Ed Woodward sagt Ihnen vielleicht nichts. Der Finanzfachmann ist aber der Vizepräsident von Manchester United und hält damit die gesamte Verantwortung auf operativer Ebene inne.
Bei den Fans der Red Devils, welche ihn als einen Günstling der ehemaligen Besitzerfamilie Glazers ansehen, ist der 42-Jährige nicht sonderlich beliebt.
Als der englische Rekordmeister im August die Verpflichtung von Louis van Gaal als neuen Cheftrainer bekanntgab, reklamierte der Holländer, dass Manchester United zu wenig aktiv auf dem Transfermarkt sei.
Woodward gab dem ehemaligen Bondscoach also freie Hand, um eine neue Ära einzuleiten. So durfte der 63-Jährige umgerechnet mehr als 220 Millionen Schweizer Franken ausgeben, um Verstärkungen wie Angel Di Maria, Ander Herrera, Luke Shaw, Marco Rojo, Daley Blind und Falcao an Bord zu holen.
Manchester United fans are so happy with their side's transfers, they created this poster http://t.co/7Th3xYLcxP pic.twitter.com/T0iP91sRQh
— ballball (@ballball) 8. September 2014
Nach acht Runden in der Premier League scheint Woodward es schon zu bereuen, dem Drängen von Van Gaal nachgegeben zu haben. Beim gestrigen Auswärtsspiel bei West Bromwich Albion, das mit einem mageren 2:2-Unentschieden endet, wird Woodward jedenfalls von einer Kamera eingefangen, als er gerade einen – oder vielleicht sogar mehrere – Spieler als «verfluchte Geldverschwendung» betitelt.
Wen er genau gemeint hat, ist leider unklar. Der erste Transfer in Woodwards Amtszeit war übrigens der Belgier Marouane Fellaini, der für viele Anhänger so etwas wie das Symbolbild für die Krise des Klubs ist.
Der Mittelfeldspieler stand auch gestern wieder im Mittelpunkt. Zunächst allerdings abseits des Spielfelds. Zur Halbzeitpause führten die Gastgeber dank eines tollen Treffers von Stephane Sessegnon mit 1:0.
Auf dem offiziellen Twitterkanal von West Bromwich wird über Fellaini gespottet, als sich dieser in der Pause des Trainingsanzugs entledigt und sich bereit für die Einwechslung macht: «Zum Glück kommt hier Unterwäsche von Manchester United zum Vorschein.»
Fellaini has now taken his tracksuit off, fortunately he has a Man Utd strip on underneath #WBAMUN
— West Bromwich Albion (@WBAFCofficial) 20. Oktober 2014
Fellaini wird tatsächlich eingewechselt und schiesst drei Minuten später den (verdienten) Ausgleich. Nach einer Flanke von Angel Di Maria setzt sich Fellaini clever gegen die Defensive des Gastgebers durch und hämmert den Ball ins Netz. Ob der Belgier den hämischen Tweet mitbekommen hat? Wohl nicht.
Doch in der 66. Minute läuft West Broms Saido Berahino den ManU-Verteidigern im Rücken weg und erzielt trocken das 2:1. Da nützt es auch nichts, dass Rafael den derzeit besten englischen Stürmer (sechs Saisontore) noch mit einem (Ur-)Schrei aus dem Konzept bringen will.
@TonyBarretTimes ha ha that's how to defend in the Premier League! #shoutathim pic.twitter.com/JXPUVTCztc
— John Powell (@john__powell) 20. Oktober 2014
In der 74. Minute trifft Robin van Persie nur den Pfosten. Drei Minuten vor Spielende hilft Daley Blind seinem Landsmann van Gaal und erzielt doch noch den 2:2-Ausgleich.
Mit 12 Punkten ist Manchester United nun Tabellensechster. Vor einem Jahr waren die Red Devils unter David Moyes auf Rang acht zu finden, mit nur einem Zähler weniger. Drei Monate verlangte Louis van Gaal bei seinem Amtsantritt, bis seine Taktik bei den Spielern fruchten würde.
Complete lack of knowledge, class and respect on Twitter from @WBAFCofficial on Fellaini!! #united #karma #keepbelieving
— Anders Lindegaard (@ALindegaard) 20. Oktober 2014
Vor dem Spiel ruderte Van Gaal öffentlich zurück und bezeichnete seine Aussage von damals als «dumm», schliesslich «zähle Leistung».
Die drei Monate sind nämlich jetzt eigentlich um, doch Aloysius Paulus Maria «Louis» van Gaal bleibt weiterhin optimistisch und spricht an der Pressekonferenz von der «besten Saisonleistung bis jetzt». Und weiter: «Ich bin glücklich mit unserer Art zu spielen, aber nicht mit dem Resultat.»
Ob Ed Woodward als Finanzexperte nicht lieber glücklich mit den Resultaten wäre, anstatt mit dem Spiel selbst?
Immerhin schlug mit dem Ausgleich kurz vor Spielende das Karma bei Gastgeber West Bromwich zu, die sich nachher auch für ihren vorlauten Tweet offiziell entschuldigen mussten.
Sorry if a joke about a footballer not having a shirt on under his tracksuit top has caused such outrage. It was not intended as a slur
— West Bromwich Albion (@WBAFCofficial) 20. Oktober 2014