«Wir wurden wie Tiere behandelt» – der grosse Frust der BVB-Spieler nach dem Terrorspiel
Nur einen Tag nach dem Anschlag auf den Teambus mussten die Spieler von Borussia Dortmund gegen die AS Monaco antreten. Der Ärger darüber war gross, wie die Spieler nach der Partie deutlich machten. Die Zitate.
Tim Schmelzer, Archivbild.Bild: Armando Franca/AP/KEYSTONE
«Wir hätten uns sehr, sehr, sehr darüber gefreut, wenn es [das Spiel] an einem anderen Tag hätte stattfinden können. Bei aller Grösse des Wettbewerbs: Wir sind alle Menschen.»
Sokratis
Bild: Martin Meissner/AP/KEYSTONE
«Wir wurden wie Tiere behandelt und nicht wie Menschen.»
Nuri Sahin
Bild: FRIEDEMANN VOGEL/EPA/KEYSTONE
«Ich weiss nicht, ob das die Leute verstehen können, aber bis ich in der zweiten Halbzeit auf dem Platz war, habe ich nicht an Fussball gedacht. (Sahin war in der Pause eingewechselt worden.) Ich weiss, dass der Fussball wichtig ist. Und ich weiss, dass wir sehr viel Geld verdienen, ein privilegiertes Leben haben. Aber wir sind auch nur Menschen und es gibt sehr viel mehr als Fussball auf dieser Welt. Das haben wir vergangene Nacht gefühlt.»
Roman Bürki
Der Schweizer Goalie Roman Bürki trug beim Aufwärmen für das Spiel ein Trikot seines Teamkollegen Marc Bartra, der bei dem Anschlag verletzt wurde. Bild: DPA
«Man hat uns keinen Gefallen getan, dieses Spiel anzusetzen, nicht mal 24 Stunden nach einem Anschlag. Ich hatte nicht eine Stunde Schlaf in der Nacht, das ist nicht die optimale Vorbereitung auf solch ein Spiel»
Trainer Thomas Tuchel
Bild: Martin Meissner/AP/KEYSTONE
«Wir hätten uns mehr Zeit zur Vorbereitung und natürlich zur Verarbeitung gewünscht. Aber wir haben diese Zeit nicht bekommen. Damit mussten wir umgehen. Doch wir fühlten uns komplett übergangen, als es hiess: ‹Morgen seid ihr dran!›»
«Wir waren in die Entscheidung überhaupt nicht involviert. Der Termin wurde vorgegeben, als das Ausmass noch längst nicht bekannt war, und wir hatten zu funktionieren. Es erweckte den Eindruck, als wäre bloss eine Bierdose an unseren Bus geflogen.»
«Die Uefa in der Schweiz hat dies einfach so entschieden und es uns per SMS mitgeteilt. Das war natürlich kein gutes Gefühl – vielmehr eines der Ohnmacht.»
Das meint der zukünftige FIFA-Sicherheitschef
Der künftige Sicherheitschef der FIFA hält die Ansetzung des Champions-League-Nachholspiels von Borussia Dortmund nach dem Anschlag für richtig. «Wenn wir einknicken, machen wir genau das, was diese Kriminellen wollen», sagte Helmut Spahn, der seinen Posten am 2. Mai übernehmen wird, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Nach einer Attacke wie auf den Dortmunder Mannschaftsbus am Dienstag müsse aber abgewogen werden.
«Wenn es Tote gegeben hätte, hätte natürlich kein Spiel stattgefunden»
Helmut Spahn
Die Dortmunder hatten am Mittwoch das nach dem Anschlag um einen Tag verlegte Viertelfinal-Hinspiel daheim gegen AS Monaco 2:3 verloren. Bei den Sicherheitsstandards sei der deutsche Fussball führend. «Wenn dann trotzdem zum Beispiel Pyrotechnik eingeschmuggelt wird, liegt natürlich die Vermutung nahe, es könnten auch mal andere Stoffe sein», sagte Spahn. «Mit diesem Restrisiko, das man so weit wie möglich minimieren muss, muss man aber leben - oder es wird keine Fussballspiele mehr geben.»
Helmut Spahn arbeitete nach der WM 2006 fünf Jahre für den Deutschen Fussballbund. 2011 wurde er Direktor des internationalen Zentrums für Sicherheit im Sport in Katar.
Die Uefa meint
Der europäische Fussballverband wies die Vorwürfe von Tuchel zurück. Beide Vereine hätten zugestimmt, die Partie schon 22 Stunden nach dem zunächst geplanten Anstoss nachzuholen. Diese Version war schon am Tag zuvor bei der eilig einberufenen Pressekonferenz im Dortmunder Polizeipräsidium bekanntgeworden und von allen Teilnehmern bestätigt worden, auch vom Verein.
(mlu/sda)
Explosionen vor dem Champions-League-Spiel Dortmund – Monaco
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So verlief der Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus 2017
Eigentlich sollte Borussia Dortmund an diesem Abend ein Fussballspiel bestreiten, doch am 11. April 2017 explodierten kurz nach der Abfahrt des Dortmunder Mannschaftscars vom Hotel zum Stadion drei Sprengsätze.
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Die beliebtesten Kommentare
anon
13.04.2017 08:30registriert September 2016
Es braucht Bilder wie BVB-Fans die Monaco-Fans bei sich zuhause aufnehmen und keine Darstellung der Spieler als Opfer. Die Solidarität an diesem Abend war genial! Hier geht es nicht nur ums Geld. Je weniger aus dem Vorfall gemacht wird, desto kleiner ist auch dessen Wirkung.
Auch wenn ich Fussballer generell als plärrende Weicheier wahrnehme, scheint mir dieses Vorgehen typisch für die Managermentalität in den Chefetagen. Geld ist alles, der Mensch zählt nicht.
Ich habe mich noch gewundert. Wie können die Spieler einen Tag nach diesem schockierenden Erlebnis, das Todesängste auslöst, sich auf ein Fussballspiel konzentrieren? 24 Stunden nach diesem extremen Stress sind Körper und Seele noch total erschöpft. Ich verstehe den Ärger der Mannschaft sehr gut. Und was ich die absolute Härte finde, ist, dass die UEFA den neuen Spieltermin ansetzt, ohne die Betroffenen zu fragen, ob sie sich dazu in der Lage fühlen. Das ist menschenverachtend.
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