka ist nach Brasilien mitgereist. Auch der neue Trainer Erik ten Hag setzte in der Vergangenheit jeweils auf zwei Mittelfeldspieler vor der Abwehr, Xhaka wäre also wohl weiterhin gesetzt.
Weil Leverkusen bei einem Abgang des 32-Jährigen einen Ersatz verpflichten müsste, stellt Rolfes klar: «Es ist mit Sicherheit kein Thema, das die ganze Transferperiode dauern wird.» Zwar gebe es keine Deadline, aber das Kader solle «irgendwann schon zu 95 Prozent stehen». Lange darf sich Xhaka mit seiner Entscheidung also nicht mehr Zeit lassen.
Alles andere macht sportlich keinen Sinn.