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Der 4. Juli 2004 war für alle Portugiesen ein spezieller Tag, auch für Fernando Manuel Costa Santos. Im Estadio da Luz in Lissabon traf der Gastgeber im Final der Heim-EM auf Griechenland – und verlor nach einem Treffer von Angelos Charisteas überraschend 0:1. Santos war als Radio-Experte im Einsatz, hatten doch fast alle Spieler, die auf dem Feld standen, einmal unter ihm gespielt. Beim FC Porto war er der Vorvorgänger von José Mourinho gewesen und holte 1999 den einzigen Meistertitel seiner Karriere, danach trainierte er AEK und Panathinaikos Athen sowie Sporting Lissabon.
Nach Griechenland verschlug es Santos auch später wieder, noch heute hat er Freunde da. 2010 übernahm er die griechische Nationalmannschaft als Nachfolger von Otto Rehhagel. Die Hellenen führte er 2012 in den EM-Viertelfinal und 2014 in den WM-Achtelfinal. Nach Santos' Abgang folgte der Absturz. Die Qualifikation für Frankreich schloss Griechenland auf dem letzten Gruppenplatz noch hinter den Färöer-Inseln ab.
Santos ging nach der WM in Brasilien zurück in die Heimat und trat im Herbst 2014 bei der «Federação Portuguesa de Futebol» die Nachfolge von Paulo Bento an. Seine Amtszeit begann mit einem Testspiel auswärts gegen Frankreich (1:2), nun kehrt er am Sonntag ins Stade de France in Saint-Denis zurück. Diese Rückkehr hatten sich er und sein Team damals, vor gut eineinhalb Jahren, zum Ziel gesetzt. «Mit viel Arbeit haben wir das geschafft», so Santos. «Nun sind wir als Mannschaft stärker, solider, vereinter.»
Der Weg zurück nach Paris war nicht immer nur spektakulär, die Spielweise Portugals, gerade an der Endrunde, mehr pragmatisch denn unterhaltend. Spätestens nach dem turbulenten 3:3 gegen Ungarn haben sich die Portugiesen vom schönen Spiel verabschiedet. Sie, die in Zeiten von Spielern wie Rui Costa, Luis Figo oder Paulo Sousa als Brasilianer Europas galten. Sie, die mit dieser «Goldenen Generation» aber auch nie einen Titel gewannen.
Die Kritik am Stil, die in erster Linie aus dem Ausland kam, liess Santos kalt. In der Heimat ist der gläubige Katholik beliebt, von den Spielern wird er als Vaterfigur respektiert, seine taktischen Schachzüge werden umgesetzt. Die Gegner werden detailliert analysiert, daraus entsteht ein spezifischer Spielplan, «damit die Mannschaft die bestmögliche Strategie hat». Ob diese schön ist oder nicht, ist Ansichtssache. Der Achtelfinal gegen Kroatien (1:0 n.V.), für viele eine der langweiligsten Partien des Turniers, gefiel dem Taktiker Santos:
Santos' Strategie ging auch gegen Polen und Wales auf, nachdem dieser mit Beginn der K.o.-Phase die Spielweise umgestellt hatte. Mit José Fonte und Cédric von Southampton brachte er zwei neue Verteidiger in die Mannschaft, die das Team stabilisierten, die Einsatzzeiten von Jungstar Renato Sanches erhöhte er. Seither liess Portugal kaum noch Torchancen und nur einen Gegentreffer zu. Und Ausfälle der Defensivleute Raphael Guerreiro, Pepe oder William Carvalho wurden problemlos verkraftet.
Die Ergebnisse haben Santos recht gegeben, die Kritik ist verstummt. «Es geht aber nicht darum, den Final zu spielen, sondern ihn zu gewinnen», sagte der studierte Ingenieur, der auch vor der Partie gegen Frankreich, der wichtigsten seiner Karriere, an einer spezifischen Taktik feilen wird. Die Rolle des Aussenseiters ist ihm dabei recht. «Wir sind nicht die beste Mannschaft der Welt», so Santos. «Aber wir sind nicht einfach zu bezwingen.» Von 13 Pflichtspielen unter ihm hat Portugal noch keines verloren. (sda/drd)