Wer kann so kurzfristig die WM 2023 übernehmen, die eigentlich vom 5. bis zum 21. Mai in St.Petersburg hätte stattfinden sollen? Vier Länder kommen infrage: Finnland, Lettland, Ungarn und Slowenien.
Finnland und Lettland haben den Vorteil, dass die Strukturen bereits vorhanden sind: Riga hat die WM im letzten Jahr durchgeführt, in Finnland wird das aktuelle Turnier gespielt. Denkbar ist auch eine Aufteilung zwischen Finnland und Lettland. Die WM ist schon mehrmals erfolgreich in zwei Ländern durchgeführt worden: 2012 und 2013 in Finnland und Schweden, 2017 in Frankreich und Deutschland.
Ganz in diesem Sinne ist die Bewerbung der beiden Aufsteiger Ungarn (mit Nationaltrainer Sean Simpson) und Slowenien. Slowenien und Ungarn haben das Titelturnier noch nie organisiert.
Vergeben wird nächste Woche beim Kongress in Finnland auch die U18-WM. Voraussichtlich in die Schweiz. Es gibt allerdings ein Verwirrspiel um die Austragungsorte des Turniers, das vom 13. bis zum 23. April 2023 gespielt wird: Ursprünglich waren Basel und Biel vorgesehen. Dann stellten die Verbandsgeneräle jedoch fest, dass ja in Biel noch Playoffs-Halbfinals laufen könnten – und so kam die neue Arena in Pruntrut ins Spiel. Die Liga-Qualifikation wäre beim U18-WM-Start zu Ende – es ist ja nicht ausgeschlossen, dass Ajoie die Liga-Qualifikation bestreiten muss. Warum also nicht Pruntrut?
Nun gibt es aber auch Überlegungen, ob nicht auch Winterthur oder Kloten als Austragungsort neben Basel infrage kommen könnten. Fürs Projekt verantwortlich ist der langjährige, erfolgreiche und hoch angesehene Hockey-Funktionär Peter Lüthi – und der ist ein in der Wolle gefärbter Klotener und Zürcher.
Die U18-Titelkämpfe sind bisher zweimal in der Schweiz ausgetragen worden: 2000 in Kloten und Weinfelden und 2015 in Zug und Luzern. Der Anlass ist eigentlich ein Verlustgeschäft. Weil die Zuschauereinnahmen zu gering sind.
Aber der internationale Eishockey-Verband (IIHF) subventioniert das Turnier und in der Regel steuern der Bund und die Kantone des Austragungsortes auch noch einen Zustupf bei. Daher wird darauf geachtet, dass die Austragungsorte in zwei verschiedenen Kantonen liegen – so können in zwei statt nur in einem Kanton Hilfsgelder beantragt werden, die in der Regel für Weltmeisterschaften auch bewilligt werden. Erst recht, wenn es sich um ein Nachwuchstitelturnier handelt, das ohnehin keinen Gewinn abwirft. Mit den IIHF-Beiträgen und der Unterstützung der Kantone reicht es für eine schwarze Null.
Die nächste grosse WM soll 2026 in der Schweiz stattfinden. Da die WM 2020 in Zürich und Lausanne wegen der Pandemie nicht durchgeführt werden konnte, dürfte das Turnier 2026 der Schweiz übertragen werden. Als Austragungsorte sind Zürich als Hauptspielort und Fribourg vorgesehen – Lausanne wehrt sich jedoch heftig gegen eine Vergabe nach Fribourg. Die WM ist hochprofitabel und bringt dem organisierenden nationalen Landesverband in der Regel gut 10 Millionen Franken ein. In der Schweiz ist der WM-Reingewinn allerdings zweckgebunden für Ausbildungs- und Förderprogramme im Eishockey.
Die Schweiz hat bisher eine U18-Medaille geholt: 2001 in Finnland verloren die Schweizer den Final gegen Russland. Aus dem damaligen Silber-Team ist jetzt noch ein Spieler bei der WM in Finnland dabei: Andres Ambühl (38). Die beiden anderen nach wie vor in der höchsten Liga aktiven Silberhelden: Torhüter Tobias Stephan (38, Lausanne) und Verteidiger Beat Forster (39, Biel).