Am Ende ist klar: Max Verstappen ist zum zweiten Mal Weltmeister. Nach dem Titel im letzten Jahr sicherte sich der Niederländer auch jenen in der Saison 2022. Doch das war kurz nach Rennschluss noch nicht klar. Der Grosse Preis von Japan sorgte nämlich für viel Aufregung, wütende Fahrer – und grosse Verwirrung.
Als die 20 Boliden ins Rennen starteten, war die Strecke nass und es regnete in Strömen. An der Spitze lieferten sich Verstappen und Charles Leclerc ein packendes Duell. Der Ferrari-Pilot zog gar kurzzeitig am Red Bull von Verstappen vorbei. Doch weil der Niederländer auf der Ideallinie war, musste Leclerc seinen Konkurrenten ziehen lassen. Derweil war das Rennen für seinen Teamkollegen Carlos Sainz schon vorbei.
Der Spanier im Ferrari verlor die Kontrolle über sein Auto und landete in der Streckenabsperrung. Wegen der Gischt habe er versucht, aus dem Windschatten von Sergio Pérez zu kommen, und sei dabei in eine Pfütze geraten, wie Sainz später erzählt. Der Einschlag sei nicht so schlimm gewesen, sagt der 28-Jährige, doch danach erlebte er bange Sekunden: «Das Schlimmste war, als ich in der Mitte der Strecke stand und wusste, dass alle, die hinter mir kamen, nicht sehen konnten, ob ich da war oder nicht.»
Heartbreak for Carlos Sainz 💔 pic.twitter.com/v52k9NScir
— Ferrari News 🐎 (@FanaticsFerrari) October 9, 2022
Sainz war nicht der einzige, der zu Beginn des Rennens Probleme bekundete. Sebastian Vettel drehte sich infolge eines Kontakts mit Fernando Alonso, Zhou Guanyu verlor in einer Kurve ebenfalls das Heck. Zudem musste auch Alex Albon sein Auto bereits früh abstellen. Der Williams des Thailänders hatte einen technischen Defekt. Die Rennleitung entschloss sich, das Rennen zu unterbrechen. Doch erst nach zwei gefahrenen Runden und nachdem sie das Safety-Car auf die Strecke geschickt hatte. Das sorgte für Aufregung – vor allem bei Pierre Gasly.
Wie T-Online schreibt, stürmte der Franzose stinksauer durch die Boxengasse und schimpfte: «Ich hätte mich verdammt nochmal umbringen können.» Nach dem Crash von Sainz war eine Gummibande der Streckenbegrenzung auf Gaslys Auto gelandet. Diese musste er an der Box entfernen lassen. Als er wieder auf die Strecke zurückkehrte, schoss er nur knapp an einem Bergungsfahrzeug vorbei, das sich bereits auf der Strecke befand.
«Was macht dieser Traktor auf der Strecke», brüllte der Alpha-Tauri-Fahrer am Boxenfunk. «Ich bin direkt daran vorbeigefahren. Das ist nicht zu akzeptieren. Denkt dran, was passiert ist. Ich kann das nicht glauben.» 2014 verunfallte Jules Bianchi in Suzuka. Der Landsmann und gute Freund Gaslys war in einen Abschleppkran gekracht und später an den Folgen des Unfalls verstorben. Gasly war nicht der einzige Fahrer, der sich über das Geschehen echauffierte.
Pierre Gasly was furious after he passed a recovery tractor that was on the racing line in terrible visibility 🤬 pic.twitter.com/ObGzakycvE
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Lando Norris schrieb nach dem Rennen auf Twitter: «Wie zur Hölle konnte das passieren?! Wir haben vor einigen Jahren ein Leben in einer Situation wie dieser verloren.» Die Fahrer wollten Rennen fahren, aber das sei «inakzeptabel». Auch Bianchis Vater äusserte sich auf Instagram zum Vorfall. «Kein Respekt für das Leben der Fahrer, kein Respekt für das Andenken an Jules. Unglaublich.»
Die Rennleitung leitete derweil Untersuchungen gegen Gasly ein. Der 26-Jährige sei unter den Safety-Car-Bedingungen zu schnell unterwegs gewesen. Nach dem Boxenstopp wollte er wieder zum Feld aufschliessen und habe sich nicht an die Vorgaben gehalten.
Rund zwei Stunden nach dem Unterbruch startete das Rennen hinter dem Safety-Car wieder. Da waren aber nur knapp 40 Minuten Zeit für die verbleibenden Runden, weil ein Rennen gemäss Reglement nicht später als drei Stunden nach dem Start enden darf.
Als die Boxengasse wieder freigegeben wurde, waren Sebastian Vettel im Aston Martin und Nicholas Latifi im Williams die Einzigen, die direkt auf die Intermediates wechselten. Ein mutiges Vorgehen, das belohnt wurde. Beide fuhren am Ende in die Punkte. Vettel wurde Sechster, Latifi Neunter.
Das eigentliche Drama spielte sich aber an der Spitze ab. Aufgrund des Zeitlimits setzte sich Verstappen bereits nach 28 von eigentlich 53 geplanten Runden beim Grossen Preis von Japan durch. Dahinter überquerte Leclerc die Ziellinie als Zweiter, die Entscheidung im Titelrennen ist vertagt. Oder doch nicht?
Aufgrund eines Fahrfehlers in der letzten Schikane, bei dem Leclerc abkürzte und Verfolger Pérez anschliessend behinderte, wurde dem Monegassen eine Zeitstrafe aufgebrummt. So rutschte Leclerc hinter den mexikanischen Teamkollegen von Verstappen. Doch noch immer jubelten weder Red Bull noch der Weltmeisterschafts-Führende.
The pivotal battle ⚔️#JapaneseGP #F1 pic.twitter.com/Ry9KJryxDJ
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Sie gingen davon aus, dass nur die Hälfte der Punkte vergeben würde, weil weniger als die vorgeschriebenen 75 Prozent der vorgesehenen 53 Runden gefahren wurden. Erst im Siegerinterview wurde Verstappen vom früheren Formel-1-Piloten Johnny Herbert darüber informiert, dass er zum zweiten Mal Weltmeister sei. Denn es wurden trotzdem die vollen 25 Punkte für den Sieg vergeben, wodurch Verstappen nicht mehr einzuholen ist.
Der Grund dafür ist, dass nur dann die halben Punktzahlen vergeben werden, wenn ein Rennen nach Unterbruch nicht fortgesetzt werden kann. Das war in Suzuka aber nicht der Fall. Und so steigt Verstappen in einen erlauchten Kreis von Formel-1-Fahrern, die zwei Titel in Folge gewinnen konnten. Dazu gehören ausserdem auch Lewis Hamilton, Sebastian Vettel, Michael Schumacher oder Ayrton Senna.
Welcome to the back-to-back world champion club, Max 😉#2TheMax pic.twitter.com/WrJY5Qty56
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