Was bringt die neue Töffsaison, die am 8. März mit dem GP von Katar beginnt? Die offiziellen Tests im andalusischen Jerez liefern auf diese Frage nun erste Antworten. Während drei Tagen sind die Karten bei besten Bedingungen (Sonnenschein, 22 Grad) erstmals auf den Tisch gelegt worden. Drei Fragen interessieren aus Schweizer Sicht.
Zu den Titelanwärtern gehörte er mit Ausnahme von 2018 (seine einzige MotoGP-Saison) seit seinem Einstieg in die Moto2-WM eigentlich jedes Jahr. Aber der grosse Favorit war er nie.
Nun hat er die ersten Saisontests in noch nie gesehener Art und Weise dominiert. So überzeugend ist er nicht einmal vor seiner Weltmeistersaison 2005 (125 ccm) aufgetreten.
An den ersten zwei Tagen hat er Renndistanzen mit konstant schnellen Rundenzeiten abgespult und am letzten Tag schliesslich die absolute Bestzeit herausgefahren. Er sagt zwar, diese Bestzeit habe für ihn keine Rolle gespielt. Es sei in erster Linie um Konstanz auf hohem Niveau gegangen. Doch das stimmt natürlich nicht. Ein Ausrufezeichen zu setzen und die Konkurrenz «einzuschüchtern», ist im Hinblick auf die neue Saison wichtig. Ein Titelkampf wird immer auch im Kopf entschieden. Und er gesteht denn auch, dass er am Schluss doch noch die weichen Reifen aufziehen liess, die es für eine Bestzeit einfach braucht.
Nach diesen ersten aussagekräftigen Tests zeichnet sich ab: In seiner 18. GP-Saison wird der Emmentaler dazu in der Lage sein, gegen Herausforderer Rennen zu gewinnen, die zehn und mehr Jahre jünger sind. Dazu kommt die Erfahrung, die es einfach braucht, um die längste WM der Geschichte (erstmals 20 Rennen) durchzustehen.
Kein anderer Fahrer hat diese Kombination aus Speed und Routine. Der alte Mann und sein Töff stehen vor einem goldenen Karriere-Herbst und Tom Lüthi ist auf weiter Flur der einzige Schweizer mit Aussichten auf Lob und Preis, Ruhm und Ehr.
Er hat das Herz eines Löwen und so viel Talent wie Tom Lüthi. Aber der Zürcher ist mit 181 Zentimetern und 73 Kilo zu gross und zu schwer für regelmässige Spitzenklassierungen in der Moto2-Klasse. Tom Lüthi ist 9 Zentimeter kleiner und rund 9 Kilo leichter. Wo es um Tausendstel einer Sekunde geht, zählt jedes Kilo, das heruntergebremst und beschleunigt werden muss. Kein Zufall, dass Jesko Raffin bisher in Philip Island, einer «flüssigen» Strecke ohne «Stopp & Go»-Kurven, sein bisher bestes Resultat herausgefahren hat (4.). Eigentlich ist er von seiner Figur her ein Fahrer für die Königsklasse MotoGP.
Sein Vertrag beim Team des Holländers Jarno Janssen (NTS) läuft zwei Jahre und in dieser Zeit wird erwartet, dass er sich zu einem soliden «Top Ten-Piloten» entwickelt. Er ist bei den Tests an den ersten zwei Tagen durch zwei Stürze durchgeschüttelt worden (er blieb unverletzt), erholte sich davon am letzten Tag nicht mehr und klassierte sich am Ende lediglich als 26. von 29. Fahrern. Er verlor auf Tom Lüthi 1,811 Sekunden. Sein Fazit: «Ich muss die Reset-Taste drücken …».
Das wird ihm gelingen. Aber eben: für Spitzenklassierungen wird es nicht reichen. Das erste Ziel muss sein, erst einmal wieder schneller zu sein als sein Teamkollege Bo Bendsneyder, der in Jerez als 15. auf Tom Lüthis Bestzeit bloss 0,828 Sekunden verloren hat. Letzte Saison hat Jesko Raffin bei seinen Einsätzen als Ersatzfahrer den Holländer regelmässig hinter sich gelassen.
Tom Lüthis Freund und Manager Daniel M. Epp kümmert sich zwar ein wenig um diese Karriere und der Jungstar kann vom Netzwerk des «Lüthi-Clans» und einer Rundumbetreuung profitieren. Aber erst einmal muss er sich von seinen «Helikopter-Eltern» lösen und eine eigenständige Persönlichkeit entwickeln. Was nicht einfach sein wird. Papa oder Mama wollen bei sämtlichen Rennen dabei sein.
Jason Dupasquier wird glücklich sein, wenn er in seiner ersten Moto3-Saison in die WM-Punkte (Platz 1 bis 15) fährt. Seine Resultate bei den Tests in Jerez sind ernüchternd: drittletzter von 31 Fahrern. Am dritten Tag verzichtete der GP-Neuling, der jeden Kilometer mit dem Rennbike auf der Rennpiste braucht, auf die letzte Testeinheit. Die Begründung: Er sei müde. Er ist zweieinhalb Wochen vor dem Saisonstart ganz offensichtlich nicht fit. Die Vorbereitung im Winter hat er nach einem Fitnessprogramm absolviert, das sein Vater Philippe – ein ehemaliger Rennfahrer – zusammengestellt hat.
Wenn aus dieser vielversprechenden Karriere tatsächlich etwas werden soll, dann müssen erst einmal die Hausaufgaben gemacht werden. Dazu gehört die Fitness. Gut läuft der Vertrag mit dem deutschen Prüstel-Team zwei Jahre. Es bleibt also genügend Zeit für die dringend notwendigen Korrekturen.
1. Tom Lüthi (Sz), Kalex, 1:40,326.
2. Marco Bezzecchi (It), Kalex, 0,122 Sek. zur.
3. Nicolo Bulega (It), Kalex, 0,335.
4. Tetsuta Nagashima (Jap), Kalex, 0,344.
5. Aron Canet (Sp), Speed Up, 0,384.
6. Xavi Vierge (Sp), Kalex, 0,450.
7. Jorge Navarro (Sp), Speed Up, 0,483.
8. Fabio Di Giannantonio (It), Speed Up, 0,490.
9. Remy Gardner (Aus), Kalex, 0,522.
10. Jorge Martin (Sp), Kalex, 0,581.
ferner: 26. Jesko Raffin (Sz), NTS, 1,811.
29 Fahrer klassiert.