Da darf man ruhig mal Superlative herausholen. Was Manchester City und Tottenham gestern Abend im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals zeigten, war grandios, bombastisch, episch. 2:2 schon nach elf Minuten, 4:3 am Ende – und ein Treffer in der 93. Minute zum 5:3, der ManCity weitergebracht hätte, durch den VAR annulliert.
Niemand hätte wohl erwartet, dass die Partie in Manchester gleich derart spektakulär wird. Aber die Ausgangslage war vielversprechend, nachdem Tottenham das Heimspiel 1:0 gewonnen hatte und die «Citizens» deshalb siegen mussten. Sie war jedenfalls spannender als der andere Viertelfinal, wo Liverpool mit einer 2:0-Führung im Gepäck nach Porto gereist war.
Und welche Partie zeigte das SRF den Deutschschweizer Zuschauern im Free-TV? Porto gegen Liverpool.
Das sorgte für Unverständnis. Weshalb bloss entschied man sich im Leutschenbach dafür, Reporter Dani Kern ins Estádio do Dragão zu schicken anstatt ins Etihad Stadium, 1500 Kilometer weiter nördlich?
@srfsport Wieso zeigt ihr nicht ManCity? Liverpool ist doch entschieden... @SRF
— André Kaiser 🎗️ (@kaiserkandre) 17. April 2019
#SRF-Griff ins Klo... kontra Porto-Liverpool: weniger spannende Ausgangslage, beide Teams zusammen weniger Qualität als im anderen Spiel, ein Tor von LIV und die Spannung ist im Arsch. pro: Shaqiri zusehen beim Bänkliwärmen #unverständlich
— Florian Brauchli (@FlorianBrauchli) 17. April 2019
Das SRF reagierte noch während der Übertragung auf die Fragen empörter Fussballfans. Die SRG – mit Sendern in der Deutsch-, der West- und der Südschweiz – habe in der Champions League das Recht, jeweils ein Livespiel am Mittwoch auszuwählen und auszustrahlen, schrieb das SRF auf Twitter. Die drei Schweizer Sender hofften natürlich, einen Nati-Star zeigen zu können. «Für das Viertelfinal-Rückspiel zwischen Porto und Liverpool spricht unter anderem der Schweizer Bezug mit Xherdan Shaqiri», heisst es weiter.
(1/3) Zurzeit erreichen uns viele Meldungen bezüglich unserer Wahl des Live-Spiels in der Champions League. Dazu folgende Erklärung: In der UEFA Champions League hat die SRG das Recht, ein Livespiel pro Mittwoch auszuwählen und auszustrahlen.
— SRF Sport (@srfsport) 17. April 2019
(2/3) Um die Zuschauerinteressen aller drei Landesteile zu berücksichtigen, wählen die drei sprachregionalen SRG-Sender SRF, RTS und RSI die Livespiele gemeinsam aus. SRF und die Deutschschweiz haben darum nicht das alleinige Wahlrecht.
— SRF Sport (@srfsport) 17. April 2019
Das wir alle sehen können, wie er auf der Bank sitzt? Dieses Argument zieht nicht.
— Alexander Limacher (@AlexLimacher) 17. April 2019
Ärgerlich für die SRG, dass der Offensivspieler derzeit bei Liverpools Trainer Jürgen Klopp überhaupt keine Rolle spielt. Shaqiri kam auch gestern nicht zum Einsatz, obwohl das Weiterkommen Liverpools früh klar war. Am Ende siegten die «Reds» 4:1 und zogen mit dem Gesamtskore von 6:1 in die Halbfinals ein, wo Lionel Messi und der FC Barcelona warten.
Immerhin sahen die SRF-Zuschauer unmittelbar nach der Live-Partie eine ausführliche Zusammenfassung des Spiels in Manchester. Es war der Service, an den man sich zwischen Romanshorn und Genf jahrelang gewöhnt hatte – bis die SRG im Rechte-Poker nicht mehr mitmachte und gegen den Bezahlsender Teleclub den Kürzeren zog. Blöd nur, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits nach 23 Uhr war, weil die Champions-League-Spiele neuerdings ja noch später (um 21 Uhr statt wie früher um 20.45 Uhr) angepfiffen werden.
4./7./10./11./21.: So schnell wie im Viertelfinal-Rückspiel zwischen #ManchesterCity und #Tottenham fielen in der «Königsklasse» noch nie 5 Treffer. Was für eine Startphase. Hier nochmals im Schnelldurchlauf zum Geniessen ⚽️⚽️⚽️⚽️⚽️ #srffussball #championsLeague pic.twitter.com/IOgcwByGT4
— SRF Sport (@srfsport) 17. April 2019
#Sterling bringt das Stadion in der 93' mit dem vermeintlichen 5:3 zum Beben. Doch die Freude bei #ManCity währt nicht lange. #Agüero hatte kurz zuvor knapp im Abseits gestanden. Das Tor wird vom #VAR aberkannt, die Spurs stehen im Halbfinal. Geht es dramatischer? #srffussball pic.twitter.com/fklksPWT3L
— SRF Sport (@srfsport) 17. April 2019
Die Halbfinals – im anderen trifft Tottenham Hotspur auf Ajax Amsterdam – sind von der UEFA noch nicht terminiert worden. Es ist anzunehmen, dass von beiden Begegnungen je eine Partie an einem Dienstag und die andere an einem Mittwoch stattfindet. So können SRF-Zuschauer von beiden Halbfinals jeweils ein Spiel sehen – und müssen darauf hoffen, dass das Rückspiel, das ihnen gezeigt wird, noch spannend ist.
Ansonsten hilft der Griff zum Portemonnaie, wie ihn sich dieser watson-User gestern im Liveticker des 4:3-Wahnsinns in Manchester überlegte:
Wer das Geld für den Teleclub lieber anderswo ausgeben möchte, der kann sich künftig an Champions-League-Abenden durch die Sender zappen. Gestern übertrug die italienische Rai 1 nämlich Manchester City gegen Tottenham. Und dann gibt es natürlich auch die Möglichkeit, im Internet nach einem illegalen Piraten-Stream zu suchen.