2009 ist für den Schweizer Fussball ein denkwürdiges Jahr: Die U17-Nati wird in Nigeria Weltmeister.
Es ist eine «neue» U17. Aber schon ihre Vorgänger waren an einem Turnier. Vor zehn Jahren nahm die Schweiz an der U17-EM 2008 in der Türkei teil. Die Junioren unterlagen dem späteren Europameister Spanien 0:2, schlugen Irland 1:0 und verloren gegen den späteren Finalisten Frankreich 0:2.
Was wurde aus den Spielern von damals? Einige des 18er-Kaders schafften es bis ganz nach oben. Andere wurden immerhin Profis. Und einige waren dann als Erwachsene nicht mehr ganz so erfolgreich wie noch als Teenager.
Klub damals: FC Zürich
Klub heute: FC Stäfa
Der Zürcher ist Stammgoalie der U17-Nati, schiesst aber das entscheidende Tor in der EM-Qualifikation, als er gegen Kroatien bei einem Corner kurz vor dem Ende nach vorne stürmt. Beim FCZ setzt sich Borkovic gegen Johnny Leoni und Andrea Guatelli nicht durch, er steht in der U21 in der Erste Liga im Tor. Für Wohlen spielt er drei Mal in der Challenge League, kassiert drei Niederlagen.
Als ihn Zürich später nach Bellinzona ausleiht, spielt er auch dort nicht – weil die Tessiner der Konkurs ereilt. 2014 kehrt Borkovic zurück zum FC Männedorf, wo einst alles angefangen hat. In der Dritten Liga spielt er jedoch nicht mehr als Goalie – sondern auf eigenen Wunsch als Innenverteidiger. Den Feldspieler hatte er ja schon immer im Blut. René Borkovic spielt zum Plausch noch im «Zwei» des FC Stäfa in der Vierten Liga.
Klub damals: SC Freiburg
Klub heute: FC Luftëtari (Albanien)
Eben gerade hat der Goalie seine ersten Europacup-Partien bestritten: In der Qualifikation für die Europa League. Nach einer 0:5-Niederlage im Hinspiel gegen den FK Ventspils wurde Bukovski ersetzt, doch beim 3:3 im Rückspiel verletzte sich sein Stellvertreter und der Schweizer kam zurück ins Tor.
Hrvoje Bukovski hat mit 26 Jahren schon eine bewegte Karriere hinter sich. Von Embrach ging's via Winterthur in den Nachwuchs des SC Freiburg und 18-jährig in jenen der Young Boys. Es folgten der Reihe nach die Stationen: Kriens, Kreuzlingen, Sion, Brühl, Lugano, Wil, Lakatamias (Zypern), Oldenburg und seit dieser Saison nun Luftëtari in der 20'000-Einwohner-Stadt Gjirokastra in Albanien.
Klub damals: GC
Klub heute: FC Lugano
An der U17-EM 2008 bestreitet Daprelà als linker Verteidiger alle drei Spiele und auch danach geht es kontinuierlich bergauf mit dem Stadtzürcher, der bei YF Juventus und GC gross wird. Mit 18 Jahren wechselt er zu West Ham, kommt sieben Mal in der Premier League zum Einsatz. Nach einem Trainerwechsel spielt er in London jedoch nicht mehr, es beginnen Jahre der Wanderschaft in Italien.
Für Brescia, Palermo, Carpi, Chievo Verona und Bari spielt Fabio Daprelà 39 Mal in der Serie A und 118 Mal in der Serie B. 2017 kehrt er in die Schweiz zurück, wo er für den FC Lugano verteidigt.
Klub damals: Lausanne-Sport
Klub heute: FC Porto Lausanne
Der Waadtländer Verteidiger bestreitet an der U17-EM sämtliche Partien als Rechtsverteidiger. Nach einem Abstecher in den Nachwuchs des französischen Klubs Lille beginnt Rochat eine «Tour de Romandie». Er versucht sich bei Sion, Lausanne, Xamax, Yverdon und Nyon. «Mir fehlt nur Servette», sagt er im Sommer 2016 in einem Interview und lacht. Da ist Bigambo Rochat mit 25 Jahren bei Porto Lausanne gelandet, in der Dritten Liga.
