Damien Brunner ist unser wirkungsvollster Stürmer. Deshalb war die Abwesenheit des NHL-Stürmers (New Jersey) beim Donnerstags-Training das Thema. Sean Simpson sagte, er habe Brunner eine Pause gewährt, liess dessen Einsatz im Spiel gegen Finnland offen. Erst am Abend gab der Nationaltrainer Entwarnung: «Ja, Brunner kann gegen Finnland spielen.»
Der 2:0-Sieg der Finnen gegen Weissrussland lichtet sich der Nebel und die Ausgangslage wird klar: Wenn die USA am Nachmittag gegen Kasachstan gewinnen und die Schweiz anschliessend gegen Finnland nach 60 Minuten verliert – also nicht mindestens einen Punkt holt – , dann erreichen die Eisgenossen die Viertelfinals nicht mehr. Sie müssen dann mit einem Sieg gegen Kasachstan wenigstens den Klassenerhalt sichern.
Finnland tritt mit 15 WM-Neulingen und nur drei NHL-Profis an – so wenigen wie noch nie in der Neuzeit. Allerdings ist der wichtigste Einzelspieler ein NHL-Star. Torhüter Pekka Rinne (Nashville) hat gegen Deutschland (4:0) und Weissrussland (2:0) zweimal hintereinander keinen Gegentreffer kassiert.
Auf Damien Brunner, den wirkungsvollsten Stürmer, kann die Schweiz also erst recht nicht verzichten. Gegen Finnland hat sie in der Neuzeit bei Titelturnieren noch kein Rezept gefunden und bei der WM 2012 in Helsinki 2:5, 2007 in Moskau 0:2, beim olympischen Turnier 2006 in Turin 0:5 und bei der WM 1991 in Finnland 1:6 verloren.
Inzwischen hat die Hockey-Nati seit 1998 alle Grossen im Rahmen einer WM besiegt. Die Schweden, die Kanadier, die Tschechen und mehrmals sogar die Russen und die Amerikaner. Nur gegen die Finnen hat sie keinen Weg zum Sieg gefunden.
Zufall oder Hockey-Logik? Wahrscheinlich Zufall. Denn die Finnen pflegen einen Lauf- und Tempostil, welcher der Schweiz eigentlich besser liegt als das etwa das defensiv schlaue Spiel der Schweden oder Tschechen.
Die Schweiz und Finnland sind die einzigen Hockeynationen, die seit dem 2. Weltkrieg den Aufstieg aus der internationalen Bedeutungslosigkeit zu WM-Medaillen geschafft haben.
Der letzte Sieg der Schweiz im Rahmen eines WM-Turniers datiert vom 11. April 1972 in Prag. Damals besiegte die Hockey-Nati Finnland 3:2 und stieg trotzdem ab. Den letzte Sieg an einem Titelturnier feierte die Schweiz im ersten Spiel des olympischen Turniers von 1988 in Calgary. Nationaltrainer Simon Schenk coachte seine Spieler zu einem sensationellen 2:1 über den späteren Silbermedaillen-Gewinner Finnland – die Finnen holten in Calgary damals ihre erste Medaille überhaupt. Im Tor stand Richard Bucher, den Siegestreffer buchte Köbi Kölliker.
Simon Schenk, heute Sportchef der GCK Lions, wüsste also wie man Finnland besiegt. Aber wir haben sein Erbe vergessen.