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Champions League: YB ist gefangen im Niemandsland

YB's soccer players, from left, Thorsten Schick, Leonardo Bertone, Djibril Sow, Sandro Lauper, Loris Benito and Guillaume Hoarau look desapointed after loosing the UEFA Champions League group sta ...
Chancenlos: Die Young Boys verlieren in Turin mit 0:3.Bild: KEYSTONE
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YB ist gefangen im Niemandsland

Zwei Spiele, null Tore, null Punkte, aber ganz viel Ernüchterung: Das ist die Zwischenbilanz von YB in der Champions League. Die internationalen Auftritte stehen in starkem Kontrast zur Dominanz in der nationalen Meisterschaft.
03.10.2018, 08:4903.10.2018, 09:39
Ralf Meile
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Eine Tabelle lügt nicht. Nüchtern bilden Zahlen, schön in Kolonnen geordnet, die Wahrheit ab. Aber welche Wahrheit sehen wir, wenn wir die Zahlen der Berner Young Boys studieren?

9-0-0 lautet eine Zahlenreihe.
0-0-2 eine andere.

32:6 lautet eine andere Zahlenreihe.
0:6 eine andere.

In der Super League nimmt YB die Rolle des dominierenden Herrschers ein. Zwölf Punkte Vorsprung nach dem ersten Viertel der Saison! In der Champions League hingegen sind die Gelb-Schwarzen bei ihrer ersten Teilnahme wortwörtlich junge Buben, noch grün hinter den Ohren.

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Champions League

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tabellen: srf

Beide Tabellen zeigen die Wahrheit. Denn wer behauptet denn, dass es davon nur eine gibt? YB ist gefangen im Niemandsland: Zu gut für die Schweiz, chancenlos in der Königsklasse. Bei den beiden 0:3-Niederlagen gegen Manchester United und Juventus Turin war nur eine ordentliche halbe Stunde dabei, die erste gegen die Engländer.

Wirklich überraschend sind die zwei klaren Niederlagen nicht. Manchester United ist trotz momentaner Krise einer der grössten Klubs der Welt und für Juventus gilt das genauso, seit dem Kauf des fünffachen Weltfussballers Cristiano Ronaldo noch viel mehr. Und fehlt der Portugiese wie gestern, dann bucht halt Paulo Dybala einen Hattrick. Marktwert: 110 Millionen Euro.

Geld schiesst nicht immer automatisch auch Tore. Aber das ist dann halt schon eine ganz andere Welt.

Juventus forward Paulo Dybala holds the ball after scoring a hat trick at the end of the Champions League, group H soccer match between Juventus and Young Boys, at the Allianz stadium in Turin, Italy, ...
Nach dem Hattrick gehört der Ball ihm: Paulo Dybala.Bild: AP

Deshalb ist das vorherrschende Gefühl nicht Enttäuschung, sondern Ernüchterung. Klar, vor dem Start zur Champions League wussten alle, dass YB es vermutlich sehr schwer haben wird. Aber Wissen blendet ein Fussballfan gerne aus und gewährt stattdessen der Hoffnung ganz viel Raum. «Schliesslich schaffte der FC Basel ja auch immer wieder grosse Coups», denkt er sich dann, erinnert sich an die vielen «magischen Nächte» und vergisst, dass er sich da nur an einen kleinen Teil der Champions-League-Spiele des FCB erinnert.

Denn die Wahrheit ist, dass die Sternstunden des FCB eben genau deshalb als Sternstunden gelten, weil sie nicht alltäglich waren. So gab es im Herbst vor zwei Jahren vier Niederlagen und zwei Unentschieden gegen Ludogorez Rasgrad. Darüber spricht angesichts der erfolgreicheren Kampagnen niemand.

YB wird in der Champions League nach der Gruppenphase ausscheiden. Aber die Berner und ihre Anhänger dürfen weiterhin davon träumen, auch für eine Schweizer Fussball-Sternstunde zu sorgen. Noch vier Chancen haben die Young Boys – und sonst kommen nächste Saison weitere hinzu. Denn der Blick auf die andere Tabelle ist das Erfreuliche an ihrem Leben im Niemandsland: Es müsste schon mit dem Teufel zu und her gehen, wenn der Titelverteidiger nicht zum zweiten Mal in Folge Meister wird.

Die YB-Noten zum Juventus-Spiel

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Die YB-Noten zum Juventus-Spiel
David von Ballmoos – Note 4: Paulo Dybala bezwingt ihn gleich dreimal. Nur beim zweiten Treffer macht von Ballmoos keine gute Figur. Verzeichnet auch vier Paraden.
quelle: epa/ansa / andrea di marco
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quelle: keystone / peter klaunzer
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Video: srf/SDA SRF

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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Amboss
03.10.2018 09:20registriert April 2014
Der Kommentar ist sicher treffend, aber ja auch nichts Neues. Basel war ja auch jahrelang in diesem Niemandsland.
Erschwerend kommt für YB dazu, dass die CL jetzt eine andere ist. Basel hatte immer noch ein Team mow auf Augenhöhe in der Gruppe, zB Rasgrad, Cluj, Bukarest, Moskau.
D.h Rang 3 war immer durchaus realistisch, was jetzt definitiv nicht der Fall ist.

Nun, irgendwie muss man einfach damit leben. Ist einfach das Los einer kleinen Liga in der aktuellen Struktur des Clubfussballs.
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Max Dick
03.10.2018 09:06registriert Januar 2017
Dass YB in dieser Gruppe 2. wird durfte man wohl nichteinmal träumen. YB hat nun gegen die beiden Favoriten brutales Lehrgeld bezahlt und kann nun versuchen gegen Valenzia im Kampf um den 3. Platz die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Klar - auch Valenzia ist haushoher Favorit gegenüber YB. Aber jetzt mal schauen, verlieren kann man nicht viel.
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pun
03.10.2018 10:14registriert Februar 2014
Ich verstehe es nicht ganz. Jeweils 0:3 gegen ManU und Juve zu verlieren ist doch keine Ernüchterung sondern schlicht und einfach Normalfall. Soweit ich das mitgeschnitten habe, hatten aber die Fans ein riesiges Fest und manche Spieler die Gegner ihres Lebens. Ist jetzt also wirklich kein Weltuntergang.

Spannend würde es, wenn der Schweizer Meister mal wieder in der Europa League spielen und da was reissen würde. In der CL ist logischerweise früh Schluss.
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