Nach etwas hektischen fünf Minuten zu Beginn übernahmen die Schweizer im Duell gegen Ecuador schnell die Kontrolle und initiierten ein ruhiges Ballbesitzspiel. Dabei fokussierten sie sich besonders auf die rechte Seite, wo Behrami leicht hinter den aufrückenden Lichtsteiner herauskippte.
Im ersten Durchgang lief so gut wie jeder Angriff des Teams über diesen Mechanismus, was zwar eine konsequente Herangehensweise darstellte, aber auch etwas die Weiträumigkeit im Aufbau beschnitt.
Ecuador konnte sich gut darauf einstellen, nahm Inler und den jeweiligen Schweizer Zehner durch ihre Sechser in Mannorientierungen und verhinderte einfaches Vorwärtsspiel. Im zweiten Drittel des Platzes hatte Behrami, der gegenüber Inler ein weniger spieleinleitender Typ ist, mit seiner prominenten Rolle Probleme. Er bekam sehr viel Zeit gegen die Ketten Ecuadors und hätte in die Zwischenräume spielen können, suchte aber gerade in der Anfangsphase zu oft den simplen Diagonalball nach vorne.
Wenn die Schweizer aus diesen Stellungen vorrücken und sich einmal ins letzte Drittel des Spielfelds arbeiten konnten, spielten sie dort trotz einer wenig überzeugend scheinenden ersten Halbzeit sogar ganz gut. Einige Male gab es ordentliche Kombinationsansätze und einen Zentrumsfokus.
Mehrfach gelangten sie nahe an die letzte Linie in passive Zwischenräume, aber waren sich dort des Potentials dieser Stellungen nicht bewusst und spielten nicht druckvoll genug weiter.
Vor allem waren es also eine gewisse Inkonsequenz bei ihren Überladungen und ausserdem Probleme mit der Rollenverteilung, die die Schweizer Ansätze in diesen Szenen zunichte machten. So musste beispielsweise Xhaka oft für den umtriebigen Stocker nach links ausweichen und war deshalb bis auf gelegentliches Zusammenspiel mit Shaqiri kaum präsent.
Der Bayern-Spieler bewegte sich einige Male ins Zentrum und war dort an fast allen spielerisch guten Szenen des Teams direkt beteiligt, doch war auch dies nicht durchgehend gegeben. In der Spitze musste Drmic ebenso wie Xhaka viel ausweichen und konnte sich daher ebenso wenig beteiligen. Vor allem Stocker agierte allerdings unglücklich und konnte nur wenig Effektivität entwickeln, da er immer wieder etwas zu sehr an der letzten Linie und dort unbalanciert bei seinen Diagonalbewegungen agierte.
Wenn Xhaka und Shaqiri kurzzeitig auf links zusammenfanden und sich auch Inler einschaltete, entstanden die tendenziell besten Szenen, bei denen auch das Spiel in die Diagonale zielgerichteter genutzt wurde. Diese Ansätze hatten es aber besonders schwer, weil Ecuador geschickt verteidigte und die Schweizer Kombinationsversuche immer wieder mit unangenehmen, nahen Kompaktheiten abdrängte. Was doch durchkam, wurde von der anfangs starken Strafraumverteidigung oder dem sehr umsichtigen Gruezo auf der Sechs entschärft.
Dennoch waren die Schweizer in der ersten Halbzeit nicht wirklich das unterlegene Team. Schliesslich kontrollierten sie trotz ihrer Probleme das Spiel weitgehend ohne grössere Probleme, während die Ecuadorianer ihre schnellen Tempoangriffe kaum einmal entfesseln konnten. Entsprechend resultierte die südamerikanische Führung aus einer Standardsituation. Im Spielaufbau wussten die Blau-Gelben kaum zu überzeugen und nutzten das keinesfalls unüberwindbare, passive 4-4-1-1/4-2-3-1-Pressing der Schweizer nicht aus.
Immer wieder gab es ein schwaches Ausspielen und sinnlos überfrühte lange Bälle oder Verlagerungen bei Ecuador, die Hitzfelds Team die Verteidigung erleichterten. Allein durch vereinzelte Konter über die herausragende Dribbelstärke von Montero auf links oder durch seltenes Ausweichen von Caicedo hinter Rodríguez entwickelten sie ein wenig Gefahr. Allerdings kam das Ausweichen auch fast nur in der Anfangsphase zum Tragen, so dass bloss Aktionen über Montero blieben, der passenderweise den torbringenden Freistoss provozierte.
In der zweiten Halbzeit gelang den Schweizern durch den für Stocker eingewechselten Mehmedi der schnelle Ausgleich. Anschliessend öffnete sich das Spiel zwischen zwei 4-4-1-1-haften Ausrichtungen stärker und gewann an Tempo zwischen den Strafräumen. Während die Ecuadorianer immer wieder ihre schnellen Angriffe suchten und vor allem über Montero aufgrund des offenen Spielcharakters auch zu Möglichkeiten kamen, attackierten die Schweizer ebenfalls direkter über die linke Aussenbahn mit Mehmedi.
Zudem fand der nun meistens als Zehner (für den nach rechts gewechselten Xhaka) agierende Shaqiri einige Male Raum hinter dem gegnerischen Mittelfeld, das von Gruezo aber noch zusammengehalten werden konnte. Beim Siegtor in der Nachspielzeit wurde aber auch dieser überspielt und Behrami, der trotz Fouls einfach weiterlief, konnte mit einem Sprint durch die offenen Räume die entscheidende Überzahl auf links vorbereiten.
So gewann die Mannschaft von Ottmar Hitzfeld einen in der zweiten Halbzeit über weite Strecken offener gewordenen Match, weil sie die Räume kraftvoller und effektiver nutzten. Dennoch hatten sie ihr Ballbesitzspiel nicht vergessen und auch zuvor noch die eine oder andere Gelegenheit gehabt.