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Eismeister Zaugg

Der Präsident geht vor dem wichtigsten Spiel der Klub-Geschichte – für die Lakers ist es endgültig Zeit für einen Neuanfang in der NLB

Bei den Lakers macht sich die Ratlosigkeit immer breiter.
Bei den Lakers macht sich die Ratlosigkeit immer breiter.Bild: Sandro Stutz/freshfocus
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Der Präsident geht vor dem wichtigsten Spiel der Klub-Geschichte – für die Lakers ist es endgültig Zeit für einen Neuanfang in der NLB

Lakers-Präsident Lucas Schluep tritt einen Tag vor dem alles entscheidenden Spiel gegen die SCL Tigers zurück. Ein beispielloser Eklat, der zeigt, dass es für die Lakers Zeit ist, die höchste Spielklasse zu verlassen.
08.04.2015, 13:2108.04.2015, 13:51
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Das hat es in unserem Hockey noch nicht gegeben. Der Präsident tritt vor dem wichtigsten Spiel der Klubgeschichte zurück. Die offizielle Rücktritts-Begründung stimmt nachdenklich. Der Präsident verlässt die Kommando-Brücke eines Unternehmens aus Rücksicht auf seine Familie. Er sei bedroht worden. Dabei ist doch Eishockey ein Teil der Unterhaltungsindustrie. Auf einmal wird aus einem unberechenbaren Spiel auf rutschiger Unterlage eine so ernste Sache.

Und doch hat all dies seine Logik. Eishockey weckt Emotionen. Die destruktive Kraft der negativen Emotionen, die aus Niederlagen kommt, wird immer wieder unterschätzt. Nichts setzt der Kultur eines Sportunternehmens so sehr zu wie Niederlagen. Die Lakers sind in den letzten vier Jahren dreimal auf dem letzten Platz gelandet. Zu viele Spiele sind verloren gegangen.

Lucas H. Schluep hat keine Lust mehr.
Lucas H. Schluep hat keine Lust mehr.bild: eq images

Auch andere Hockeyunternehmen müssen (und mussten) mit Niederlagen leben lernen. Auch und gerade die SCL Tigers, die jetzt drauf und dran sind, auf Kosten der Lakers aufzusteigen. Aber die SCL Tigers haben eine ganz andere Unternehmenskultur. Die Mannschaft wird von den treusten Fans des Schweizer Sports getragen.

Kritische Fragen und ehrliche Antworten

Niederlagen haben seit jeher im Emmental eher positive als negative Emotionen entfacht. Niederlagen haben eher zu einem «so-jetzt-aber-erst- recht» als zu Aggressionen gegen die eigenen Leute geführt. Unvergessen bleibt die Solidarität der Fans nach den zwei Abstiegen in die 1. Liga – in beiden Saisons in der obersten Amateurklasse kamen im Schnitt mehr als 4000 Zuschauer pro Heimspiel und unter der Führung von Simon Schenk gelang eine sportliche und finanzielle Erneuerung, die den Klub zurück in die NLA bringen sollte.

Simon Moser konnte den Abstieg der Tigers 2013 nicht verhindern.
Simon Moser konnte den Abstieg der Tigers 2013 nicht verhindern.Bild: KEYSTONE

Das vielleicht beste Beispiel, das für eine Hockeykultur steht, ist der Tag nach dem Abstieg der SCL Tigers im Frühjahr 2013. Präsident Peter Jakob und Captain Simon Moser stellten sich in einem Podiumsgespräch des Kult-Lokalradios Neo1 dem Publikum. Gut 700 Anhängerinnen und Anhänger der Tigers kamen – und es gab kritische Fragen, ehrliche Antworten und kein böses Wort.

Präsident Peter Jakob ist immer noch im Amt und kann die SCL Tigers wieder in die NLA zurückführen. Bei den Lakers geht der Präsident am Tag vor dem wichtigsten Spiel seit dem Wiederaufstieg von 1994 – verlieren die Lakers am Donnerstag in Langnau, dann steigen sie erstmals in ihrer Geschichte aus der NLA ab. Bei den SCL Tigers ist der Präsident auch nach dem unnötigen Abstieg von 2013, dem bittersten Moment in der Geschichte des Klubs, geblieben.

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Rückkehr mit neuen Spielern und neuer Dressfarbe

Die Lakers brauchen dringend eine Denkpause. Der Abstieg wäre für dieses Sportunternehmen eine Wohltat. Schaffen die Lakers doch noch den Ligaerhalt, dann wird auch die nächste Saison zur Qual. Eine Besserung ist nicht in Sicht.

Lakers-Coach Michel Zeiter braucht vier Siege in Serie.
Lakers-Coach Michel Zeiter braucht vier Siege in Serie.Bild: Sandro Stutz/freshfocus

In der NLB könnten die Lakers hingegen nach Jahren des Darbens endlich wieder am wahren Aphrodisiakum des Sports laben: Am Erfolg. Und dann, geläutert, nach ein paar Jahren wieder in die NLA zurückkehren. Mit neuen Spielern und einer neuen Dressfarbe.

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quelle: keystone / urs flueeler
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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deed
08.04.2015 14:11registriert Januar 2014
Das Kinderpyjama-Hellblau dürfte mit Sicherheit einer der Gründe gewesen sein, weshalb die Lakers kaum ernst genommen wurden. Selbst die Fans trugen all die Jahre konsequent die alten Clubfarben. Wollen die Lakers aus der NLB einen Neustart für eine erfolgreichere Zukunft wagen, sollten sie sich auch von Sportchef und Co-Sponsor Harry Rogenmoser trennen. Er hat, gemessen an seiner Machtfülle, zuwenig Kompetenz, und ist der Hauptverantwortliche für das Debakel.
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AF27
08.04.2015 16:58registriert Dezember 2014
Die NLB ist eine gute Liga. Olten Chaux-de-Fonds Langenthal Visp sind alles gute Teams. Mit Olten zudem auch ein Team das sicher irgendwann Aufsteigen kann und auch will. Rappi ( wenn sie Absteigen) wird Mühe haben am Anfang. Vorallem, welche Spieler bleihen? wie Treu sind die Fans? Das sind Fragen die nur in der Zulunft beantwortet weren kann.Aber nun, Hopp Langnou
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Dan38
08.04.2015 13:44registriert März 2015
Es ist richtig, Rappi gehört nach so vielen Niederlagen in die NLB. In welche Richtung der Verein sich dann entwickelt wird zum jetzigen Zeitpunkt sehr schwierig abzuschätzen sein. Eines ist klar, die alten roten Shirts müssen wieder her. Man sollte nie seine Werte verleugnen.
Biel macht das gleiche und spielt in blauen Heimshirts. Noch was zu den Langnauer Fans, die sind sicher treu. Aber in der Ilfishalle war in der Finalserie der Gästesektor auch immer voll. Der FC Basel ist der grösste CH Sportverein, die hatten sogar über 30'000 Zuschauer in der NLB. Nicht nur Langnau hat treue Fans!
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