Als Lausanne 2010 sensationell in der Europa League antreten darf (der Challenge-League-Klub rückt nach dem 0:6 im Final gegen Basel nach, weil der FCB als Doublegewinner in der Champions League antritt), spielt der 19-jährige Rochat in fünf der sechs Partien. Im Rückblick sind diese Spiele die Höhepunkte seiner Karriere.
Klub damals: FC St.Gallen
Klub heute: Borussia Mönchengladbach
Der Verteidiger legt eine Bilderbuch-Karriere hin, in der es beständig aufwärts geht. Lang spielt er von der U16 bis zur U20 in allen Nachwuchs-Natis und hat aktuell 27 A-Länderspiele mit der WM-Teilnahme in Russland auf dem Buckel.
Als er 2008 an der U17-EM teilnimmt, kann er bereits vier Super-League-Einsätze vorweisen. Das St.Galler Talent wechselt zu GC, wo es Cupsieger wird und weiter nach Basel. Nach zwei Meistertiteln und einem Cupsieg folgt mit 27 Jahren Langs Transfer in die Bundesliga zu Borussia Mönchengladbach.
Klub damals: FC Zürich
Klub heute: FC St.Gallen
Gemeinsam mit dem ein Jahr älteren Bruder Raphael stösst der Solothurner Philippe Koch im Sommer 2007 zum FC Zürich. Beide setzen sich dort durch, aber Philippe macht die grössere Karriere.
Mit dem FCZ wird der junge Verteidiger 2009 Schweizer Meister, in der Gruppenphase der Champions League spielt er in sämtlichen sechs Spielen gegen Real Madrid, Milan und Olympique Marseille durch. Nach mehr als 200 Spielen verlässt Philippe Koch nach dem Abstieg den FC Zürich und bestreitet eine Serie-B-Saison im norditalienischen Novara, ehe er 2017 in die Schweiz zurückkehrt. Seither verteidigt er für den FC St.Gallen.
Klub damals: YB
Klub heute: FC Solothurn
Bei YB und Lugano schafft Ukoh den Sprung ins Super-League-Kader nie. Es muss dem Mittelfeldspieler deshalb wie ein Märchen vorkommen, als sich Ende 2014 der nigerianische Verband bei ihm meldet. Ukoh, der in der Challenge League für den FC Biel spielt, soll Nationalspieler der «Super Eagles» werden. Der damals 22-Jährige schlägt zu und bestreitet am 11. Januar 2015 sein erstes Länderspiel für den amtierenden Afrikacup-Sieger Nigeria, ein 0:1 gegen die Elfenbeinküste. Es folgten weitere Teileinsätze, doch als im Sommer der Vertrag mit Trainer Stephen Keshi nicht erneuert wird, findet Ukoh unter seinen Nachfolgern keinen Platz mehr im Kader.
Als Biel im Sommer 2016 das Geld ausgeht und der Klub konkurs geht, steht Ukoh kurz ohne Klub da. Danach wechselt er in die Erste Liga zum FC Solothurn.
Klub damals: FC Thun
Heute: FC Münsingen
Sein Bruder schafft den Schritt zum «richtigen» Profi: Michael Frey, aktuell Stürmer beim FC Zürich. Dem drei Jahre älteren David bleibt dies verwehrt.
In Münsingen beginnt die Laufbahn, die ihn erst nach Thun führt und dann zu YB. Nach der erneuten Rückkehr zum FC Thun bestreitet David Frey neun Super-League-Partien und kommt auf Einsätze in der Europa-League-Qualifikation. 2014 kehrt er dennoch zum FC Münsingen in die Erste Liga zurück und 2016 nimmt er sich eine fussballerische Auszeit. Frey ist gemäss SFV-Auskunft nach wie vor für Münsingen spielberechtigt.
Klub damals: FC Basel
Klub heute: FC Basel
An der EM 2016 kommt es zu einer denkwürdigen Begegnung: Granit Xhaka trifft im Startspiel mit der Schweiz auf Bruder Taulant, der für Albanien aufläuft. Damit ist auch schon gesagt, dass es für «Tauli» nicht ganz so weit hinauf geht wie für den jüngeren Granit. Doch auch er legt eine bis dato schöne Karriere hin.
