HCD- und Spengler-Cup-Geschäftsführer Marc Gianola bringt es auf den Punkt: «Wir werden nur auf dem Eis Spektakel bieten.» Es ist seine kluge Antwort auf die Frage, ob es während des Turniers auch dieses Jahr – wie so oft in der Vergangenheit – ein wenig Unterhaltung oder gar Polemik rund um HCD-Personalfragen gebe.
Tatsächlich gibt es beim Spengler Cup immer wieder HCD-Gesprächsstoff auch neben dem Eis. Was beim Heimturnier des berühmtesten Hockeyclubs der Schweiz gar nicht anders sein kann und sein soll. Da war beispielsweise die Rückkehr von Andres Ambühl von den ZSC Lions heim nach Davos, die einst während des Spengler Cups verkündet worden ist, da waren die Spekulationen um einen möglichen Rücktritt von Reto und Jan von Arx und natürlich früher alle Jahre wieder Spekulationen um die Zukunft von Arno Del Curto. Bleibt er? Geht er?
Nun sollen also gemäss Marc Gianola nur die Spiele Gesprächsstoff liefern. Sein Wunsch im Ohr der Hockey-Götter ist am Dienstag erhört worden. Ein rauer, disziplinierter HCD hat nach einem Blitzstart (2:0 nach 115 Sekunden) den Kanadiern auch dank des Rückhaltes durch Torhüter Sandro Aeschlimann (er war im Kasten dominant wie Leonardo Genoni in den besten Tagen) standgehalten. Die enorm intensive Partie geriet in der Schlussphase gar zum Drama. Beste Unterhaltung auf hohem Niveau.
Darüber hinaus sind fast – aber eben nur fast – alle interessanten offenen personellen Fragen beim HCD geklärt. Das Arbeitsverhältnis mit Andres Ambühl ist längst um zwei Jahre prolongiert worden. Doch eine Vertragsverlängerung steht noch aus: die von Trainer Christian Wohlwend. Er führt den HCD bereits durch die vierte Saison. In diesem Geschäft fast eine Ewigkeit. Zwar nicht in Davos oben, wo Arno Del Curto von 1996 bis 2018 das Banden- und Kabinenkommando innehatte. Aber sonst schon.
Bei seinem bisher einzigen Spengler Cup (2019) entfachte Christian Wohlwend durch ehrlich-spontan-unglückliche Interviews einigen Wirbel.
Eigentlich ist es erstaunlich, dass seine Zukunft nicht längst geregelt ist. Er hat den HCD nach dem Rücktritt von Arno Del Curto im November 2018 und einem Sturz in die Playouts (11. Platz) im Sommer 2019 übernommen und in die Spitzengruppe der Liga zurückgeführt. Auch der Wegzug seines Förderers und Mentors Raëto Raffainer zum SC Bern hat seine Position nicht erschüttert.
Der Agent von Christian Wohlwend ist gestern wohlbehalten in Davos eingetroffen. Nicht, um Skiferien zu machen. Die Frage geht also während einer ruhigen Minute an HCD-Sportdirektor Jan Alston:
Ist Christian Wohlwends Agent Dani Giger tatsächlich in Davos?
Jan Alston: Ja, er ist da.
Also stehen Gespräche mit ihm betreffend einer Vertragsverlängerung des Trainers an?
Ich diskutierte während der ganzen Saison immer wieder mal mit Dani. Wir werden die Trainerfrage nicht während des Spengler Cups entscheiden. Wir wollen Gespräche führen, die Situation analysieren, vielleicht auch die Playoffs abwarten und dann den Entscheid fällen.
Sie könnten aber auch sagen: Wir sind sehr zufrieden mit Christian Wohlwend und würden gern mit ihm verlängern.
Wie ich sagte: Wir analysieren die Situation und entscheiden dann.
Sie könnten diplomatisch aber wenigstens sagen: Wir sind glücklich mit Christian Wohlwend. Oder?
Wir sind nicht unglücklich mit ihm. Ist das eine diplomatische Antwort?
Ja, das ist es.
Der HCD ist also mit seinem Trainer Christian Wohlwend nicht unglücklich. Eine diplomatische und kryptische (= zweideutige) Aussage zugleich. Denn sie bedeutet, boshaft interpretiert, eigentlich auch, dass der HCD nicht glücklich ist. Wenn Christian Wohlwend eine Verlängerung seines Vertrages will, dann ist es folglich am einfachsten, wenn er den HCD (und seinen Sportdirektor) glücklich macht. Ohne Wenn und Aber.
Ein erster Schritt zu diesem Glück war der Sieg gegen Team Canada. Wenn es gelingt, den Kanadiern standzuhalten und die Defensive so zu organisieren, dass es bei einem einzigen Gegentreffer bleibt, dann hat dazu ganz sicher auch der Trainer mit seinem Spielkonzept sein Scherflein dazu beigetragen.
Der nächste Schritt wäre eine Finalqualifikation, die nach dem gestrigen Sieg über den Spengler-Cup-Sieger von 2019 möglich ist. Und schliesslich wäre das Glück dann fast vollkommen, wenn der HCD erstmals unter Christian Wohlwend die Playoff-Halbfinals übersteht. Im letzten Frühjahr folgte der dramatischen Aufholjagd gegen Rapperswil-Jona ja ein chancenloses Scheitern gegen den EV Zug.
Aber kann es tatsächlich sein, dass der HCD mit seiner Trainer-Entscheidung bis nach den Playoffs wartet? Vorerst geht es beim Spengler Cup darum, dass Christian Wohlwend seinen Sportdirektor ein bisschen glücklicher macht.
Ich habe da irgendwie etwas anderes im Kopf🤨