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Die Polen haben sich – wie vorgestern die Schweiz – erstmals überhaupt für die K.o.-Phase einer EM qualifiziert. Im abschliessenden Gruppenspiel gegen die Ukraine siegten sie mit 1:0. Damit kassierten die Polen zum dritten Mal in Folge kein Gegentor.
Der Star des polnischen Teams ist unzweifelhaft Robert Lewandowski. Mit 30 Toren wurde der Stürmer von Bayern München in der abgelaufenen Bundesliga-Saison Torschützenkönig. In drei EM-Spielen in Frankreich traf der 27-Jährige jedoch nicht.
Polens Weg durch die Gruppenphase ähnelt demjenigen der Nati. Beide Teams gewannen ihr Startspiel mit 1:0 – die Schweiz gegen Albanien, Polen gegen Nordirland. Arkadiusz Milik von Ajax Amsterdam gelang es als einzigem, das Bollwerk der Briten zu knacken.
Es folgte eine vor allem defensiv starke Leistung gegen den Weltmeister. Deutschland brachte nur ein 0:0 zustande und musste sich harsche Kritik gefallen lassen. Dieses Resultat zeigt: Polen hat wohl nur wenige klingende Namen im Kader; es verfügt aber über ein Team, das jeden Gegner in Bedrängnis bringen kann.
Pikant: Die beiden in der Schweiz wohl bekanntesten Spieler der Polen mögen sich nicht. «Wir liegen nicht auf einer Wellenlänge», schreibt Jakub Blaszczykowski in seiner Biografie über Robert Lewandowski, seinen Nachfolger als Captain. «Wir haben keinen Kontakt, jeder geht seinen Weg.» Dabei spielten die beiden vier Jahre lang gemeinsam bei Borussia Dortmund.
Einerseits sind die Charaktere der beiden Spieler sehr verschieden. Andererseits dürfte «Kuba» auch gekränkt haben, dass «Lewa» die Führungsrolle in der Nationalmannschaft übernahm. Schliesslich war der drei Jahre ältere Blaszczykowski ja deren Captain, zum Beispiel an der Heim-EM 2012. Doch die Binde trägt nun Lewandowski, der als einer der weltbesten Stürmer gilt und deshalb im Ausland als das Gesicht der polnischen Nationalmannschaft dient.
Blaszczykowski drohte nach einer schwierigen Saison gar, es nicht ins EM-Aufgebot zu schaffen. Doch in Frankreich stellte er einmal mehr seinen Wert unter Beweis. Die Zweckgemeinschaft des «echten» und des «gefühlten» Captains scheint zu funktionieren. Gegen Nordirland war «Kuba» jedenfalls der beste Pole und gegen die Ukraine schoss er das 1:0.
Der Schweizer Mittelfeld-Arbeiter Valon Behrami erinnerte sich schon bevor der Gegner feststand an den letzten Vergleich mit Polen. In einem Testspiel holte die Nati im November 2014 ein 2:2 in Wroclaw.
«Es war ein sehr gutes, physisches Spiel», so Behrami. Als erster Name des Gegners kommt dem Tessiner wie erwartet Robert Lewandowski in den Sinn, wenn er vom Achtelfinal-Gegner spricht. «Ein Super-Stürmer! Gegen ihn zu verteidigen, ist extrem schwierig.»
Als «Top-Los», bezeichnete Xherdan Shaqiri den Achtelfinal-Gegner Polen im SRF. «Sie spielen seit zwei, drei Jahren wirklich gut. Es ist ein schwieriger Gegner, aber doch auch eine lösbare Aufgabe.» Die Schweiz habe gegen Frankreich, einen häufig genannten Turnierfavoriten, habe die Nati eine gute Leistung gezeigt, so Shaqiri weiter. «Wir haben uns Spiel für Spiel gesteigert und ich hoffe, dass es so weiter geht und wir gewinnen.»
Bei Bayern spielte Shaqiri mit Lewandowski zusammen. Er sei ein Kämpfer, der viel laufe und dessen Fähigkeiten unumstritten seien: Er zeigt sie fast in jedem Spiel. Es wird schwierig, ihn stoppen zu können. Aber ich bin überzeugt, dass dies unseren Verteidigern gelingt.»
Captain Stephan Lichtsteiner kündigt an, dass die Schweiz an ihrem bewährten Rezept festhalten wolle. «Der Gegner wurde beobachtet, wurde analysiert, aber wir wollen uns vor allem auf uns und unsere Qualitäten fokussieren. Wenn wir die auf den Platz bringen am Samstag, dann werden auch wir ein sehr schwerer Gegner für Polen sein.»
Die Schweiz hat zwei Tage mehr Erholung vor dem Achtelfinal. Ein Fakt, dem Blerim Dzemaili gewisse Bedeutung zumisst: «Das kann ein Vorteil sein für uns.»
Nach dem gestrigen Erfolg jetzt etwas Aktiverholung beim Golfspielen mit Frei, Schär und Oli 😊👍🏼 @SFV_ASF pic.twitter.com/OtoWgp4Lxx
— Stephan Lichtsteiner (@LichtsteinerSte) 20. Juni 2016
Abgesehen von Lewandowski und Blaszczykowski verdient auch Arkadiusz Milik Erwähnung. Für Ajax schoss er in der abgelaufenen Saison 21 Tore.
Aufpassen müssen die Schweizer insbesondere dann, wenn sie den Ball im Aufbau verlieren. Schliesslich sagte niemand anders als Weltmeister-Trainer Jogi Löw: «Polen ist eine der stärksten Kontermannschaften, die ich in den letzten zwei Jahren gesehen habe.»