Mit Ausnahme einer eineinhalbjährigen Ausleihe an GC verbringt Taulant Xhaka seine Karriere beim FC Basel. Mit ihm wird der Defensivspieler, der sich in jungen Jahren den Ruf eines Heisssporns erarbeitet, fünf Mal Meister und er spielt in der Champions League.
Klub damals: Lausanne-Sport
Klub heute: FC St.Gallen
Eigentlich ist der Stürmer noch in der U16, doch weil er so ein grosses Talent ist, spielt er schon in der Nati der ein Jahr Älteren. Er ist als einziger der U17-EM-Teilnehmer 2008 auch im Jahr darauf dabei, als die Schweiz den WM-Titel erringt.
Dieses Etikett «U17-Weltmeister» haftet Nassim Ben Khalifa, damals an der WM einer der herausragenden Spieler, bis heute an. Und er kann wohl nie mehr das erreichen, was man sich von ihm erhofft hat. Als junger GC-Spieler hat er Erfolg, doch ein Wechsel nach Wolfsburg bringt ihn nicht weiter. Es folgen Ausleihen und Wanderjahre: Nürnberg, YB, nochmals GC, Eskisehirspor, Mechelen, nochmals Lausanne und seit 2017 stürmt Ben Khalifa für St.Gallen.
Klub damals: FC Zürich
Klub heute: VfL Wolfsburg
58 A-Länderspiele sprechen eine deutliche Sprache: Der in Winterthur aufgewachsene Angreifer hat es geschafft. Als junger Ergänzungsspieler wird er 2009 mit dem FC Zürich Meister, danach wird er Stammspieler und für die Nati aufgeboten.
2012 unterschreibt Mehmedi einen hochdotierten Vierjahresvertrag bei Dynamo Kiew. Nach einer Saison wird er an den SC Freiburg verliehen, wo er stark spielt, oft trifft und so einen wesentlichen Anteil am Klassenerhalt hat. Als es im folgenden Jahr trotzdem runter geht, wechselt Admir Mehmedi zu Bayer Leverkusen, schiesst in elf Champions-League-Einsäzen fünf Tore. Anfang 2018 zieht es ihn zum nächsten Werksklub nach Wolfsburg, wo sein Kontrakt bis 2022 gilt.
Klub damals: Lausanne-Sport
Klub heute: Lausanne-Sport
Als zentraler Mittelfeldspieler ist Pasche an der U17-EM 2008 gesetzt. Ein neuer Ciriaco Sforza wird aus ihm zwar nicht, seine Nati-Karriere endet in der U20. Aber Alexandre Pasche legt eine Profi-Karriere mit bis heute rund 300 Einsätzen hin.
Für Lausanne, Servette und YB spielt er in der Super League und Challenge League. Wie Bigambo Rochat ist auch er 2010 ein Lausanne-Spieler, der in der Europa League dabei sein darf.
Klub damals: YB
Klub heute: SCI Esperia 1927
Der Berner kommt im Mittelfeld in allen drei Spielen der U17-EM zum Einsatz. Das Turnier wird zu einem Karriere-Höhepunkt, denn so hoch hinaus wie mancher Teamkollege schafft es Dürig nicht.
Vom YB-Nachwuchs wechselt er 2010 zum FC Münsingen, wo er vier Saisons lang aktiv ist. Laut transfermarkt.ch heisst die nächste Station dann Ostermundigen – der Berner Vorortklub spielt in der Zweiten Liga. Aktuell ist Dürig für den SCI Esperia 1927 gemeldet, einen italienisch geprägten Klub in Bern, dessen Mannschaft in der Vierten Liga spielt.
Klub damals: FC Zürich
Heute: vereinslos
Der Mittelfeldspieler aus Biel schafft den Übergang vom Junioren- zum Erwachsenenfussball nicht wunschgemäss. Das höchste der Gefühle sind acht Einsätze in der Ersten Liga.
Vom Nachwuchs des FC Zürich wechselt Sabedini zu den unterklassigen Zürcher Klubs Red Star und FC Kosova, sein Spielerpass wird im Januar 2017 abgemeldet.
Klub damals: FC Basel
Klub heute: FC Liverpool
An der U17-EM 2008 stehen dem Wirbelwind noch andere vor der Sonne: Shaqiri wird in allen drei Partien eingewechselt. Doch in der Folge macht er die grösste Karriere von allen. Schon als 18-Jähriger wird Xherdan Shaqiri für die A-Nati aufgeboten und nimmt an der WM 2010 teil. Seither ist er 74 Mal für die Schweiz aufgelaufen und hat dabei 21 Tore erzielt.
