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Kommen die NHL-Stars? Diese Frage dominierte monatelang die Diskussionen um das olympische Eishockeyturnier. Die NHL-Stars sind nicht dabei – und inzwischen kümmert es niemanden mehr. René Fasel, der Präsident des Internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) und IOC-Mitglied sagt es so: «Die Spezialisten beklagen wegen der Absenz der besten Spieler fehlende Qualität. Aber Eishockey lebt auch von den Emotionen. Und die haben wir hier. Auch dank dem überraschenden Erfolg der Deutschen.»
Für den welthöchsten Hockey-Funktionär ist die Teilnahme der NHL-Stars nicht mehr ein zentrales Thema. Ob die NHL die Spieler fürs nächste Turnier 2022 in Peking freigibt ist gemäss René Fasel mehr als fraglich. «Die NHL wird ganz andere Probleme haben. Ich schliesse einen erneuten Lockout nicht aus.»
Es sei sehr wohl möglich, dass die Spielergewerkschaft die Option zur vorzeitigen Kündigung des bis 2022 laufenden Vertrages im September 2019 einlösen werde. «Und dann wird die Diskussion um eine Freigabe der Spieler fürs olympische Turnier auf der Agenda ganz, ganz weit nach unten rutschen …»
Das lässt aufhorchen. Denn René Fasel ist durch seine vielen Kontakte mit NHL-General Gary Bettman und den Vertretern der NHL-Spielergewerkschaft mit den Stimmungen und Strömungen in der wichtigsten Liga der Welt gut vertraut.
Wenn die NHL 2022 in Peking nicht mitmacht, so wird sich das Bedauern in sehr engen Grenzen halten. Denn die NHL kostet viel Geld. Alleine für Versicherungen und Unterkunft musste das IOC bei den letzten Spielen 2014 in Sotschi 14 Millionen Dollar überweisen. Die IIHF legt noch einmal 6 Millionen für die «Players Lounge» und die ganze Gästebewirtung drauf.
Ohnehin nerven die NHL-Generäle beim olympischen Turnier durch Arroganz und Begehrlichkeiten. Gibt die NHL ihre Stars nicht frei, können weit über 10 Millionen Dollar eingespart werden.
So oder so wird aber der aktuelle «Turbo-Modus» beibehalten. Er ist wegen der NHL-Stars kreiert worden, um das Turnier so kurz wie möglich zu halten. René Fasel sagt: «Diesen Modus ändern wir nicht. Ein kurzes Turnier ist auch im Interesse der europäischen Ligen.»
In Europa lauert nun die grösste Gefahr für das olympische Turnier. So wie die NHL möchten auch die europäischen Ligen ihre Spieler nicht mehr freigeben und während der olympischen Pause durchspielen. René Fasel bestätigt diesen Trend: «Die Ligen drängen darauf, das olympische Eishockeyturnier mit Nachwuchsspielern zu bestreiten. Ähnlich wie beim olympischen Fussballturnier.»
Zum olympischen Kick sind primär Spieler unter 23 Jahren zugelassen. René Fasel sagt, die Alterslimite wäre im Eishockey tiefer als im Fussball. Es würde wohl ein U21- oder U20-Turnier. Mit dem Versuch, die NHL dazu zu bringen, die Spieler in dieser Altersklasse freizugeben. Was völlig unrealistisch ist.
Der oberste Hockey-Boss hält wenig bis gar nichts von solchen Ideen. Er ahnt, er weiss: so würde das olympische Turnier praktisch «zerstört». Das Interesse würde massiv zurückgehen, olympisches Eishockey-Gold wäre allenfalls noch aus Trompetengold.
Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum die IIHF auf einmal gegenüber den Klubs so spendabel ist. Zum ersten Mal in der Geschichte entschädigt der Internationale Eishockeyverband die Klubs direkt für jeden Spieler, der beim olympischen Turnier mitmacht.
10'000 Dollar pro Spieler! Das macht alleine für den SCB, der 13 seiner Stars hier im Einsatz hat bzw. hatte, satte 130'000 Dollar. René Fasel ergänzt: «Wir werden dafür besorgt sein, dass dieses Geld tatsächlich zu den Klubs geht und nicht von den Landesverbänden einkassiert wird.» So hat doch der SCB ein kleines «Trösterli», wenn Andrew Ebbett verletzt zurückkommen sollte. Der Kanadier hat in einem Interview bestätigt, dass er hier trotz einer «Unterkörperverletzung» spielt.
Die politische Durchsetzung einer Marginalisierung des olympischen Eishockeyturniers zu einem faden Nachwuchswettbewerb über den Weg des IIHF-Kongresses ist allerdings nicht so einfach. Nicht die Ligen sind stimmberechtigte Mitglieder des IIHF. Nach wie vor sind es die Landesverbände. Die werden zwar mehr und mehr von den Ligen dominiert. Aber eine Herabstufung des olympischen Turniers ist gegen das Interesse der nationalen Verbände, die für die Nationalmannschaften verantwortlich sind.
Die Wahrscheinlichkeit ist daher gross, dass wir 2022 in Peking das genau gleiche olympische Turnier haben werden wir hier: ohne NHL, mit dem gleichen Modus.
Aber einem kleinen Unterschied: die Schweiz war aufgrund ihrer Weltranglisten-Position (7.) direkt für diese Spiele qualifiziert. Inzwischen sind wir auf bestem Wege, diese direkte Qualifikation zu verlieren, die nur den Top 8 der Weltrangliste und dem Gastgeber zu. Wir müssten dann im Falle eines Falles den Umweg über ein olympisches Qualifikationsturnier nehmen. Was kein Nachteil sein muss. Die Deutschen haben sich über diesen Umweg für Pyeongchang qualifiziert.