Fast wie an der ZDF-Torwand. Dort heisst es «drei unten, drei oben», hier heisst es «einer unten, einer oben».Bild: epa
Unvergessen
Weniger synchron geht nicht – zwei Russen auf Goldkurs, aber einer bleibt auf dem Brett
19. März 2007: Die russischen Turmspringer Gleb Galperin und Aleksandr Dobroskok sind an der WM auf Goldkurs. Bis Dobroskok nicht los springt, sondern stehen bleibt. Statt auf dem ersten landet das Duo auf dem letzten Platz.
Aleksandr Dobroskok und Gleb Galperin greifen an der WM 2007 in Melbourne nach der Goldmedaille. Drei von sechs Sprüngen vom 3-Meter-Brett sind absolviert, die beiden Russen führen im Synchron-Wettkampf.
Doch was sie im vierten Durchgang zeigen, ist alles andere als synchron. Einer der beiden erinnert viel mehr an einen Prahlhans in der Badi, der schon seit einer halben Stunde auf dem Sprungbrett steht und ankündigt, «jetzt aber wirklich gleich» einen Salto zu zeigen. Während Galperin den geplanten Sprung zeigt, hüpft Dobroskok zwar zunächst nach oben. Doch anstatt zu springen, landet er wieder auf dem Brett.
Null Punkte. Die Medaille ist futsch, das russische Duo wird vom ersten auf den letzten Platz durchgereicht. Da spielt es gar keine Rolle mehr, dass sich die Szene – so unglaublich das scheinen mag – im sechsten und letzten Durchgang wiederholt. Wieder zeigt sich Dobroskok akut wasserscheu und bleibt wie angewurzelt stehen. Möglicherweise hat ihn ein halbstündiger Stromausfall in der Halle, zwischen dem dritten und vierten Durchgang, aus dem Konzept gebracht.
Das Drama in Bildern
Eigentlich könnten sie es ja: Aleksandr Dobroskok und Gleb Galperin synchron auf dem Weg zur Führung nach drei von sechs Sprüngen.Bild: EPA
Dann der vierte Sprung: Während Gleb Galperin schon durch die Luft wirbelt, entscheidet sich Aleksander Dobroskok spontan dazu, wieder auf dem Brett zu landen.Bild: EPA
Einer unten, einer oben: Synchron ist anders.Bild: AP
«Huch, das ist aber hoch!», drückt Dobroskoks Körpersprache aus.Bild: AP
Kein Wunder, dass Galperin in der Luft derartige Grimassen schneidet.Bild: EPA
Der Blick zum Kumpel. In Dobroskoks Gesicht lesen wir seine kaum druckreifen Gedanken, die wir mal so zusammenfassen: «Oh oh, was hält Gleb wohl von meiner Aktion?!»Bild: EPA
Dobroskok weiss: Für diese Darbietung gibt es vom Mami kein Cornet.Bild: AP
Nein, kein anderer Blickwinkel, sondern ein anderer Sprung. Im sechsten Durchgang bleibt Dobroskok wiederum lieber auf dem Brett, als dass er sich nass macht.Bild: EPA
Ein Schrecken, aber nicht das Ende der Medaillenträume für Galperin
Eine Woche später holen Galperin/Dobroskok beim Sychnronspringen vom 10-Meter-Turm immerhin WM-Silber. Und trotzdem ist Aleksandr Dobroskok unglücklich: Gleb Galperin hat ihn ausgetauscht, die Medaille holt er mit Aleksandrs Bruder Dmitriy Dobroskok.
Galperin trat gelöst zu diesem Wettkampf an. Tags zuvor hatte er – um ganz auf Nummer sicher zu gehen – auf sämtliche Dobrokoks verzichtet und solo WM-Gold im Turmspringen gewonnen.
Unvergessen
In der Serie «Unvergessen» blicken wir am Jahrestag auf ein grosses Ereignis der Sportgeschichte zurück: Ob hervorragende Leistung, bewegendes Drama oder witzige Anekdote – alles ist dabei.
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