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2:3 in Genf, 0:5 gegen Ambri und jetzt 1:6 in Fribourg. Was ist los? Die Bieler haben gestern besser gespielt, als es das Resultat vermuten liesse. Nach dem frühen Gegentreffer nach 62 Sekunden bekommen sie die Partie unter Kontrolle. Selbst nach dem 0:2 (38. Min.) ist die Entscheidung noch nicht gefallen. Erst der dritte Treffer nur 30 Sekunden nach der zweiten Pause führt zum Zusammenbruch. Das Torschussverhältnis ist mit 40:46 beinahe ausgeglichen.
Der freundliche Chronist der Lokalzeitung spielt Trainer Kevin Schläpfer einen Steilpass für Ausreden. Er sagt, Spiel und Leistung seien doch gar nicht so schlecht gewesen und erwartet dafür jetzt die bestätigenden Worte. Doch davon will Kevin Schläpfer nichts wissen. «Wir können tatsächlich alles schönreden. Aber das will ich nicht», betont Schläpfer. «Wir haben schon wieder verloren und nur das zählt. Wir haben lange mitgehalten, das stimmt. Aber wenn wir keine Tore schiessen, dann bekommen wir eben auch nie das Momentum auf unsere Seite und am Ende gehen wir leer aus.»
Auf Einzelkritik verzichtet der Trainer. Er bemängelt zwar die ungenügende Offensivproduktion – gerade nordamerikanische Trainer zelebrieren in solchen Situationen die Ausrede, man habe Chancen kreiert und halt nicht verwertet. Aber Kevin Schläpfer nimmt den Fehler gleich auf sich. «Ich habe die Linien nicht richtig zusammengestellt. Deshalb funktioniert unsere Offensive nicht. Wir haben fünf Drittel lang kein Tor erzielt – das geht einfach nicht. Für die Partie gegen Lausanne werde ich die beiden schwedischen Stürmer (Niklas Olausson und Pär Arlbrandt, die Red.) nicht mehr im gleichen Sturm einsetzen. Ich muss mir neue Formationen einfallen lassen.»
Kevin Schläpfer mag nicht einmal den Gegner rühmen, wie das jeweils einige Branchenkollegen tun – meistens noch mit einer Gratulation an den gegnerischen Coach für grosse Leistungen. Er sagt bloss: «Fribourg hat gut gespielt. Aber die waren keineswegs unschlagbar.»
Dieser Auftritt am späten Freitagabend ist bemerkenswert. Denn solche Partien reden die meisten Trainer schön – erst recht, wenn die Chronisten noch dazu einladen. Ach, wie wohlfeil wären die Entschuldigungen für Biels Trainer gewesen! Man habe gut gespielt, das Resultat sei viel zu hoch und werde der eigenen Leistung nicht gerecht, man könne auf dieser Leistung aufbauen, der Gegner sei halt schon sehr stark – und so weiter und so fort. Nicht umsonst gibt es in Nordamerika einen bitterbösen Spruch: Ein Trainer beende sein Nachtgebet immer mit dem Zusatz «Herr, nimm mir alles, aber bitte, bitte nicht meine Ausreden.»
Kevin Schläpfer, ein Trainer, der keine Ausreden sucht und ehrlich bleibt. Währt ehrlich auch im Hockey-Business am längsten? Nun, der Baselbieter arbeitet seit 2007 als Sportchef und seit 2010 als Cheftrainer erfolgreich in Biel und er hat einen Vertrag bis 2018. Seine Arbeit wird selbst dann nicht hinterfragt, wenn er auch die nächsten drei Partien gegen Lausanne (heute Abend), Langnau und Zug zu null verlieren sollte. Er kann es sich eher leisten, ehrlich zu sein als die meisten seiner Branchenkollegen.