Das lange Warten hatte gestern Sonntag endlich ein Ende: Die Glasgow Rangers sind erstmals seit 2011 wieder schottischer Meister. Der Rekordmeister holte seinen 55. Titel nach einer Pause von exakt 9 Jahren, 9 Monaten und 20 Tagen vorzeitig, weil der ewige Erzrivale Celtic bei Dundee United nicht über ein 0:0 hinauskam. Bereits am Samstag hatte das Team von Liverpool-Legende Steven Gerrard mit dem 3:0 über St.Mirren den Grundstein dafür gelegt, die Titelserie von Stadtrivale Celtic nach neun Meisterschaften endlich zu beenden.
💙 Goodnight from the Champions.
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Für die Mannschaft mit dem Schweizer Stürmer Cedric Itten ist die erste Meisterschaft nach der Insolvenz 2012 und dem Sturz in die Viertklassigkeit eine grosse Erlösung. 2016 waren die «Gers» in die Scottish Premier League zurückgekehrt, die Rückkehr an die Spitze des schottischen Fussballs bewerkstelligte in den letzten drei Saisons schliesslich der frühere Liverpooler Captain Steven Gerrard als Trainer.
Gerrard und seine Mannschaft feierten die Titelerlösung etwas früh, dafür völlig abgeschottet von den Fans in den Katakomben des Ibrox-Stadiums. Nach dem samstäglichen 3:0 sprinteten die Spieler nach dem Schlusspfiff nur kurz zu den Fans an den Absperrgittern, um sich für die Unterstützung von ausserhalb zu bedanken. In der Kabine gab es dann kein Halten mehr, obwohl der 55. Titel noch nicht ganz in trockenen Tüchern war. Die beste Showeinlage zeigte dabei Trainer Gerrard, der bäuchlings als «Diver» über den biernassen Kabinenboden schlitterte.
Gerrard absolutely loving it, superb man 😂 pic.twitter.com/UNFG1VcQ2e
— 55_Cartel (@Pena_Cartel) March 6, 2021
Trotz Verbots wegen der Corona-Pandemie hatten sich am Samstag tausende Fans vor dem Ibrox-Stadion versammelt und ausgelassen mit bengalischen Fackeln gefeiert. Die Polizei drückte beide Augen zu, Trainer Gerrard grüsste den Anhang aus einem gekippten Kabinenfenster und ermahnte sie, «demütig» zu bleiben und auf sich aufzupassen.
Doch das nützte wenig. Die euphorisierten Fans zogen weiter in die Innenstadt, wo sie den George Square in Beschlag nahmen. Der Alkohol floss in Strömen, die Hemmungen und immer mehr Schutzmasken fielen. Auch am Sonntag gingen die Feierlichkeiten in der Innenstadt unentwegt weiter.
Der Team-Arzt der Rangers, Dr. Andrew Mackay, ging deshalb hart mit den Anhängern ins Gericht und bezeichnete die Titelparty als «verantwortungslose Feier»: «Sehen die das Zeug in der Luft? Das ist aerosolisiertes rot-weiss-blaues Sars-CoV-2», sagte er über den durch Fackeln hell erleuchteten Glasgower Nachthimmel. «Ich bin gespannt auf den Anstieg der Fallzahlen in ein paar Tagen.»
Gemäss der «Glasgow Times» wurde nur eine «kleine Anzahl» von Fans bei den Feierlichkeiten im Stadtzentrum festgenommen, die Polizei verhängte dafür mehrere Geldstrafen. Die schottische First Minister Nicola Sturgeon bat am Abend die Rangers, ihre Fans doch bitte nach Hause zu schicken. «Ich teile den Ärger des Volkes. Wir alle haben im vergangenen Jahr so viele Opfer gebracht, und dass wir jetzt zusehen müssen, wie eine Minderheit unsere Fortschritte aufs Spiel setzt, ist ärgerlich und schändlich. Es ist zutiefst unfair gegenüber dem ganzen Land», twitterte sie.
I share folks’ anger at this. Everyone has made so many sacrifices in the past year & seeing a minority risk our progress is infuriating & disgraceful. It is deeply unfair to the entire country, and the police have a hard enough job already. Please ask fans to go home @RangersFC https://t.co/haH5DAzhIh
— Nicola Sturgeon (@NicolaSturgeon) March 7, 2021