Um 22:17 Uhr ist das Spiel zu Ende. Der SCB hat 3:0 gewonnen und spielt am Sonntag gegen Servette in Bern den Halbfinal. Torhüter Philip Wüthrich hat keinen Treffer zugelassen. Acht Ajoie-Fans beginnen sogleich mit dem Aufrollen und Wegräumen des riesigen Transparentes mit der Aufschrift, man solle den Cup verteidigen. Sie hatten es über die leere Tribüne hinter dem Tor ausgelegt. Es hat nicht geholfen. Der Traum vom Cupsieg – aufgerollt und weggeräumt.
Unser Eishockey ist um einen Traum ärmer und ein Cupmärchen wird es nie mehr geben. Ajoie stand für diesen Traum vom David, der den Goliath besiegt, vom Aussenseiter, der Wunder vollbringt. Nun ist Ajoie ausgeschieden. Im Halbfinale stehen Gottéron, die ZSC Lions, der SCB und Servette. Klubs aus der höchsten Spielklasse.
Die Stimmung passt zu diesem Ende aller Cup-Träume. Es ist ein Geisterspiel. Ohne Zuschauer gibt es noch keine Magie im neuen Hockey-Tempel zu Pruntrut. Ohne die Energie, die Ajoie aus seinem Publikum gewinnt, ist der Cup-Verteidiger eine gewöhnliche Mannschaft.
Es ist Montag. Auch das passt. Ajoie (der Name steht für die Region) ist nicht dazu in der Lage, sein Sonntagsgesicht zu zeigen. Wenn eine gewöhnliche Mannschaft aus der Swiss League gegen eine gewöhnliche Mannschaft aus der National League ein gewöhnliches Spiel bestreitet, dann gibt es ein gewöhnliches Resultat. 3:0 für den Oberklassigen.
Trainer Gary Sheehan ist nach der Partie ein enttäuschter Realist. Er spricht von der fehlenden Energie, von der fatalen Wirkung des schnellen, ersten Gegentreffers (nach 128 Sekunden), von zu vielen Details, die nicht stimmten, von zu viel Respekt. Und davon, dass der Gegner bereit war und diesen Sieg unbedingt wollte. «Das haben wir sofort gespürt». Das ist das Pech des Cup-Verteidigers: Der SCB konnte sich nicht auch noch diese Niederlage leisten.
Letzte Saison hatten die Jurassier nacheinander Lausanne (4:3 n.V), die ZSC Lions (6:3), Biel (4:3) und schliesslich im Final Davos besiegt (7:3.). Zum zweiten Mal nach den Lakers (2018) holte ein Unterklassiger den Cup. Es war ein Hockeymärchen aus dem Jura, das den Cup zum ersten Mal zum nationalen Sportereignis weit über das Eishockey hinaus machte.
So wird es nie mehr sein. Nun spielen der SCB (gegen Servette) und Gottéron (gegen die ZSC Lions) am Sonntag die Halbfinals. Der SCB Cupsieger? Ein schwacher Trost. Servette Cupsieger? Der Triumph beim Spengler Cup war viel, viel wichtiger. Die ZSC Lions Cupsieger? Na und? Cupsieger waren wir auch schon, und die Lakers und Kloten übrigens auch. Gottéron Cupsieger? Na ja.
Der Cupsieger wird im Februar keine Schlagzeilen mehr schreiben. Ein Cup-Sieg hat für die Teams der National League keinen Stellenwert. Es wird nie mehr Cup-Schlagzeilen geben wie nach den Triumphen der Lakers und Ajoie. Nach dieser Saison wird der Wettbewerb nicht mehr ausgespielt.
Bereits im letzten Juni hat die Liga verkündet, der Cup werde nach sechs Austragungen nach dieser Saison nicht mehr weitergeführt. Ein reiner Geldentscheid: der Hauptsponsor (Zürich) – der Versicherer liess sich den Wettbewerb pro Saison 1,6 Millionen kosten – steigt aus. Dem Vermarkter (Ringier Sports) ist es nicht mehr gelungen, einen neuen Partner zu finden, der sich in dieser Grössenordnung engagiert. Der Cup im Eishockey hatte höhere Sponsoren-Einnahmen erzielt als der Cup im Fussball.
Ab nächster Saison hätten die Klubs der National League mit dem Cup vorerst kein Geld mehr verdient. Sie waren nicht bereit, den Cup auszutragen, wenn kein Geld ausgeschüttet wird wie bisher. Mit sechsstelligen Summen ab Halbfinal. So kommt es, dass es nie mehr ein Cup-Märchen gibt. Der SCB hat mit dem Sieg in Pruntrut das Licht gelöscht. Es ist das ganz und gar unspektakuläre, ein bisschen traurige Ende eines Traumes nach einem ganz normalen Spiel.
Und doch ist es nicht das Ende aller Hockey-Träume im Jura. Das Ziel ist jetzt der Gewinn der Swiss League und die Rückkehr in die höchste Liga, die Ajoie im Frühjahr 1993 verlassen hat. Es gibt diese Saison keinen Absteiger und deshalb keine Liga-Qualifikation. Wer die Swiss League gewinnt, wird nächste Saison als 13. Klub direkt in die National League aufgenommen. Sofern die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen stimmen. Was bei Ajoie der Fall ist.
Es können doch noch Hockey-Märchen hinter den sieben Jura-Bergen geschrieben werden.
Trotzdem, Cup abschaffen und jammern dass es immer weniger Junioren gibt. Sechs Zusatzrunden einführen und das damit gewonnene Geld in Spielerlöhne investieren (weil es ja immer weniger Spieler gibt und für die wenig Guten immer mehr geboten werden muss). Lösung: mehr ausländische Spieler zulassen. Läuft doch irgendwie so, oder?
So ein Mist. Fribourg sollte alles daran setzen die 2!! Spiele zu gewinnen um dann endlich einen Titel zu haben. 💪🏼🏆
Ich würds feiern ... und alle andere Gottéron-Fans sicher auch.