Noch zwei Niederlagen bis zum Ende einer ruhmreichen 56-jährigen Geschichte. Ginge es um Ambri oder Langnau oder Lausanne oder Servette, so hätten wir uns längst mit dem Abstieg abgefunden. Aber Kloten? Nein, das kann nicht sein.
Noch immer wehren, sträuben sich Verstand, Herz und Gefühl gegen die mögliche Kombination der Wörter Kloten und Abstieg. So dramatisch diese Relegation auch wäre (oder sein wird) – es gäbe (es gibt) doch einen Grund zur Hoffnung.
Im Frühjahr 2013 hatte für die SCL Tigers auch die «Stunde null» geschlagen: Abstieg, kein Spieler mehr unter Vertrag, kein Trainer und kein Sportchef mehr. Und auch in Langnau hatte der Captain (Simon Moser) schon lange vor der Zeit beim Lokalrivalen SCB unterschrieben. So wie ihr Captain Denis Hollenstein längst im Hallenstadion ein warmes Nest eingerichtet hat.
Das ist tröstlich für Klotens Captain: Sollte es zum Abstieg kommen, wird schon bald niemand mehr seinen Namen damit in Zusammenhang bringen. Wer weiss denn im Bernbiet noch, dass Simon Moser Langnaus Abstiegscaptain war? Niemand.
Und es gibt noch eine Parallele. Am gleichen Tag, an dem der SC Bern den Titel 2013 feierte, verlor Langnau in Lausanne Spiel und Liga-Zugehörigkeit.
Meisterlicher Triumph und Abstieg – das kann nun auch den beiden Zürcher Kantonsrivalen ZSC Lions und EHC Kloten widerfahren. Aber von den Bernern lernen, heisst hoffen lernen. Heisst Krisen überwinden lernen. Heisst gutes Managen lernen.
Zwei Jahre nach der«Stunde Null» sind die Emmentaler im Frühjahr 2015 wieder aufgestiegen. In der Liga-Qualifikation gegen die Rapperswil-Jona Lakers. Und sie erfreuen sich heute in der höchsten Liga recht gutem sportlichem Wohlergehen und bester wirtschaftlicher Gesundheit.
Präsident Hans-Ulrich Lehmann kann in Kloten das gleiche Kunststück vollbringen. Wenn er die Langnauer kopiert, so kann im Falle eines Falles aus dem «Abstiegs-Ueli» ein «Aufstiegs-Ueli» werden.
In Langnau hatte Präsident Peter Jakob in schwierigen Zeiten begriffen, dass Sportunternehmen eine Seele haben. Dass Sportunternehmen mehr mit einer Familie als mit einem Handy-Laden zu tun haben. Dass Spieler erwachsene Männer sind, die nicht für Arbeit, sondern fürs Spielen bezahlt werden und deshalb sensibler sind als «gewöhnliche» Arbeitnehmer. Das ist übrigens auch bei ZSC-Präsident Walter Frey und Luganos Präsidentin Vicky Mantegazza so.
Also hat Peter Jakob in Langnau in der Krise, in den Tagen des Abstieges, nicht getobt und nicht geschmäht, nicht geschimpft, nicht geflucht und nicht alles besser gewusst. Er hat verziehen, motiviert, erklärt, um Verständnis geworben, Rat gesucht, zugehört und bald einmal ist es ihm gelungen, um immer mehr Männer und Frauen um sich zu versammeln, die ihm geholfen haben. Um es pathetisch zu sagen: Er hat die Seele des Klubs gerettet.
Und Peter Jakob ist kein Träumer. Er ist als Unternehmer noch erfolgreicher als Hans-Ulrich Lehmann. Das also ist der «Hockey-Jakobsweg» zurück in die NLA, den auch Kloten gehen kann – wenn nicht jetzt, dann wird es im nächsten Frühjahr so weit sein.
Die Frage ist nur, ob Präsident Hans-Ulrich Lehmann die Weisheit und Bescheidenheit hat, wie Peter Jakob den sportlichen Jakobsweg zu gehen. Bisher hat er auf einen neutralen Beobachter eher den Eindruck eines tüchtigen, neureichen Zürcher Kapitalisten auf dem hohen Ross der Arroganz gemacht. Eines autoritären Zampanos, dem die besonderen, ungeschriebenen Gesetze des Mannschaftsportes so fremd sind wie einer Kuh das Segelfliegen. Worin er sich ja nicht wesentlich von seinen zwei letzten Vorgängern unterscheidet.
Aber es ist noch nicht zu spät, um von der Strasse, die in den sportlichen Abgrund führt, auf den «Hockey-Jakobsweg» abzubiegen.