Nach zahlreichen Titeln mit dem FC Basel wechselt er zu Bayern München, wo er 2013 Teil der Mannschaft ist, die das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League gewinnt. Eine Ausleihe zu Inter Mailand ist weniger erfolgreich, danach folgt 2015 der Wechsel in die Premier League. Am Ende von drei Saisons mit Stoke City steigt Shaqiri ab – doch persönlich steigt er auf. Er unterschreibt im Sommer 2018 für fünf Jahre beim FC Liverpool und trifft in seinem ersten Spiel für die «Reds» mit einem herrlichen Fallrückzieher.
Klub damals: FC Lugano
Klub heute: FC Wohlen
In der letzten Super-League-Runde der Saison 2008/09 läuft zwischen Sion und Bellinzona die Nachspielzeit, als die Tessiner noch einmal wechseln: Jungspund Stefano Milani kommt für den grossen Mauro Lustrinelli. Eine Minute später ist das Spiel vorbei, es endet 2:2 und vorbei ist es auch mit Milanis Karriere in der Super League.
Der Tessiner kann jedoch eine respektable Laufbahn in der Challenge League vorweisen. Auf zweithöchster Stufe verteidigte er für Locarno, Wil, Wohlen und Winterthur. Seit dieser Saison ist er zurück beim FC Wohlen, nun in der Promotion League.
Klub damals: YB
Klub heute: FC Breitenrain
Mit dem FC Köniz wirft Defensivspieler Rebronja 2015 das ruhmreiche GC aus dem Cup und zieht mit dem Promotion-League-Klub nach einem weiteren Sieg bis in die Viertelfinals ein. Abgesehen von den Spielen mit den Schweizer Nachwuchs-Nationalteams (und einem in der U21 von Montenegro) ist der Erfolg über die Grasshoppers wohl der Karriere-Höhepunkt.
Abgesehen von einer gut halbjährigen Ausleihe an den FC Gossau spielt Dino Rebronja immer im Grossraum Bern. Für YB, Thun, Breitenrain, Köniz, Düdingen und seit Anfang Jahr wieder für Breitenrain in der Promotion League.
Klub damals: FC St.Gallen
Klub heute: USV Eschen-Mauren
Spötter würden davon reden, dass dem Stürmer ein Transfer ins Ausland gelungen ist. Die nüchterne Sichtweise sagt, dass es sich dabei jedoch bloss um den USV Eschen-Mauren handelt, einen Liechtensteiner Klub in der Schweizer Ersten Liga. Dort ist Sven Lehmann seit dem vergangenen Sommer aktiv.
2010 sorgt er bei einem seiner ersten Einsätze für den FC St.Gallen dafür, dass der sich nicht im Cup gegen Flawil blamiert. Sein Treffer zum 2:1 in der 99. Minute wird zum Türöffner für den 5:1-Sieg beim Unterklassigen. Doch richtig Fahrt nimmt die Karriere bei den «Espen» nicht auf, auch nicht, als diese für ein Jahr in die Challenge League müssen. Über Winkeln und Gossau landet Lehmann im Fürstentum.
Der Trainer des U17-Teams von 2008 betreut schon seit 1999 Schweizer Nachwuchs-Nationalteams. Aktuell ist Yves Debonnaire, ein mittlerweile 61-jähriger Waadtländer, gemeinsam mit Heinz Moser für die U18-Nati verantwortlich.
Torschützenkönig der U17-EM 2008 wird Frankreichs Yannis Tafer. Der Stürmer schiesst auch beim 2:0 gegen die Schweiz beide Treffer – und wechselt später in dieses Land. 2012 kommt Tafer von Olympique Lyon zu Lausanne, seit 2014 stürmt er für den FC St.Gallen.
Zum besten Spieler des Turniers wird der Serbe Danijel Aleksic gewählt. Auch er ist in der Schweiz bestens bekannt: Von 2015 an spielt er während dreieinhalb Jahren für den FC St.Gallen, ehe es ihn auf diese Saison hin zu Yeni Malatyaspor in die Türkei zieht.