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Er hat die Aufstiegsmannschaft von 2008 als Sportchef zusammengestellt. Er hat Biel zweimal als Nottrainer in der Liga-Qualifikation gerettet. 2010 ist Kevin Schläpfer schliesslich Cheftrainer und die wichtigste Person im Hockey-Unternehmen EHC Biel geworden. Der Trainer und nicht ein Spieler hat Biel in den letzten sechs Jahren personifiziert. So ist er eine Kultfigur geworden («Hockey-Gott») – und deshalb hat er jetzt seinen Job verloren.
Hin und wieder ist eine Trainerentlassung unumgänglich. Weil sonst ein Sportunternehmen ruiniert würde. Das war beispielsweise im Falle von Scott Beattie und Langnau so. In Biel ist die Ausgangslage eine ganz andere: so wie die Mannschaft spielte, so wie sie trainiert und gecoacht worden ist, war es nicht notwendig, den Trainer zu wechseln.
Biel wäre mit ziemlicher Sicherheit nicht abgestiegen, wenn Kevin Schläpfer im Amt geblieben wäre. Und mit ziemlicher Sicherheit wird auch der Nachfolger von Kevin Schläpfer die Playoffs nicht erreichen. Warum dann die Entlassung?
Biel hat mit dem Einzug ins neue Stadion vor einem Jahr die Unschuld verloren. Will heissen: Seit Biel in der neuen Arena spielt, reicht es nicht mehr, Aussenseiter zu sein. Die Erwartungen sind höher geworden. Diese neuen Erwartungen personifiziert Torhüter Jonas Hiller. Der NHL-Titan ist Biels wichtigster Transfer seit dem Wiederaufstieg von 2008. Und so ist er auch der wichtigste Einzelspieler. Mehr noch: zum ersten Mal seit der Rückkehr in die NLA ist ein Spieler in Biel wichtiger geworden als der Trainer.
Wenn die höheren Investitionen in Infrastruktur und Mannschaft nicht zinsen, wenn die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden, dann kommt im Umfeld, bei den Investoren, Unruhe auf.
Bis und mit der letzten Saison war der Trainer unantastbar. Kevin Schläpfer war das Gesicht des EHC Biel. Als ihn der Verband im letzten Herbst als Nationaltrainer wollte, durfte er nicht gehen. Biel wollte seinen Star, sein Gesicht, ja, seine Seele nicht verkaufen. Der EHC Biel schien ohne Kevin Schläpfer so undenkbar wie der HC Davos ohne Arno Del Curto. So gesehen ist Kevin Schläpfers Entlassung die ungewöhnlichste der letzten Jahre. Mit ihm geht eine Ära zu Ende.
Der Transfer von Jonas Hiller hat alles verändert. Ob er will oder nicht – ihm ist die Rolle des «Hockey-Gottes» zugeschoben worden. So klug es vom Marketing her war, den Transfer des ehemaligen NHL-Torhüters zu feiern und grosse sportliche Hoffnungen zu wecken, so verhängnisvoll sollte sich diese Entwicklung für Kevin Schläpfer erweisen.
Wenn Jonas Hiller im Tor steht und die Mannschaft nicht besser spielt, ja, wenn sich abzeichnet, dass es nicht einmal für die Playoffs reicht – wer ist dann schuld? Sicher nicht Jonas Hiller. Sicher nicht der Torhüter, der sich in der NHL bewährt hat. Niemand wagt es zu sagen, dass Jonas Hiller auch nicht besser ist als einst Reto Berra. Niemand wagt zu sagen, dass Jonas Hiller auf Dauer die Mannschaft nicht viel besser machen kann. Niemand wagt zu sagen, dass auch mit Jonas Hiller mehr als eine Playoff-Qualifikation nicht möglich ist.
Und so bleibt in der Krise, in den Tagen der enttäuschten Hoffnungen, nur ein Sündenbock: der Trainer. Kevin Schläpfer. Er muss gehen, weil er die unrealistischen Erwartungen des Umfeldes in Biel nicht erfüllen kann.
Ist Kevin Schäpfer also sozusagen ein unschuldiges Opfer? Nein, ganz so einfach ist es nicht. Biels Manager Daniel Villard sollte Nationalmannschafts-Direktor Raëto Raffainer eine Rechnung schicken. Sein Versuch, im letzten Herbst Kevin Schläpfer als Nationaltrainer abzuwerben, hatte weitreichende Folgen.
Das ganze Theater, das in einer tränenreichen Absage endete, hat die Autorität von Kevin Schläpfer untergraben. Nicht so, dass er nicht mehr hätte Biels Trainer sein können. Aber stark genug, dass er seither nicht mehr unantastbar, unentlassbar ist. Der Gedanke, dass es vielleicht auch ohne Kevin Schläpfer gehen muss, ist seither wie ein böser Geist in Biel eingekehrt.
Dazu kommt viel Pech. Eine Infektion im Knie macht es Biels Trainer diese Saison unmöglich, auf dem Eis zu arbeiten. Kevin Schläper ist ein «Energie-Trainer» wie Arno Del Curto. Also eine charismatische Führungspersönlichkeit, die mit ihrer Präsenz Energie in die Kabine bringt. In diesem Herbst hat Kevin Schläpfer viel von seinem Charisma verloren. Weil er die Energie erst einmal dafür braucht, wieder ganz gesund zu werden.
Langnau ist durch die Verpflichtung von Heinz Ehlers eine neue, eine bessere Mannschaft geworden. Biel wird durch die Entlassung von Kevin Schläpfer nicht eine bessere Mannschaft. Vielmehr kommt nun eine dramatische, turbulente Phase. Der «Schläpfer-Blues». Sozusagen eine Entzugskur. Die Entwöhnungsphase von Kevin Schläpfer. Der EHC Biel muss zum ersten Mal seit dem Wiederaufstieg ohne charismatische Führungspersönlichkeit auskommen. Ohne «Hockey-Gott». Ein Hockey-Universum, das so sehr auf seinen Trainer zentriert war, hat sein neues Zentralgestirn verloren.
Biel wird vorerst keinen Trainer finden, der in Kevin Schläpfers Schuhen stehen, der ein neues Zentralgestirn sein kann. Die grosse Frage ist: kann Biel auch mit einem gewöhnlichen Trainer erfolgreich sein? Für diese Saison lautet die Antwort: Nein.
Wie es bei Biel weitergeht bin ich seeehr gespannt..
DANKE KEVIN FÜR ALLES! BIELER HOCKEY-GOTT 4 EVER!!!
Wobei Gustavsson schon 2x im bieler Stadion gesichtet wurde!
Auf jeden Fall ist gute Unterhaltung mit dem Eismeister vorprogrammiert! ;-)