Zugs tüchtiger Sportchef befindet sich in guter Gesellschaft mit Figuren der Weltgeschichte. Sven Andrighetto wechselt mit einem Fünfjahresvertrag zu den ZSC Lions und nicht nach Zug. Und die Frage ist jetzt: Hat Zugs Sportchef ihm ein Angebot gemacht oder doch nicht?
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— ZSC Lions (@zsclions) July 15, 2020
Die Suche nach der richtigen Antwort ist ungefähr gleich schwierig wie einst bei der Frage, ob US-Präsident Bill Clinton etwas mit seiner Praktikantin hatte oder nicht. Daraus hat sich damals sogar ein Amtsenthebungsverfahren ergeben.
Bei Reto Kläy geht es natürlich nicht um seinen Job. Aber um eine amüsante Transfergeschichte. Er hat behauptet, Sven Andrighetto kein Angebot gemacht zu haben.
Aber stimmt das? «Ja, das stimmt», bekräftigt er nun. Er hat also nie mit Sven Andrighetto (bzw. seinem Agenten Dani Giger) gesprochen? «Doch, doch, das gehört schliesslich zu meinem Job.»
Wie ging das also: Gesprochen und nicht verhandelt? «Sozusagen», erklärt Reto Kläy. «Wir haben einen Anstellungsstopp. Also kann ich niemandem ein Angebot unterbreiten. Aber Sven Andrighetto hätte schon sehr gut zu uns gepasst und ich habe die Möglichkeit erwogen, ihn statt eines vierten Ausländers zu verpflichten.»
So? Diese Erwägung macht aber erforderlich, dass verhandelt wird. Sonst hätte er ja nicht einmal den Preis für den Nationalstürmer gekannt. «Den Preis des Tickets kenne ich natürlich schon. Aber eben: Ich konnte konkret noch nichts machen und musste ihn auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten. Ich habe volles Verständnis dafür, dass Sven nicht warten wollte und einen Entscheid gefällt hat.»
Aha. Wie wasche ich das Fell des Bären, ohne es nass zu machen? Wie sage ich einem Spieler, dass ich ihn gerne hätte, aber noch kein Angebot machen kann und auf später vertrösten muss? Tja, ein Sportchef in Zug hat es nicht leicht. Hat er denn Präsident Hans-Peter Strebel nicht gefragt, ob man bei einem so wichtigen Spieler wie Sven Andrighetto eine Ausnahme vom Anstellungsstopp machen könnte? Immerhin steht der EVZ-Obmann im Ruf, über Millionen zu verfügen. «Nein, habe ich nicht. Ich respektiere den Entscheid des Verwaltungsrates. Wir tragen auch eine Gesamtverantwortung für unser Unternehmen mit 120 Angestellten.»
Wann der Einstellungsstopp aufgehoben wird, sei noch nicht klar. «Niemand weiss ja, wie es weitergeht. Aber ich möchte die Saison schon mit vier Ausländern beginnen.» Zug hat bisher erst drei Ausländer unter Vertrag. «Ich bin mit drei, vier Kandidaten im Kontakt, aber ich kann noch keinen unter Vertrag nehmen.»
Nun gibt es verlässliche Informationen, dass sich auch Präsident Hans-Peter Strebel um Sven Andrighetto bemüht hat. Reto Kläy bestätigt: «Unser Präsident hat mit Sven gesprochen. Das ist richtig. Er hat ihm unser Ausbildungszentrum vorgestellt.» Hat er ihm da am Ende doch ein Angebot unterbreitet? «Nein. Er hat einfach mit ihm gesprochen. So wie er auch mit Nico Hischier oder Nino Niederreiter bei der Vorstellung unseres Leistungssportzentrums gesprochen hat.»
Fassen wir zusammen. Nur Fakten, keine Polemik: Reto Kläy wollte Sven Andrighetto, hat sich mit ihm und seinem Agenten unterhalten, durfte aber kein Angebot machen, hätte aber den Nationalstürmer zu einem späteren, noch nicht bekannten Zeitpunkt gerne unter Vertrag genommen. Auch Präsident Hans-Peter Strebel hat sich mit Sven Andrighetto unterhalten. Aber «verhandelt» hat niemand. Ein «Angebot» ist nicht unterbreitet worden.
Ach, wie kompliziert ist doch das Transfergeschäft. Die einfachste Antwort von Reto Kläy wäre eigentlich: Ja, wir haben es versucht. Aber es hat nicht geklappt. Niemandem würde deshalb ein Zacken aus der Krone fallen.
PS: Fest steht immerhin, dass EVZ-Präsident Hans-Peter Strebel Nico Hischier und Nino Niederreiter bei der Vorstellung des Leistungssportzentrums kein Angebot unterbreitet hat. Beide stehen ja noch in der NHL unter Vertrag.
Die Firma hat nach dem Vorstellungsgespräch entschieden kein Angebot zu machen,dass ist nicht ungewöhlich sonder eher normal.