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Zuletzt musste sich Brasilien in der WM-Qualifikation mit zwei Remis gegen Uruguay und Paraguay begnügen. Im zweiten Spiel gelang der Ausgleich erst in der 92. Minute. Im Rennen um die WM-Tickets liegen die Zuckerhut-Fussballer auf Rang 6 – damit würden sie zuhause bleiben.
Brasilien. Das war einmal DIE Fussballnation. Alle wussten: Willst du Weltmeister werden, musst du Brasilien besiegen. Die Samba-Kicker vereinten Spass mit Erfolg. Nur die Seleção qualifizierte sich bisher für alle 20 Weltmeisterschaften. Eine WM ohne Brasilien – undenkbar.
Dazu ein Blick in die jüngere Vergangenheit: 1990 scheiterte die Mission Titel an diesem komischen Caniggia. Wenn ich mich richtig erinnere, war dies die einzige Torchance der Argentinier in jener Partie. Der Rest war ein brasilianischer Sturmlauf.
1994, 1998 und 2002 war Brasilien ebenfalls das Team, das es zu schlagen galt. 1998 gelang dies Frankreich im Final, 1994 und 2002 nicht. Seither träumt der Rekordweltmeister vom «Hexacampeão», dem sechsten WM-Titel.
Doch so sehr die Sehnsucht wächst, so sehr entrückt der Pokal. 2006 war im Viertelfinal Schluss. 2010 in Südafrika ebenfalls. Und 2014 setzte es die legendäre 1:7-Klatsche im Halbfinal gegen Deutschland ab.
Das Mineiraço (Schock von Mineirão, in Anlehnung an das Maracanazo gegen Uruguay im WM-Final 1950) hat tiefe Spuren hinterlassen. Die erste Heimniederlage seit 1975 verletzte die brasilianische Fussball-Seele stark. Zwar gewann die Seleção danach acht Testspiele en suite mit einem Torverhältnis von 18:2 und fertigte dabei unter anderem Argentinien (2:0) und Frankreich (3:1) ab. Die Wunde schien geheilt.
Dann folgte die Copa America.
Brasilien wurstelte sich mit Zittersiegen gegen Peru und Venezuela in die Viertelfinals, scheiterte dort im Penaltyschiessen an Paraguay. Erstmals in der Geschichte der Nation schied die Nationalmannschaft zweimal in Serie an der Kontinentalmeisterschaft bereits im Viertelfinal aus. Die Bilanz in Ernstkämpfen erinnert seit dem 1:7 gegen Deutschland sowieso eher an Schottland als an Brasilien: 4 Siege, 1 Remis, 5 Niederlagen.
Irgendwie erstaunt dies alles nicht. Die Brasilianer sind längst nicht mehr die Taktgeber in grossen europäischen Teams. Als «Superstar» kann man vom aktuellen Team noch Neymar nennen. Der fehlte gegen Paraguay allerdings: Er sammelte zuletzt mehr Karten als Tore.
Klar, da ist immer noch ein Dani Alves, ein Willian, ein Douglas Costa, ein David Luiz (wenn er denn spielt) oder ein Thiago Silva (wenn er denn aufgeboten würde). Das sind alles grossartige Spieler. Aber irgendwie doch nicht die Crème de la Creme. Und in ihren Vereinen sind es nur noch selten die Brasilianer, welche den Unterschied ausmachen.
Ausser Renato Augusto und Gil. Die beiden kicken in der chinesischen Super League. Und eigentlich auch Kaka, aus der Major League Soccer, wenn er sich denn nicht verletzt hätte. Aber nur schon, dass Spieler aus diesen Ligen den Sprung in eine der ruhmreichsten Nationalmannschaften schaffen, gibt zu denken. Carlos Dunga erklärte nach den Wechseln von Diego Tardelli, Everton Ribeiro und Ricardo Goulart in den fernen Osten zwar, dass diese Spieler es sich nicht leichter machen würden, verhindern konnte er die Transfers nicht.
Junge Spieler? Marquinhos (PSG, 21-jährig) könnte ein Grosser werden. Gabriel (FC Santos, 19-jährig) ist der zweite Spieler im Kader unter 24 Jahren. Es macht den Anschein, als würde die einst stolze Fussballnation die Rechnung bezahlen, welche die frühen Wechsel von jungen Spielern nach Europa fordert.
Joga bonito, das können mittlerweile andere besser. Als erstrebenswertes Ziel gelten die Darbietungen von Spanien oder Deutschland. Klar, die WM-Qualifikation in Südamerika ist erst zu einem Drittel vorbei, aber jeder weiss: Ein Spaziergang wie in früheren Jahren wird die Qualifikation nicht. Vielleicht müssen wir uns doch bald damit abfinden: Eine WM ohne Brasilien – das ist möglich.