Der Auftakt in die K.o.-Phase der Fussball-WM 2018 in Russland hält gleich einen Knaller bereit. Am Samstag um 16 Uhr trifft in Kasan der zweifache Weltmeister Argentinien (1978/1986) auf Frankreich, den Champion von 1998.
Die Affiche ist eines, was die beiden Teams bislang an diesem Turnier gezeigt haben, das andere. Insbesondere Argentinien hat enttäuscht. Der heftig kritisierte Trainer Jorge Sampaoli hat es (noch) nicht geschafft, seine hochkarätig besetzte Offensive richtig zu ordnen. Immerhin legte sein Team im entscheidenden Moment eine Steigerung hin. Nach dem 1:1 gegen Island und der 0:3-Niederlage gegen Kroatien schlug Argentinien in einem «Jetzt oder nie»-Match Nigeria 2:1. «Meine Spieler spielten mit Herz, sie sind wahre Rebellen», lobte Sampaoli. «Der Grund für diesen Sieg ist, dass sie von sich überzeugt waren, dass sie wussten, dass sie exzellente Fussballer sind.»
Die Franzosen waren nach einem 2:1-Sieg gegen Australien und einem 1:0-Erfolg gegen Peru bereits vor dem letzten Gruppenspiel für die Achtelfinals qualifiziert. Weil dem Gegner Dänemark für das Weiterkommen ein Unentschieden reichte, einigten sich die Teams auf ein 0:0, das erste torlose Spiel dieser WM.
«Wir wollten Erster werden und mussten dafür nichts riskieren», begründete Didier Deschamps, der Trainer der «Equipe Tricolore». Auf sechs Positionen hatte er im Vergleich zur Partie gegen Peru sein Team verändert. Die mit einer Verwarnung vorbelasteten Paul Pogba, Corentin Tolisso und Blaise Matuidi schonte er, im Tor feierte der 33-jährige Steve Mandanda sein Debüt an einer Endrunde.
Vor der WM wurde von der französischen Offensive in den höchsten Tönen geschwärmt. In Russland kam sie aber in drei Spielen nicht auf Touren. Olivier Giroud war wirkungslos, EM-Torschützenkönig Antoine Griezmann gemessen an den Ansprüchen enttäuschend.
Und nun? Trifft Frankreich auf einen der besten Spieler in der Geschichte dieses Sports. «Messi wartet auf ‹Les Bleus›», titelt die französische Sportzeitung «L'Equipe». Der hochgelobte Lionel Messi gibt weiterhin alles dafür, mit dem Nationalteam endlich auch erfolgreich zu sein wie mit dem FC Barcelona. Gegen Nigeria schoss er das 1:0, das zunächst für einen gesunden Puls bei 44 Millionen Argentiniern sorgte.
Nach dem zwischenzeitlichen Penalty-Ausgleich der Afrikaner dauerte es dann aber bis zur 86. Minute, ehe Marcos Rojo zum 2:1 traf. «Wir haben viel leiden müssen, waren in einer schwierigen Situation», sagte Lionel Messi hinterher. «Dieses Tor war eine gewaltige Erlösung.»
Messi sprach auch schon über den Achtelfinal-Gegner. «Wir haben jedes Spiel der Franzosen gesehen, wir haben überhaupt jede WM-Partie angeschaut. Frankreich ist ein sehr gutes Team mit technisch guten Spielern und mit sehr schnellen Akteuren, die für den Unterschied sorgen können.»
Es werden sich also zwei Teams begegnen, die im bisherigen Turnierverlauf nicht überzeugen konnten. Während man den Eindruck hat, dass von Argentinien auch nicht mehr kommt, scheinen die Franzosen wenigstens Luft nach oben zu haben. Wie sehr sich der grosse Titelfavorit tatsächlich zu steigern vermag, ist aber ungewiss. Gewiss ist nur eines, nämlich das, was Didier Deschamps mit Verweis auf die K.o.-Phase sagt: «Jetzt beginnt ein neues Turnier.» Und das wiederum spricht nicht nur für die Franzosen, sondern auch für die vom ärgsten Druck befreiten Argentinier.
Bei Argentinien sehe ich sehr viele Einzelspieler, aber nur vereinzelt ein schnörkelloses Zusammenspiel. Mal schauen, ob den Franzosen die "Ausruhtaktik" im 3. Spiel nützt.