Wie kann das sein? Team Canada hat seit der ersten Teilnahme 1984 16 Mal den Spengler Cup gewonnen. Bei den letzten fünf Ausgaben erreichten die Kanadier den Final und gewannen das Turnier vier Mal. Und nun ein schmähliches Scheitern des Titelverteidigers in drei Pleiten. Mit bloss vier Toren.
Die Kanadier sind in erster Linie an ihrer Arroganz und ein wenig auch an fehlendem Glück gescheitert.
Erstens: Die Vorbereitung auf das Turnier war unglücklich. Das Theater um die Goalieposition (kurzfristig musste Gottérons Connor Hughes aufgeboten werden) ist nicht zu unterschätzen. Solche Störfaktoren, die bei sorgfältiger Vorbereitung unter Umständen vermieden werden können, sind sehr oft bei einem Turnier entscheidend. Erst recht dann, wenn es die Torhüter betrifft. Seit mehr als hundert Jahren ist bekannt, wie wichtig die letzten Männer sind. Nun mag es für diese Störung noch Ausreden geben (Ausrüstung für den Goalie nicht rechtzeitig eingetroffen).
Für den zweiten, viel schwerwiegenderen Faktor gibt es hingegen keinerlei Ausreden: Für die Arroganz bei der Zusammenstellung des Teams. Zehn Spieler, also fast die Hälfte des Teams, kommen aus zweitklassigem nordamerikanischem Klubhockey. Zweitklassigkeit reicht für Partien gegen europäische Spitzenteams auf dem breiten europäischen Eisfeld einfach nicht mehr. Mit Härte und Leidenschaft lassen sich läuferische, technische und einzeltaktische Mängel nicht mehr kompensieren.
Zu viele zweitklassige Spieler: Logisch also, dass den Kanadiern gerade im Viertelfinal gegen Örebro fehlendes offensives Talent zum Verhängnis geworden ist. Die miserable offensive Ausbeute ist in erster Linie darauf zurückzuführen. Lediglich Chris DiDomenico vermochte offensiv etwas zu bewegen. Er sorgte mit seinem Anschlusstreffer im alles entscheidenden Spiel gegen Örebro für das letzte Hurra.
Unerschütterliches Selbstvertrauen ist gut. Aber der Weg zu Selbstüberschätzung ist halt nie weit. Die Gründe für die Schmach sind also in erster Linie neben dem Eis in der nicht ganz untypischen kanadischen Hockey-Arroganz zu suchen. An der Leidenschaft der Spieler lag es nie.
Letztlich gilt: Zuviel Arroganz neben dem Eis, zu wenig «DiDo» auf dem Eis. Die missglückte kanadische Expedition zum Spengler Cup 2022 lässt sich ganz einfach auf den Punkt bringen: Löwen im Dress mit dem Ahornblatt, gemanagt von Eseln in Anzug und Krawatte.
Langfristig nützt dieses schmähliche Scheitern dem Turnier. Wir haben das schwächste kanadische Team der Geschichte gesehen. Künftig werden sich die Kanadier wieder sorgfältiger auf den Spengler Cup vorbereiten und sie werden dafür sorgen, dass sie mit besseren Spielern anreisen können.